Inklusion
AWO kritisiert Vorschläge zur Intensivpflege scharf
![Ein junge Frau kümmert sich lächelnd um eine alte Frau Ein junge Frau kümmert sich lächelnd um eine alte Frau](/fileadmin/_processed_/0/9/csm_Pflege-F-Alexander-Raths_be9b080038.jpg)
Im Bundesgesundheitsministerium wurde am 11. September 2019 der Referentenentwurf für ein „Reha- und Intensivpflegestärkungsgesetz“ angehört. Die AWO lehnt einige der darin vorgesehenen Regelungen zur außerklinischen Intensivpflege als „Freiheitsentzug für Menschen mit Behinderungen“ entschieden ab. Lediglich bei Versicherten unter 18 Jahren wird die Pflege außerhalb der eigenen Häuslichkeit in der Regel als nicht zumutbar angesehen.
13.09.2019
Im Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass außerklinische Intensivpflege und damit auch außerklinische Beatmung nur noch dann zu Hause erbracht werden können, wenn eine Erbringung in einer vollstationären Pflegeeinrichtung oder in einer neu zu schaffenden speziellen Wohneinheit nicht möglich oder nicht zumutbar ist. Nur bei Versicherten bis zum vollendeten 18. Lebensjahr wird die Pflege außerhalb der eigenen Häuslichkeit in der Regel als nicht zumutbar angesehen.
Dazu erklärt Brigitte Döcker, Mitglied des AWO Bundesvorstandes: „Der Gesetzesentwurf beschneidet die Rechte von Menschen mit Behinderungen, wirft das Bemühen um Inklusion und Teilhabe weit zurück und kann in letzter Konsequenz sogar lebensbedrohliche Auswirkungen haben.“
Viele Menschen mit Behinderungen leben schon heute dank des medizinischen und technischen Fortschritts mit außerklinischer Beatmung im eigenen Zuhause. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit der Ratifizierung der UN Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 gemäß Artikel 19 verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen mit Behinderungen ihren Wohnort frei wählen können und nicht verpflichtet werden, in besonderen Wohnformen zu leben. Das geplante Gesetz würde unzähligen Menschen diese Freiheit nehmen.
Es bleibt zu befürchten, dass durch die geplante Regelung in Zukunft die meisten erwachsenen Menschen, die auf Beatmung angewiesen sind oder sein werden, nicht mehr frei wählen können, wo sie wohnen, sondern zum Umzug in eine spezialisierte Einrichtung gezwungen werden, weil das als zumutbar angesehen wird. Daran ändert auch der geplante Bestandsschutz für bereits jetzt im eigenen Zuhause beatmete Menschen nichts. Und noch viel besorgniserregender: Menschen mit einer fortschreitenden Erkrankung könnten eine nötige Beatmung hinauszögern, weil sie Angst haben, aus ihrem gewohnten Lebensumfeld herausgerissen zu werden.
„Die geplante Reform soll zu einer besseren Qualität der Intensivpflege beitragen. Stattdessen erschwert sie das Leben der Betroffenen massiv. Für sie bedeutet es de facto Freiheitsentzug. Das ist untragbar“, so Döcker.
Quelle: AWO Bundesverband e.V. vom 11.09.2019
Termine zum Thema
-
12.09.2024
Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der Kinder- und Jugendhilfe – Herausforderungen an einen inklusiven Kinderschutz
-
12.09.2024
Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der Kinder- und Jugendhilfe – Herausforderungen an einen inklusiven Kinderschutz
-
16.10.2024
Inklusive Organisationsentwicklung in der stationären Erziehungshilfe Impulse zur inklusiven Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe
-
24.10.2024
Die Perspektive eines öffentlichen Trägers Impulse zur inklusiven Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe
-
29.10.2024
„Mir fehlen die Worte“ – Schwierige Sachverhalte mit Kindern in der Kinder- und Jugendhilfe thematisieren
Materialien zum Thema
-
Artikel / Aufsatz
„Was auf die Ohren?! – Kreativ und kritisch mit Hörmedien in der Medienpädagogik“
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Verfahrenslotsen und Teilhabeberatung (EUTB) – vergleichende Betrachtung und Kooperationsansätze
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen - Stellungnahme zum Referent*innenentwurf des BMFSFJ vom 28. März 2024
-
Broschüre
Listen to us! Einblicke in die „Pflegekinderhilfe“ Hearing mit jungen Menschen, Eltern, Pflegeeltern und Fachpolitiker*innen im Deutschen Bundestag
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Seminarkonzept – Kinderrechtebasierte Demokratiebildung Konzept, Unterrichtsimpulse und Materialien zur Verankerung kinderrechtebasierter Demokratiebildung in der fachschulischen Ausbildung pädagogischer Fachkräfte
Projekte zum Thema
Institutionen zum Thema
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
miteinanderleben e.V.
-
Sonstige
Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
-
Sonstige
Graf Recke Stiftung
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Campus Weiterbildung der HAW Hamburg