Frankreich

Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum von Jugendlichen während Corona

Der Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum unter französischen Jugendlichen hat in den vergangenen zehn Jahren abgenommen, insbesondere zwischen 2018 und 2021 sowie nach dem Ausbruch von COVID-19 im Jahr 2020. So lautet das Fazit der Studie von WHO/Europa über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie).

10.01.2023

Wie überall in der Europäischen Region haben die Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie auch in Frankreich das Leben der Jugendlichen aus den Fugen gebracht. Die Schulschließungen in den Jahren 2020 und 2021 haben ihren Unterricht und ihr Lernen, aber auch ihre Geselligkeit beeinträchtigt, indem sie von Gleichaltrigen und damit der wichtigsten sozialen Umgebung in diesem Alter ferngehalten wurden.

Im ersten Quartal 2021 beantworteten 1972 Neuntklässler aus staatlichen und privaten Schulen die nationale Umfrage über Gesundheitsverhalten und Substanzgebrauch von Jugendlichen (EnCLASS). Das Projekt EnCLASS ist mit der HBSC-Studie in Frankreich verknüpft und wird vom Bildungsministerium und von der Nationalen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (OFDT) unterstützt. Es wird in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Gesundheits- und Medizinforschung (Inserm) und dem Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit (EHESP) durchgeführt.

In der Umfrage werden verschiedene Arten von Gesundheitsverhalten untersucht, darunter auch der Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum. Es stellte sich heraus, dass die Pandemie in Frankreich erhebliche Auswirkungen auf diese Verhaltensweisen von Jugendlichen hatte.

Entwicklung des Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsums unter Jugendlichen

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Alkohol weiter die am häufigsten konsumierte Substanz unter französischen Jugendlichen ist: so hatten 2021 zwei Drittel der Neuntklässler schon einmal Alkohol konsumiert. Doch diese Zahl ist der niedrigste seit 2010 registrierte Wert, wobei 60% des Rückgangs insgesamt auf die Zeit zwischen 2018 und 2021 entfielen. Besonders auffallend war, dass der Anteil der Neuntklässler, die noch nie Alkohol probiert hatten, sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat.

„Diese positiven Trends verdeutlichen, wie die soziale Interaktion unter jungen Menschen sich auf den Substanzmissbrauch auswirken kann, aber auch das Potenzial gezielter Konzepte und Kampagnen“, erklärte Dr. Emmanuelle Godeau, eine der leitenden Wissenschaftlerinnen im Rahmen des Projekts EnCLASS und der HBSC-Studie in Frankreich und Mitglied des EHESP. Sie fügte hinzu: „Der stetige Rückgang des Tabak- und Alkoholkonsums unter Jugendlichen in Frankreich ist auch das Ergebnis erfolgreicher staatlicher Konzepte und Strategien wie der Entnormalisierung des Rauchens.“

„Die Ergebnisse verdeutlichen, wie die Pandemie den Rückgang des Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsums unter französischen Jugendlichen beschleunigt hat“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Dies beweist, wie wichtig kluge Konzepte sind und wie unsere Umwelt unser Verhalten prägt. Gleichzeitig werfen die Ergebnisse die Frage auf, inwieweit die Pandemie sich auf die Gesundheit der jungen Menschen insgesamt ausgewirkt hat. Es ist unbedingt notwendig, dass die Politik diese Auswirkungen prüft, egal, ob sie die Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen.“

Die deutlichste Sprache sprechen die Ergebnisse der Studie beim Rauchen. So sank der Konsum von Zigaretten und generell Tabak erheblich. 2021 lag der Anteil der Jugendlichen, die mindestens einmal Tabakzigaretten geraucht hatten, bei gut 29,1%, verglichen mit 37,5% 2018 und fast 52% 2010. Ebenso sank der Anteil der aktuellen Konsumenten von Zigaretten (mindestens eine Zigarette in den vergangenen 30 Tagen) von 13,6% (2018) auf 10,2% (2021). Die neuen Untersuchungen zeigen, dass anders als bei Tabakzigaretten der Konsum von E-Zigaretten zwischen 2018 und 2021 unverändert blieb. Bedenklicherweise erfreuen sich E-Zigaretten unter französischen Jugendlichen wachsender Beliebtheit: so ist der Anteil derer, die schon einmal E-Zigaretten probiert haben, höher als der Anteil derjenigen, die schon einmal Tabak probiert haben.

Ähnlich wie Tabak- und Alkoholkonsum sinkt auch der Cannabiskonsum rapide. 2021 hatten 9,1% der Schüler es schon einmal probiert – nur noch gut ein Drittel so viele wie 2010 (23,9%).

Gezielte Konzepte bewirken Verhaltensänderung

Die Ergebnisse dieser neuesten in Frankreich durchgeführten Erhebung sind teilweise auf die allgemeinen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zurückzuführen, insbesondere auf die sozialen Restriktionen, wie sie 2020 und weitgehend 2021 in großen Teilen der Europäischen Region galten.

„Durch die begrenzten Möglichkeiten, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und zu feiern, gingen auch Gelegenheiten zum Einstieg und zum Substanzgebrauch verloren, deshalb der Rückgang beim Konsum, sogar für Alkohol, weil der in diesem Alter selten allein getrunken wird“, erklärte Stanislas Spilka vom OFDT, einer der anderen leitenden Wissenschaftler im Rahmen des Projekts EnCLASS.

Kluge Konzepte auf der kommunalen und nationalen Ebene können wirksam dafür sorgen, dass die bei der Förderung von Wohlbefinden und gesünderen Verhaltensweisen erzielten Zugewinne sich auf Dauer aufrechterhalten lassen.

Über die HBSC-Studie

Die HBSC-Studie ist eine länderübergreifende Studie über Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen in Europa und Nordamerika, die in enger Zusammenarbeit mit WHO/Europa durchgeführt wird. Sie findet alle vier Jahre in den Altersgruppen der 11-, 13- und 15-Jährigen statt.

Die Umfrage in Frankreich war eine von zahlreichen Untersuchungen auf nationaler Ebene während der COVID-19-Pandemie in Ländern der Europäischen Region, die WHO/Europa in den nächsten Monaten veröffentlichen wird.

Quelle: World Health Organization (WHO) vom 16.12.2022

Redaktion: Silja Indolfo

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