Stellungnahme

Abschiebungen sind kein Thema für ein Kinderbuch – sie verstoßen gegen Kinderrechte

Bereits 2023 veröffentlichte die EU-Grenzagentur Frontex ein Buch für Kinder, die bald abgeschoben werden sollen. In dem „Kinderbuch“ wird der Abschiebungsprozess stark verharmlosend dargestellt. Aufmerksamkeit erlangte es erst 2025, durch einen Post in den Sozialen Medien. Der Bundesfachverband Minderjährigkeit und Flucht (BuMF) e.V. nimmt dazu Stellung.

04.07.2025

Der Bundesfachverband Minderjährigkeit und Flucht (BuMF) e.V. kritisiert die Veröffentlichung eines Kinderbuches durch Frontex, in dem Abschiebungen als freundliche Reisegeschichte dargestellt werden. Der BuMF sieht darin einen zynischen Versuch, ein gewaltvolles und oft traumatisierendes Geschehen zu verharmlosen. Abschiebungen bedeuten für Kinder und Jugendliche den Verlust von Sicherheit, Zuhause, Freundschaften und den Abbruch von Bildungswegen. Sie bedeuten Ausgrenzung, existenzielle Not und in vielen Fällen die Rückkehr in Länder, in denen die betroffenen Kinder nie gelebt haben – häufig unter Gefährdung ihres Wohlergehens.

Ein solches Vorgehen widerspricht den Grundprinzipien der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK), insbesondere dem in Art. 3 Abs. 1 UN-KRK verankerten Vorrang des Kindeswohls. Abschiebungen stellen regelmäßig eine Verletzung von Kinderrechten dar und sind mit einem umfassenden Kinderschutz nicht vereinbar.

Auf Nachfrage von Correctiv erklärte Frontex, man habe die Publikation entwickelt, um Kinder in einem „schwierigen Übergang“ zu unterstützen („to support children during a difficult transition“). Zwar wird im Buch die UN-KRK erwähnt – dies bleibt jedoch reine Fassadenmalerei. Kinder dürfen in das Buch ihre Gefühle eintragen, erhalten aber keinerlei Möglichkeit, ihr Recht auf Mitbestimmung und Beteiligung tatsächlich wahrzunehmen.

Der BuMF fordert:

  • Ein uneingeschränktes Kindeswohlprinzip – auch im Aufenthaltsrecht.
    Eine Abschiebung entspricht niemals dem Kindeswohl. Kinder dürfen nicht abgeschoben werden.
  • Keine Verharmlosung von Abschiebungen.
    Abschiebungen sind gewaltvolle Eingriffe – keine spannenden Abenteuer. Es ist zynisch, Kindern eine solch beschönigende Erzählung zu präsentieren.
  • Rechte statt Symbolpolitik.
    Kinder haben das Recht auf Schutz, Beteiligung und sichere Lebensperspektiven – keine Scheinpartizipation in angeblich kindgerecht gestalteten Heften.
  • Bildung, die Kinder stärkt – nicht manipuliert.
    Pädagogische Materialien müssen Kinderrechte fördern, nicht staatliche Gewalt verharmlosen.

Quelle: Bundesfachverband Minderjährigkeit und Flucht (BuMF) e.V. vom 19.06.2025

Redaktion: Zola Kappauf