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Unbezahlte Praktika verschärfen die Ungleichheit unter jungen Menschen

Eine neue Studie des Europäischen Jugendforums zeigt die finanziellen, sozialen und psychischen Kosten, die ein unbezahltes Praktikum mit sich bringt. Für viele junge Menschen innerhalb Europas sind diese Praktika jedoch entscheidend, um einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden.

30.01.2023

Eine neue Studie des Europäischen Jugendforums “The Costs of Unpaid Internships” zeigt, dass ein unbezahltes Praktikum den durchschnittlichen jungen Menschen in Europa mehr als 1000 Euro pro Monat kostet. Da viele Praktika sechs Monate dauern, beläuft sich der Gesamtbetrag, den ein junger Mensch aufwenden muss, um seine Beschäftigung zu subventionieren, auf über 6000 € pro Praktikum. Forscher:innen gehen davon aus, dass diese Zahl im Jahr 2023 aufgrund der Lebenshaltungskostenkrise in Europa noch höher sein wird.

345 junge Menschen wurden zu ihrer finanziellen Situation während eines Praktikums befragt. Fast 70 % der Befragten gaben an, dass sie sich unbezahlte Arbeit in den nächsten sechs Monaten nicht leisten können. Ob sich junge Menschen ein unbezahltes Praktikum leisten können, hängt vor allem von ihrer sozioökonomischen Stellung ab. 

María Rodríguez Alcázar, die Präsidentin des Europäischen Jugendforums, betonte: 

„Unsere Untersuchung zeigt, wie unbezahlte Praktika die Ungleichheit zwischen jungen Menschen mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund vertiefen, den Familien untragbare Kosten aufbürden, die psychische Gesundheit junger Menschen bedrohen und zu ungerechten Verzerrungen auf dem Arbeitsmarkt führen.“

Ein weiteres auffälliges Ergebnis ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) angaben, mindestens zwei unbezahlte Praktika absolviert zu haben, bevor sie eine bezahlte Stelle fanden. Das Jugendforum warnt vor diesem Zyklus von unbezahlten Praktika.

Praktika verstärken soziale Ungleichheiten

Eine weitere Schlussfolgerung der Studie ist, dass es für junge Menschen aus marginalisierten Verhältnissen schwieriger ist, ein bezahltes Praktikum zu absolvieren, was dazu führt, dass sie schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Dies wurde durch den Vergleich eines durchschnittlichen Gehalts mit niedrigem Einkommen in jedem europäischen Land mit einem von den Forschern als „Ramen Noodles only“-Budget definierten Budget deutlich. Dieses Budget umfasst die durchschnittlichen monatlichen Lebenshaltungskosten eines jungen Menschen, die nur das Nötigste umfassen, wie Miete, Lebensmittel, Transport und andere typische tägliche Ausgaben.

Im Durchschnitt sollte ein junger Mensch mit einem geringen Einkommen in der Lage sein, sich ein „Ramen Noodles only“-Budget zu leisten und am Ende des Monats immer noch ein freies Einkommen von 175 € zu haben, so das Europäische Jugendforum. Aber in 12 von 27 EU-Ländern reiche das durchschnittliche Einkommen nicht aus, um die Grundausgaben vollständig zu decken.

Zusätzliche Kosten für unbezahlte Praktika

Zusätzlich zu den unmittelbaren Kosten ermittelten die Forscher:innen weitere Kosten für junge Praktikant:innen. Oft können Praktikant:innen keine Sozialleistungen in Anspruch nehmen. Viele berichten von unsicheren Arbeitsbedingungen, zum Beispiel, dass sie keinen unterzeichneten Praktikumsvertrag haben.

Viele junge Menschen versuchen die Kosten für die unentgeltliche Arbeit mit einem Zweitjob aufzufangen. Die Forscher:innen weisen jedoch darauf hin, dass ein Zweitjob ebenfalls Kosten verursachen kann und nicht unbedingt eine wünschenswerte Alternative bietet. Überlange Arbeitszeiten führen zu Stress, Angstzuständen und einer allgemeinen Verschlechterung des psychischen Gesundheitszustands. Folglich berichten viele junge Menschen von finanziellen Problemen, psychischen Herausforderungen und dem Gefühl von Wertlosigkeit am Arbeitsplatz.

Quelle: European Youth Forum vom 16.01.2023

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