Sexualisierte Gewalt
Schutz von Kindern in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe
Am 18. November 2022 jährte sich der „Europäische Tag zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung und sexueller Gewalt“ zum achten Mal. Die Initiative will Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten gegenüber allen Formen sexueller Gewalt an Kindern sensibilisieren und diese bekämpfen. Der Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. äußerte sich dazu.
28.11.2022
„Die Notwendigkeit der Bekämpfung sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen hat seit 2015 kein Stück an Wichtigkeit verloren. Im Gegenteil: Es bleibt noch immer viel zu tun“, so Martin Adam, Präsident des Bundesverbandes privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. (VPK). Seit Jahren werden viele tausend Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs zur Anzeige gebracht. Doch das ist nur das polizeiliche Hellfeld. Das Dunkelfeld ist um ein Vielfaches größer. Schätzungen zufolge sind ein bis zwei Kinder pro Schulklasse von sexueller Gewalt betroffen. Dennoch halten viele Erwachsene sexuelle Gewalt in ihrem privaten Umfeld für unwahrscheinlich. Eine im vergangenen Jahr durchgeführte FORSA-Umfrage hat ergeben, dass es zwar fast 90 % der Befragten für wahrscheinlich halten, dass sexualisierte Gewalt vor allem in Familien stattfindet. Gleichzeitig aber halten es 85 % von ihnen für unwahrscheinlich oder ausgeschlossen, dass diese in der eigenen Familie passiert oder passieren kann.
Mit der Kampagne „Schieb den Gedanken nicht weg!“ hat Kerstin Claus, die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“ nun ein neues, deutliches Zeichen gesetzt, um mehr Wahrnehmung und Akzeptanz für die Nöte betroffener Kinder zu schaffen und diese insbesondere vor sexuellen Übergriffen im direkten, familiären Umfeld zu schützen. Der VPK unterstützt dieses Anliegen. „Der Schutz von jungen Menschen vor jeglicher Art von Gewalt, insbesondere auch im direkten persönlichen Umfeld, geht jede und jeden von uns an und kann nur gemeinsam gelingen. Wir alle müssen hinsehen, handeln und mutiger sein“, so Martin Adam.
Stationäre Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sind besondere Schutzorte
Als besondere Schutzorte bieten stationäre Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe von sexueller Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen ein temporäres neues Zuhause. Gemeinsam mit anderen jungen Menschen, die ihre Herkunftsfamilien aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen mussten, erfahren sie in den Einrichtungen Zuwendung, Beratung und Unterstützung auf dem Weg in ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben. Aktuell stehen viele Einrichtungen jedoch vor großen Herausforderungen. Nach der Pandemie sehen sie sich heute vor allem durch den stetig zunehmenden Fachkräftemangel, aber auch durch die in der Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stark steigenden Energiekosten besonders belastet. Die Unterbringung vieler geflüchteter junger Menschen, immer mehr Inobhutnahmen insbesondere kleiner Kinder sowie eine deutlich zunehmende Zahl an Kindern und Jugendlichen, die mit besonderen psychischen Auffälligkeiten in die Einrichtungen kommen, tragen ihr Übriges bei.
„Die Einrichtungen sind an der Grenze des Machbaren angekommen“, so Martin Adam, selbst Leiter einer stationären Jugendhilfeeinrichtung in Offenburg. „Dabei ist ihre Arbeit unverzichtbar. Alle Kinder und Jugendlichen in unserem Land müssen gesehen, gehört und geschützt werden. Sie benötigen unsere Unterstützung, unseren Rückhalt und verlässliche Strukturen, die sie auffangen, wenn sie in Not geraten sind. Der heutige Tag soll uns Anlass dazu geben, die Bedürfnisse von jungen Menschen wieder stärker in den Blick zu nehmen und gemeinsam alles dafür zu tun, damit diesen ein unbeschwertes Aufwachsen fernab jeglicher Gewalt ermöglicht wird“, so Adam abschließend
Quelle: Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. (VPK) vom 18.11.2022
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