Postmigrantisches Netzwerk
Rassismus macht psychisch krank – Gesundheitsversorgung darf Betroffene nicht länger alleine lassen
![Eine Jugendliche mit dunkler Hautfarbe schaut traurig zur Seite und hat ihren Kopf auf dem Arm gestützt, im Hintergrund sind gestikulierende Erwachsen zu sehen Eine Jugendliche mit dunkler Hautfarbe schaut traurig zur Seite und hat ihren Kopf auf dem Arm gestützt, im Hintergrund sind gestikulierende Erwachsen zu sehen](/fileadmin/_processed_/9/5/csm_image-from-rawpixel-id-527717-jpeg_7bc238db6b.jpg)
Der Zusammenhang von Rassismuserfahrungen und psychischer Gesundheit wird nicht ernst genommen. Dabei liefern mehrere Studien deutliche Hinweise auf eine schlechtere psychische Gesundheit von Menschen, die rassistische Diskriminierung erfahren. Die neuen deutschen organisationen. das postmigrantische netzwerk (ndo) fordern dringend eine vertiefte Auseinandersetzung mit Rassismus und dessen gesundheitlichen Auswirkungen, sensibilisiertes Fachpersonal und Angebote für Betroffene.
27.10.2021
Schwarze Menschen, Personen of Color und (Post)migrant/-innen erfahren laut ndo täglich Rassismus und sind im Vergleich zur weißen Mehrheitsgesellschaft besonders häufig psychosozialen Belastungen ausgesetzt, die das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel Lebenserfahrungen wie Migration und Flucht, Armut, Arbeitslosigkeit, schlechte Wohnsituation, Diskriminierung und „Ausländer/-innenfeindlichkeit“.
Auswirkungen durch Corona
2020 kam die Corona-Pandemie als Faktor dazu, der sich insbesondere belastend auf Kinder und Jugendliche auswirkt. Aus einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung geht hervor, dass bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund der Anteil mit depressiven Symptomen in der Pandemie von 9 Prozent auf 21 Prozent anstieg, während er sich bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte von 11 Prozent auf 33 Prozent verdreifachte. Repräsentative Studien, die den direkten Zusammenhang von Rassismus und der mentalen Gesundheit von BPoC darstellen oder konkret aufzeigen, wie institutioneller Rassismus im Gesundheitswesen funktioniert, fehlen in Deutschland immer noch. Dabei sind die psychischen Folgen von Rassismus in der internationalen Forschung längst belegt, wie beispielsweise die Entwicklung von affektiven, psychotischen oder Substanzgebrauchsstörungen.
Interkulturelle Öffnung in Deutschland
Aktuelle Vorstöße beschäftigen sich vorrangig mit einer interkulturellen Kompetenz des Fachpersonals im Rahmen einer interkulturellen Öffnung in Deutschland. Dies greift aber laut ndo nicht weit genug und lässt bestimmte Personengruppen mit Rassismuserfahrungen außer Acht. In den verschiedenen psychologischen Ausbildungen erhält Rassismus als Risikofaktor keine oder zu wenig Beachtung, was zur Folge hat, dass die Mehrheit von Therapeut(-inn)en, psychologischen Berater(-inne)n und Coaches in Deutschland nicht rassismussensibel qualifiziert sind. Um die notwendige Hilfe zu gewährleisten, müssen Hürden im Gesundheitssystem abgebaut werden, sowie Therapeut(-inn)en und Fachpersonal im Rahmen ihrer Ausbildung befähigt werden, die spezifischen Bedarfe und Belastungen von BPoC zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Die hohe Überlastung der wenigen BPoC-Therapeut(-inn)en in Deutschland zeigt den dringenden Bedarf an rassismussensiblen Beratungs- und Behandlungsangeboten.
Handlungsbedarf
Dringenden Handlungsbedarf sieht u.a. auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. und empfiehlt eine vertiefte Auseinandersetzung mit Rassismus und dessen Auswirkungen auf fachlicher Ebene sowie ein qualifiziertes therapeutisches und zugängliches Angebot für Menschen mit Rassismuserfahrungen. Die ndo schließen sich der Forderungen des Bundesfachnetz Gesundheit&Rassismus an und fordert explizit von der kommenden Bundesregierung und dem Kabinettsausschuss gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Maßnahmen in die Wege zu leiten, die nicht nur Rassismus im Gesundheitssystem selbst bekämpfen, sondern BPoC mit ihrer notwendigen psychischen Gesundheitsversorgung nicht länger allein lassen.
Quelle: neue deutsche organisationen. das postmigrantische netzwerk vom 25.10.2021
Termine zum Thema
-
03.07.2024
„Ich bin doch nicht rassistisch, oder?!“ Perspektiven und Impulse zu kritischem Weißsein in der Jugendarbeit
-
17.07.2024
„Kein Raum für Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit! – Wie der Nahostkonflikt Rassismus verschärft und was wir dagegen tun können“
-
03.09.2024
Fachkräftequalifizierung "Grenzenlose Jungs*"
-
27.09.2024
BundesNetzwerktreffen Kinder- und Jugenbeteiligung 2024
-
04.11.2024
Betzavta – Demokratie erleben und lernen
Materialien zum Thema
-
Broschüre
„An alle gedacht?! – Medienpädagogik intersektional gestalten und Beteiligung aller ermöglichen“
-
Broschüre
Kinder- und Jugendhilfe in der Krise – Zur Frage der Rechtmäßigkeit pauschaler Standardabsenkung bei (vorläufiger) Inobhutnahme und Hilfegewährung für geflüchtete unbegleitete Minderjährige
-
Broschüre
Mitsprechen, mitbestimmen, mitgestalten – Praxiswissen zu Beteiligung in der Heimerziehung (SOS kompakt, Ausgabe 8)
-
Zeitschrift / Periodikum
Außerschulische Bildung 1/2024: Meinungsfreiheit und Protest
-
Expertise / Gutachten
JAdigital-Expertise: "Digitalisierung im Rahmen der Psychotherapie"
Projekte zum Thema
-
Schulen
Bewegungs-Pass an Grundschulen
-
Ein Projekt der Forschungssektion für Familienforschung und Psychotherapie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) - Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe
CHIMPS-NET
-
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Medizinische Kinderschutzhotline
-
Zukunftswerkstatt Rückenwind e. V.
Fugee Angels
-
Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg e. V.
Fugees-Akademie
Institutionen zum Thema
-
Oberste Landesjugendbehörde
Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstsein
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Jugendmigrationsdienst Nürnberger Land Internationaler Bund e.V.
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Bunte Feuer GmbH
-
Sonstige
Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Kompetenz Jugendhilfe gGmbH