Children of Prisoners Europe
Nicht mein Verbrechen, trotzdem meine Strafe


Das Mitglied des Netzwerkes Eurochild, COPE (Children of Prisoners Europe), sammelt in der Kampagne „Not my crime, still my sentence“ (Nicht mein Verbrechen, trotzdem meine Strafe) die Erfahrungen von Kindern inhaftierter Eltern. Schätzungsweise 2,1 Millionen Kinder sind in den europäischen Ländern täglich von einem inhaftierten Elternteil getrennt. Diese Kinder müssen nicht nur die Trennung von ihrem Elternteil verkraften, sondern sind auch von Stigmatisierung, Instabilität, Armut und Gewalt bedroht. COPE hat Stimmen der Kinder in zwei Publikationen zusammengetragen.
17.11.2022
„It's time to act“
Die Kinder wurden gebeten, einen Artikel aus der Empfehlung CM/Rec(2018)5 des Europarats auszuwählen, der ihnen am meisten bedeutet, ein paar Worte zu schreiben und eine Zeichnung anzufertigen, um zu erklären, warum sie diesen Artikel ausgewählt haben. Die Antworten wurden in der Publikation „It's time to act“ zusammengefasst. Einige Beispiele:
- „Manchmal ist es kalt und wir müssen lange an den Bushaltestellen warten. Wir brauchen drei Stunden für eine Strecke. Ich habe das Gefühl, dass ich durch halb Polen fahre, um meine Mutter zu treffen.“ – Ula, 13 Jahre, Polen
- „... Es ist nicht die Schuld der Kinder, dass ihre Eltern im Gefängnis sitzen, also sollten sie nicht die einzigen sein, die etwas verpassen. Ich würde gerne meine Eltern an meinem Geburtstag sehen.“ – Zac, 9 Jahre, England
- „Ich habe Angst, ins Gefängnis zu gehen, wenn die Wärter wütend sind. Gefängnisbesuche sollten den Kindern mehr Spaß machen.“ – Tinja, 7 Jahre, Finnland
Veränderungen in der Welt der Pandemie
Die Maßnahmen und Beschränkungen zur Begrenzung der Ausbreitung von COVID-19 haben sich erheblich auf Kinder ausgewirkt, deren Eltern im Gefängnis sitzen. Mit der Aussetzung der persönlichen Besuche in den Gefängnissen und trotz der Maßnahmen zur Erleichterung der Kontinuität der Eltern-Kind-Beziehung (insbesondere Videobesuche) hatten einige Kinder fast ein Jahr lang keinen persönlichen Kontakt oder konnten ihre Eltern nicht umarmen. Selbst als im Sommer 2020 und 2021 die meisten Einschränkungen für die Öffentlichkeit aufgehoben wurden und die Menschen sich in Restaurants versammeln und ins Kino gehen konnten, war es vielen Kindern immer noch nicht möglich, ihre Eltern zu besuchen.
In der Publikation „‘Not my crime, still my sentence’ – A kaleidoscope for change in the pandemic world“ berichten Kinder von ihren Erfahrungen, zum Beispiel so:
„Das Gefängnis hat während der Pandemie nichts getan. Mein Vater unterrichtet mich gut, es hilft mir moralisch, wenn ich mit ihm spreche.“ – Mihai, alt, 11 Jahre, Rumänien
„Ich hatte überhaupt keine Möglichkeit, meinen Vater zu besuchen, und es gab auch keine Lösung für ein Treffen über Skype.“ – Junge, 15 Jahre alt, Norwegen
„Ich wollte ihn immer besuchen, immer, sogar während der Korona, wir hätten einen Bildschirm zwischen uns haben können und uns nur einmal umarmen.“ – Junge, 8 Jahre, Rumänien
Situation in Deutschland
In Deutschland sind schätzungsweise jährlich 100.000 minderjährige Kinder von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen. Mehr als Zweidrittel der Kinder von Inhaftierten berichten über negative psychische und physische Folgen, die nur selten von Hilfesystemen aufgefangen werden können. Ein großes Problem dabei liegt in der fehlenden Vernetzung zwischen den Systemen der Justiz und der Kinder- und Jugendhilfe. In Berlin wurde jüngst eine Koordinierungsstelle geschaffen, die diesen Problemen entgegenwirken soll.
Quelle: Eurochild vom 03.11.2022
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