Studie

Neue Wege in der Geburtskohortenforschung

Vor über 20 Jahren startete die Millenium Cohort Study, eine Langzeitstudie, die die Lebensverläufe von über 19.000 Menschen im Vereinigten Königreich begleitete. Nun könnte eine neue Ära der Geburtskohortenforschung anbrechen. Das University College London präsentierte die Early Life Cohort Feasibility Study (ELC-FS), die eine neue Grundlage für die britische Geburtskohortenstudie schaffen soll.

08.08.2024

Die ELC-FS, die vom Zentrum für Längsschnittstudien am University College London geleitet wird, erhebt derzeit Informationen über mehrere tausend Babys im Alter von 8-10 Monaten und ihre Familien. Zudem testet sie innovative methodische Ansätze, um die Machbarkeit einer umfassenden neuen längsschnittlichen Großstudie zu prüfen. Calderwood, Co-Direktorin der ELC-FS, präsentierte in ihrer LIfBi Lecture Mitte Juli in Bamberg wissenschaftliche und methodische Neuerungen der Machbarkeitsstudie.

Innovative Methoden zur Erreichung schwer zugänglicher Gruppen

Um insbesondere ethnische Minderheiten und Familien mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status zu erreichen, wurden für die Rekrutierung erstmals die Geburten- und Gesundheitsregister aller UK-Länder herangezogen. Neben Feldtests, die mit unterschiedlichen monetären und nicht-monetären Anreizen sowie mit verschiedenen Formen datenschutzrechtlicher Einverständniserklärungen arbeiteten, wurde beispielsweise anhand einer kleineren Teilnehmendengruppe getestet, ob die zusätzliche Entnahme von Speichelproben die Teilnahmebereitschaft senkt.

Besonders aufwendig gestalteten sich kleinere Feldtests, in denen für Surveys bisher nicht etablierte Verfahren wie Eye-Tracking und mobile EEGs sowie Langzeitaufnahmen zur Sprachumgebung erprobt wurden. Ziel war es, sowohl die Akzeptanz bei den Befragten zu erfassen als auch die Qualität der Messungen durch geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Feldagenturen zu bewerten.

Rund um den Besuch von Professorin Calderwood und ihrer Mitarbeiterin Laurel Fish nutzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Arbeitsbereiche des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) die Gelegenheit zum Austausch mit den britischen Wissenschaftlerinnen. Besonders wertvoll können sich die im Vereinten Königreich gewonnenen Erfahrungen für die Vorbereitung der neuen NEPS-Startkohorte SC7 zur Frühen Bildung erweisen. Und insbesondere die methodischen Experimente im Bereich des Studienmanagements – beispielsweise zur Incentivierung, zum Einwilligungsmanagement oder zum spezifischen Schulungsbedarf der Interviewerinnen und Interviewer für die Nutzung neurowissenschaftlicher Technologien – liefern für die Arbeit am LIfBi wertvolle Impulse.

Weitere Informationen

Quelle: Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) vom 30.07.2024

Redaktion: Paula Joseph

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