Deutsches Kinderhilfswerk
Kritik am „Corona-Aufholpaket“ für Kinder


Das Deutsche Kinderhilfswerk kritisiert im Vorfeld der Sitzung des Bundeskabinetts das von der Bundesregierung geplante „Corona-Aufholpaket“ für Kinder und Jugendliche als völlig unzureichend.
05.05.2021
„Natürlich hört sich ein Zwei-Milliarden-Programm erst einmal gut an, aber im Endeffekt werden damit weniger als 150 Euro pro Kind in die Hand genommen. Das wird bei Weitem nicht ausreichen, um auch nur annähernd die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen zur Bewältigung der Corona-Pandemie zu decken. Dafür sind die Befunde der Studien über die Auswirkungen der Pandemie auf die physische und psychische Verfassung unserer Kinder zu gravierend. Und wenn dann die Hälfte des Geldes unter Einbeziehung kommerzieller Nachhilfeeinrichtungen für die Kompensation der Versäumnisse der Schulen eingesetzt werden soll, ist das Paket in der Gesamtschau eher ein schlechter Witz. Denn von entscheidender Bedeutung sind langfristige und nachhaltige Investitionen in bereits bestehende Strukturen, die Krisenfestigkeit und die Digitalisierung von Schulen. Zudem braucht es jetzt außerschulische Angebote unter Einbezug erfahrener Akteure der Zivilgesellschaft und Jugendhilfe, die soziale Interaktion ermöglichen, Bewegungs- und Ernährungsangebote für Kinder und Jugendliche schaffen sowie eine Ansprechfunktion in schwierigen familiären Situationen bieten“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Das ‚Corona-Aufholpaket‘ ist im Endeffekt die Fortsetzung des leeren Versprechens ‚Schulen und Kitas zuerst‘, von dem nicht mehr viel übriggeblieben ist. Die vielerorts dramatischen Berichte aus Kinder- und Jugendarztpraxen, aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder aus Kinderhäusern zeigen ganz deutlich, dass sowohl Ängste, Vereinsamung, Unsicherheiten und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen als auch innerfamiliäre Konflikte deutlich zugenommen haben. Mit warmen Worten und einem halbherzigen Programm ist den Kindern und Jugendlichen in Deutschland nicht geholfen, notwendig sind nachhaltige und effiziente Maßnahmen zur Stärkung des Bildungswesens und der Jugendhilfe“, so Krüger weiter.
„Es muss sichergestellt werden, dass das ‚Corona-Aufholpaket‘ nicht an den Bedarfen der Kinder und Jugendlichen vorbeigeplant wird. Das kann am besten gelingen, wenn die wesentlichen Akteure der Kinder- und Jugendhilfe ebenso wie die Kinder und Jugendlichen selbst auf einem ‚Corona-Kindergipfel‘ über die notwendigen Weichenstellungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie diskutieren und mitentscheiden. Bei allen Maßnahmen, die jetzt auf den Weg gebracht werden, muss aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes klar sein, dass Kinder und Jugendliche als ‚ganze Menschen‘ und als umfassende Persönlichkeiten betrachtet und nicht auf ihr Dasein als Schülerinnen und Schüler reduziert werden dürfen. Insgesamt müssen wir insbesondere die Kinder und Jugendlichen in den Blick nehmen, die egal aus welchen Gründen, vergleichsweise schlecht durch die Corona-Pandemie kommen. Fördermaßnahmen mit der Gießkanne sind hier der falsche Weg. Niedrigschwellige Beratung-, Hilfs und Unterstützungsangebote für junge Menschen in persönlichen Problemlagen müssen ausgebaut werden“, so Thomas Krüger.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Termine zum Thema
-
17.07.2025
Gespräche mit Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen
-
18.08.2025
Welt der Games
-
20.08.2025
„Kinder trauern anders“ – Basisseminar für Fachkräfte zur Begleitung von trauernden Kindern
-
11.09.2025
Borderline und selbstverletzendes Verhalten als Folge von traumatischen Erfahrungen bei Kindern und Jugendlichen
-
12.09.2025
EMP Basic 2025
Materialien zum Thema
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Mythos Neutralitätsgebot. Eine Handreichung
-
Podcast
Podcast Berufsjugendlich, Folge 40: Das Gefühl des letzten Schultags
-
Podcast
Podcast Berufsjugendlich, Folge 39: Lockvögel, Absagen, Freiräume
-
Broschüre
Wir reden mit! – Warum trans* Kinder und Jugendliche ernst genommen und unterstützt werden müssen
-
Podcast
Podcast Berufsjugendlich, Folge 38: Im Prinzip Familie
Projekte zum Thema
-
Studio Gaus GmbH
Dandelin geht zur Schule
-
Deutsch-Europäisches Forum für Urbane Sicherheit e.V. und Deutscher Präventionstag
CleaRNetworking
-
Frauenhauskoordinierung e.V.
Sicher Aufwachsen Portal
-
Kinder- und Jugendring Sachsen e.V. (KJRS e.V.)
BERUFung Jugendarbeit
-
Reinhard Gansert
SpoSpiTo-Bewegungs-Pass an Grundschulen – Laufend zu mehr Gesundheit und Klimaschutz