Kinder- und Jugendarbeit

Kinder und Jugendliche erfolgreich machen: Kriminalprävention mit vielen Partnern

Erfolgreiche Kinder und Jugendliche sind erheblich weniger gefährdet, später kriminell zu werden. Auf dieser in Forschung und Praxis inzwischen unstrittigen Meinung basiert ein Präventionsprojekt, das in diesem Sommersemester an der Hochschule Niederrhein startet.

14.04.2011

Einmalig daran dürfte vor allem die Zusammensetzung der Kooperationspartner sein: Mit im Boot sind die Polizei Krefeld, das Jugendamt der Stadt Krefeld, die Union türkischer und islamischer Vereine in Krefeld, die Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn - und der Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Ein Projekt, das ganz unterschiedliche Partner zusammenbringt und dabei auch Stadtgrenzen überwindet.

„Das Projekt zielt auf eine optimierte und exemplarisch neu zu konzeptionierende Präventionsarbeit mit Strafunmündigen in Krefeld ab", sagte Prof. Dr. Peter Schäfer, der das Projekt am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein koordiniert, heute auf einer Pressekonferenz. Ausgerichtet ist das Projekt auf Kinder, die unter 14 Jahre alt sind. Die Kooperationspartner sind der Überzeugung, dass erfolgreiche Kinder und Jugendliche tendenziell weniger gefährdet sind, später eine kriminelle Karriere einzuschlagen. „Anerkennung, Wertschätzung, Erfolge in Schule und Freizeit zu vermitteln, sind für Kinder wesentliche Bausteine für einen erfolgreichen Start ins Leben, unabhängig vom kulturellen Hintergrund", sagte Norbert Axnick vom Jugendamt der Stadt Krefeld.

Ziel des Projektes ist es, mit Hilfe von Studierenden als MentorInnen prosoziales Verhalten der Kinder durch soziales und informelles Lernen zu fördern und zu unterstützen. Die allgemeine Kompetenz der Kinder, deren Selbstkompetenz und Alltagskompetenz sollen gesteigert und eine präventive Erziehungshaltung der Eltern gefördert werden. Das Projekt dient daher der systematischen Präventionsarbeit und Entwicklungsförderung mit und von Kindern bis zu 13 Jahren, so dass auch Familienzentren und Schulen mit einbezogen werden können. „Präventionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen stärkt das Fundament für seelische Gesundheit, konstruktive Interaktion und verantwortungsvolle Teilhabe an der Gesellschaft", sagte Prof. Dr. Janne Fengler von der Alanus Hochschule Bonn.

Das Projekt leistet erstmals in dieser Kooperationsstruktur im Zusammenwirken von Wissenschaft, Sicherheitsbehörde, Stadt und Migrantenorganisation einen Beitrag zur Frühprävention bei Strafunmündigen. Es trägt außerdem dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Jugendamt, Migrantenorganisation und den zwei beteiligten Hochschulen unter Einbeziehung der Eltern zu verbessern. „Das Projekt leistet darüberhinaus einen herausragenden Beitrag zur Integration", sagte Mehmet Demir, Vorsitzender der Union türkischer und islamischer Vereine in Krefeld und Umgebung.

Eine wesentliche Grundlage des Projektes bildet der Bericht der Enquetekommission „Prävention" des Landtages Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2010, der die Polizei und ihren möglichen Beitrag zur Frühprävention fast vollständig ausblendet. Da die Polizei jedoch häufig als erste Institution sozialer Kontrolle mit Strafunmündigen zu tun hat (Strafanzeigen, Ermittlungen, häusliche Gewalt etc.), berücksichtigt das Projekt diesen bisher „blinden Fleck" in der Frühprävention vertieft. „Kriminologische Forschungsarbeit und polizeiliche Erfahrungen decken sich darin, dass die entscheidenden Faktoren wirken, bevor Jugendstrafrecht oder Intensivtäterkonzepte greifen" , sagte Rainer Furth, Polizeipräsident von Krefeld.

Die fachtheoretische und -praktische Begleitung erfolgt über die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten der Hochschule Niederrhein und der Alanus Hochschule und über BeamtInnen der Polizei und MitarbeiterInnen des Jugendamtes Krefeld sowie über weitere Experten. Die Studierenden werden während des Projektes im Polizeipräsidium Krefeld und im Jugendamt Krefeld hospitieren. Die Auswahl einer entsprechenden Gruppe von etwa 20 bis 25 Kindern erfolgt in enger Abstimmung mit dem Jugendamt, den Wohlfahrtsverbänden, Migrantenvertretern und den Eltern.

Mit einer Präsentation der Ergebnisse kann im Wintersemester 2011/12 gerechnet werden. Studierende der beteiligten Hochschulen evaluieren und begleiten das Projekt auf wissenschaftlicher Ebene. 

Quelle: Hochschule Niederrhein

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