POSITIONSPAPIER DER AGJ

Junge Kinder in der stationären Erziehungshilfe – aktuelle Herausforderungen und Handlungsbedarfe

Ein neues Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ beschäftigt sich mit dem Thema „Junge Kinder in der stationären Erziehungshilfe“. Es beleuchtet die aktuellen fachlichen, strukturellen und rechtlichen Herausforderungen und zeigt damit verbundene Handlungsbedarfe auf. Empfehlungen zur Weiterentwicklung werden abgeleitet, die sich an die Kinder- und Jugendhilfe, Kommunen, Politik als auch an Verwaltungen in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen richten. Ziel ist, den besonderen Bedarfen von jungen Kindern und deren Familien Gehör zu verschaffen und die dringend notwendigen Weiterentwicklungen im Sinne dieser zu befördern.

14.03.2023

Berichte aus der Praxis der stationären Erziehungshilfe als auch der aktuelle Fachdiskurs verdeutlichen, dass eine adäquate Unterbringung von jungen Kindern in Angeboten der stationären Erziehungshilfe weiterhin mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ versteht es als eine zentrale Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe, jungen Kindern die für ihre Entwicklung und persönliche Entfaltung förderlichen Lebensbedingungen zu ermöglichen, sie vor Gefahren zu schützen sowie deren Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.

Im Fokus des vorliegenden Papieres „Junge Kinder in der stationären Erziehungshilfe – aktuelle Herausforderungen und Handlungsbedarfe für die Kinder- und Jugendhilfe“ (PDF; 442 KB) stehen die besonderen alters- und entwicklungsspezifischen (Schutz-)Bedürfnisse junger Kinder, aus denen grundlegende Anforderungen an die Qualifizierung der beteiligten Fachkräfte sowie an die Gestaltung der Hilfeplanprozesse und an die stationären Betreuungssettings abgeleitet werden.

Es wird veranschaulicht, dass das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) Potenziale für positive Weiterentwicklungen in der Praxis birgt, beispielsweise im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Herkunftseltern. Das Papier benennt aktuelle fachliche, strukturelle und rechtliche Herausforderungen zum Thema und zeigt damit verbundene Handlungsbedarfe auf. Daraus folgend werden perspektivische Umsetzungsempfehlungen ausgesprochen, die sich an die entsprechenden Akteur*innen in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen richten.

Die AGJ sieht die Kinder- und Jugendhilfe, Kommunen, Politik als auch die rechtskreisübergreifenden Ressorts (zum Beispiel Bundesministerium für Arbeit und Soziales) gemeinsam in der Verantwortung, die (Weiter)Entwicklung von Klärungs- und Entscheidungsprozessen und der Angebotsstruktur vor Ort für junge Kinder (und deren Familien) zu fördern und die dafür nötigen Voraussetzungen zu schaffen.

Überblick: Aus dem Inhaltsverzeichnis

  1. Ausgangslage: steigende Unterbringungsanfragen bei unzureichender Versorgungsstruktur
  2. Entwicklungsspezifische Anforderungen junger Kinder
    Anforderungen an die Unterbringung junger Kinder in der stationären Erziehungshilfe
    Anforderungen an die Hilfeplanung mit Blick auf den Perspektivklärungsprozess 
  3. Besondere Herausforderungen mit Blick auf die Unterbringung von jungen Kindern 
    Herausforderungen für die Träger der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe
    Rechtliche Rahmenbedingungen als Hürde: Das Arbeitszeitgesetz und der Mindestlohn
    Die Dauer der familiengerichtlichen Verfahren
    Junge Kinder mit Behinderung in stationärer Unterbringung
    Anforderungen an den Schutz junger Kinder in stationären Hilfen zur Erziehung
  4. Empfehlungen für eine Weiterentwicklung

Um den dringend benötigten Ausbau von Unterbringungsangeboten voranzutreiben als auch die Unterbringungssituation für junge Kinder weiter zu qualifizieren, seien die verschiedenen Akteure der Kinder- und Jugendhilfe angehalten, sich zusammenschließen, gute Absprachen untereinander zu treffen und inhaltlich an einem Strang zu ziehen. Ziel müsse sein, in enger Kooperation mit anderen Fachbereichen und Ressorts, den besonderen Bedarfen von jungen Kindern mit und ohne Behinderung und ihren Familien Gehör zu verschaffen. „Die Träger der Kinder- und Jugendhilfe haben dafür Sorge zu tragen, dass die mit der Unterbringung junger Kinder verbundenen strukturellen wie auch fachlichen An- und Herausforderungen auf (fach-)politischer Ebene präsent sind“, heißt es am Ende des Papiers.

Empfehlungen: Benannte Aspekte

Das Papier nimmt auf alleine auf sechs Seiten Empfehlungen zur Verbesserung der Situation junger Kinder in der stationären Erziehungshilfe in den Blick und beschreibt diese ausführlich. Im Folgenden werden – für einen prägnanten Überblick – die behandelten Aspekte benannt:

  • Bedürfnisse junger Kinder systematisch und konzeptionell berücksichtigen
  • Qualifizierung sicherstellen und Fortbildungen anbieten 
  • Steuerungsverantwortung wahrnehmen: Ressourcen bereitstellen und Infrastruktur ausbauen 
  • Hilfeprozesse bedarfsgerecht gestalten
  • Datengrundlagen schaffen, Forschungs- und Modellprojekte fördern
  • Entscheidungsprozesse in familiengerichtlichen Verfahren beschleunigen 
  • Beteiligung und Schutz von jungen Kindern gewährleisten
  • Bundesweite Regelung für Arbeitsvertragsrichtlinien entwickeln 

Mit den Empfehlungen seien teilweise hohe strukturelle Herausforderungen für die beteiligten Akteure verbunden. Der AGJ sei bewusst:

„dass hierin nicht der einzige Weiterentwicklungsbedarf des an sich sehr gut ausdifferenzierten Bereiches der Kinder- und Jugendhilfe besteht, sondern zeitgleich auch andere aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen zu bewältigen sind. Es bedarf insofern auch einer ehrlichen, transparenten Diskussion in der Kinder- und Jugendhilfe, mit den Kooperationspartnern und den politisch verantwortlichen Akteuren darüber, welche Anforderungen wie leistbar sind, um die dringend notwendigen konzeptionellen und strukturellen Weiterentwicklungen im Sinne der jungen Kinder und ihrer Familien zu ermöglichen.“

Zum Positionspapier

Unter dem Titel „Junge Kinder in der stationären Erziehungshilfe – aktuelle Herausforderungen und Handlungsbedarfe für die Kinder- und Jugendhilfe“ steht das vollständige Papier (PDF; 442 KB) auf der Webseite der AGJ zum Download bereit.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

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