Armutsbekämpfung

Investitionen in die frühen Jahre müssen Priorität haben

Im März hat die Europäische Union zwei Maßnahmen veröffentlicht: die EU-Kindergarantie und die EU-Kinderrechtsstrategie. Das Netzwerk Eurochild sieht darin ein starkes Potenzial zur Stärkung der Kinderrechte in Europa. Aus Garantie und Strategie ergehen Aufträge an die staatlichen Regierungen, die neugeschaffenen Möglichkeiten jetzt umzusetzen.

20.04.2021

Die ersten Lebensjahre von Kindern sind von grundlegender Bedeutung für ihre gesunde Entwicklung und ihr Wohlbefinden und haben eine langfristige Wirkung. Familien und Betreuungspersonen in die Lage zu versetzen, ab der Schwangerschaft und während des gesamten Säuglings- und Kleinkindalters fürsorglich zu sorgen, ist eine wesentliche Voraussetzung für das Überleben und die gesunde Entwicklung von Kindern. Dennoch erleben Kinder in ganz Europa in ihren ersten Lebensjahren Benachteiligung und Ausgrenzung. Frühkindliche Entwicklung ist nicht immer eine Priorität, zudem werden nur bruchstückhaft Maßnahmen ergriffen und es wird zu wenig investiert.

Leider haben sich durch Covid-19 bereits bestehende Ungleichheiten und Ausgrenzungen verschärft, was Familien noch weiter in Armut treibt und Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit, Bildung und Sicherheit der Kinder hat. Die einzelstaatlichen Reaktionen auf die Pandemie haben Familien mit kleinen Kindern nicht immer unterstützt, oder aber die Unterstützung war begrenzt und kurzfristig. Während einige Staaten der frühkindlichen Entwicklung Priorität eingeräumt haben, sollte die Pandemie eine Warnung für alle Staaten sein, sektorübergreifende Schritte und nationale Strategien zur Armutsbekämpfung zu entwickeln, die bereits in den allerersten Lebensjahren der Kinder beginnen.

Werden frühe Jahre in der EU prioritär behandelt?

Der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Kindergarantie, der am 24. März veröffentlicht wurde, zielt darauf ab, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu verbessern und die dringend benötigte Unterstützung für Familien bereitzustellen. Mit genügend politischem Willen hat diese Kindergarantie das Potenzial, die Leben von Kleinkindern zu verbessern, indem sie einzelstaatliche Investitionen und Reformen anregt, die allen Familien und Kindern angemessenen Wohnraum, gesunde Ernährung, Zugang zu medizinischer Versorgung und qualitativ hochwertige Frühförderung und Kinderbetreuung bieten. Dies erfordert einzelstaatliche Anstrengungen, um Ausgrenzung und Diskriminierung zu bekämpfen und um den Zugang zu Dienstleistungen für die am stärksten benachteiligten Gruppen sicherzustellen, die beim Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, einschließlich der Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen, auf besondere Hindernisse stoßen. Deshalb braucht die Kindergarantie ein umfassenderes Verständnis der frühkindlichen Entwicklung. Es ist zu bedauern, dass die Gesundheit von Müttern nicht darin einbezogen wurde.

Die EU-Kinderrechtsstrategie, die ebenfalls am 24. März vorgestellt wurde, ist ein Meilenstein für den Schutz und die Förderung der Kinderrechte in der EU und darüber hinaus. Sehr kleine Kinder werden in Debatten und Initiativen zu Kinderrechten oft übersehen, aber die Achtung ihrer Rechte vom frühesten Alter an ist ein Schlüsselelement der UN-Kinderrechtskonvention. Die Strategie besagt, dass jedes Kind Anrecht auf einen angemessenen Lebensstandard und auf Chancengleichheit hat und zwar von den ersten Lebensjahren an.
Zusammen bilden die EU-Kindergarantie und die EU-Kinderrechtsstrategie einen starken Rahmen für Regierungen, mit dem sie ihre öffentlichen Investitionen und die Unterstützung für die frühe Kindheit erhöhen und gefährdete Familien und Gemeinschaften stärken können. 

Höchste Priorität für die ersten Jahre

Eurochild und die Internationale Step by Step Association führen in Zusammenarbeit mit der European Public Health Alliance und dem Roma Education Fund die Kampagne „first years – first priority“ an, um die politische Aufmerksamkeit für und öffentliche Investitionen in Maßnahmen und Dienstleistungen im Bereich der frühen Kindheit zu erhöhen. Die Kampagne konzentriert sich auf die am meisten gefährdeten Kinder, darunter Kinder mit Behinderungen, Roma- und Traveller-Kinder, Migranten- und Flüchtlingskinder, Kinder, die gefährdet sind, in eine alternative Betreuung zu kommen oder sich in einer solchen befinden, sowie Kinder in extremer Armut. Sie priorisiert auch Kinder von der Geburt bis zum Alter von 6 Jahren, mit einem besonderen Augenmerk auf den ersten 1.000 Tagen. 

Quelle: Eurochild vom 31.03.2021

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