Equal Access Studie

Hindernisse auf dem Weg zum Kita-Platz

Kinder mit Migrationshintergrund gehen in Deutschland seltener und später in die Kindertagesbetreuung als der Durchschnitt ihrer Altersgruppe. Ähnlich sieht es bei Kindern aus, deren Eltern einen niedrigeren formalen Bildungsabschluss haben. Wie Kommunen den Kita-Zugang für Kinder aus benachteiligten Familien verbessern können, zeigt die Equal-Access-Studie des DJI.

24.05.2023

Nach Daten des nationalen Bildungsberichts 2022 besuchen in der Altersgruppe bis zu drei Jahren durchschnittlich 35 Prozent der Kinder eine Kita oder die Tagespflege. Unter den Kindern mit Migrationshintergrund sind es nur 21 Prozent. Ähnlich geringere Teilnahmequoten zeigen sich bei Kindern, deren Eltern einen niedrigeren formalen Bildungsabschluss haben und die über ein geringeres Einkommen verfügen. Diese ungleiche Teilhabe ist nicht auf unterschiedliche Betreuungswünsche der Familien zurückzuführen, wie Daten der Kinderbetreuungsstudie 2021 (KIBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) nachweisen. Inwiefern strukturelle Rahmenbedingungen Ungleichheiten beim Kita-Zugang hervorbringen, war Gegenstand der Equal-Access-Studie, die am Internationale Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (ICEC) des DJI durchgeführt wurde. Sie basiert auf qualitativen Interviews mit Entscheidungsträger:innen von je zwei Kommunen in Deutschland, Schweden und Kanada, die für die Ausgestaltung des Kita-Zugangs vor Ort zuständig sind.

Aufnahmeverfahren sind teils kompliziert, die Platz-Vergabe verläuft nicht zentral

Die DJI-Wissenschaftlerin Dr. Antonia Scholz und die ehemalige DJI-Wissenschaftlerin Britta Menzel haben wichtige Befunde in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse zusammengefasst: So passt etwa das Angebot nicht immer zum Bedarf von benachteiligten Familien – meist wegen fehlender Ressourcen. Außerdem verläuft die Vergabe von Kita-Plätzen – trotz Tendenzen zur Zentralisierung – in den untersuchten Fällen mehrheitlich immer noch nach Trägern getrennt, wobei vor allem nicht-kommunale Träger an ihrer autonomen Entscheidung zur Aufnahme von Kindern festhalten. „Eine gänzlich zentrale Platzvergabe böte hingegen Chancen, soziale Kriterien zu berücksichtigen und zu vermeiden, dass benachteiligte Familien erneut benachteiligt werden“, schreiben die Autorinnen.

Angebote in Wohnortnähe und mehrsprachige Informationen wären hilfreich

Um gezielt Zugänge für Familien in benachteiligten Sozialräumen zu verbessern, schlagen die Wissenschaftlerinnen verschiedene Maßnahmen vor: So sollten gerade Eltern, die über ein geringeres Einkommen verfügen, einen niedrigeren Bildungsabschluss haben oder mit der deutschen Sprache weniger vertraut sind, mit mehrsprachigen Informationen und Angebote in Wohnortnähe gezielter angesprochen werden. Gerade in Deutschland wäre der Ausbau von leicht zugänglichen Familienzentren, die vielfältige Angebote für Familien an einem Ort bündeln, hilfreich. Und schließlich sollten Aufnahmeverfahren stärker zielgruppenorientiert angepasst werden, so dass benachteiligten Familien über eine vereinfachte Vormerkung der Weg ins System erleichtert wird. Denn gerade Kinder aus benachteiligten Familien und denjenigen, die zu Hause eine andere Sprache sprechen, könnten von einem frühen Kita-Besuch besonders profitieren.

Weitere Informationen

Quelle: Deutsches Jugendinstitut (DJI)

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Dieser Artikel wurde auf der Website des Deutschen Jugendinstituts (DJI) am 02. Mai 2023 erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

Redaktion: Silja Indolfo

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