Kindheitsforschung
Hessische Kinder fühlen sich gut und blicken der Zukunft positiv entgegen
Die hessischen Kinder sagen mehrheitlich, dass sie alles haben, was sie brauchen, um ihre Ziele im Leben zu erreichen. Dies geht aus dem aktuellen LBS-Kinderbarometer Deutschland 2018 – Länderbericht Hessen hervor. Bereits zum zehnten Mal legt die hessenstiftung – familie hat zukunft einen Bericht vor, in dem Kinder als Experten ihrer Lebenswelten befragt wurden.
28.08.2018
Die aktuelle Befragung im Rahmen einer bundesländerübergreifenden Studie wurde vom PROSOZ Institut für Sozialforschung – PROKIDS im Auftrag der Hessenstiftung in Kooperation mit der Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen und dem Deutschen Kinderschutzbund Landesverband Hessen e.V. durchgeführt. Dazu beantworteten im Sommer 2017 570 Schülerinnen und Schüler zwischen 9 und 14 Jahren aus ganz Hessen Fragen zu den Themen Gesundheit, Toleranz, Mitbestimmung und Zukunft.
Aus der Studie ergibt sich ein recht positives Bild über das Leben von Kindern in Hessen: 84 Prozent der befragten Kinder geht es gut ohne Unterschiede in den betrachteten Gruppen. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber der Befragung von vor zwei Jahren. Im Gegensatz zum vorherigen Kinderbarometer bestehen in der aktuellen Studie keine Unterschiede mehr zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund sowie nach Arbeitslosigkeit in der Familie. Entgegen der bundesweiten Studie zeigt sich für Hessen zudem keine Abnahme des allgemeinen Wohlbefindens mit zunehmendem Alter der Kinder.
Gesundheit: Frühstück gehört zum Alltag
Das Wohlbefinden der hessischen Kinder wird sicherlich auch dadurch beeinflusst, dass sie sich durchschnittlich selten krank fühlen. Dennoch berichten mehr als ein Drittel der Kinder, dass sie oft bis sehr oft trotz Krankheit am Schulunterricht teilnehmen. Das Ergebnis zum Ernährungsverhalten der Kinder hat den Beiratsvorsitzenden der hessenstiftung – familie hat zukunft, Staatsminister Stefan Grüttner als Hessischen Gesundheitsminister besonders interessiert. Für knapp jedes zweite Kind gehört das Frühstück fest zum Alltag. Gleichwohl gibt zusammengenommen ein Drittel an, selten oder nie vor der Schule zu frühstücken. Minister Grüttner sagte: „Kinder weisen uns auf Bereiche hin, die aus ihrer Sicht nicht optimal laufen. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder heute in unterschiedlichen und nicht immer optimalen Lebensverhältnissen aufwachsen. Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund ist es wichtig, dass wir uns über Fachtage der Verbraucherzentrale wie ‚Bildungsort Esstisch‘ darum kümmern, auch Erzieherinnen und Erzieher über gesunde Ernährung zu informieren.“
Toleranzempfinden seit 2009 und 2014 deutlich angestiegen
Die Kinder in Hessen sind sich einig: Jeder Mensch sollte so sein dürfen, wie er oder sie ist. Insgesamt 95 Prozent der hessischen Kinder haben dieser Aussage zugestimmt – Mädchen und Kinder ohne Migrationshintergrund noch häufiger. Außerdem finden es 71 Prozent der Kinder gut, dass Deutschland Menschen in Not aus anderen Ländern aufnimmt. Etwa Zweidrittel der Kinder sind mit Menschen aus dem Ausland befreundet, wobei diese Freundschaften bei Kindern mit Migrationshintergrund deutlich häufiger vorliegen.
Etwa jedes dritte Kind ist mit einem Menschen mit Behinderungen befreundet – Tendenz mit dem Alter steigend. Damit pflegen 2018 mehr Kinder Freundschaften zu Menschen mit Behinderungen als in den Jahren 2009 und 2014. Wichtig ist den Kindern außerdem, dass man sich verlieben darf, in wen man möchte, also unabhängig vom Geschlecht. Knapp 90 Prozent der hessischen Kinder befürworten das. Mädchen sind gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe toleranter eingestellt als Jungen. Die Aussage „Ich finde es gut, dass es ganz unterschiedliche Familien gibt, beispielsweise Familien mit zwei Müttern oder zwei Vätern“ wird weit unterschiedlicher bewertet. Es stimmen zwar 41 Prozent der Kinder der Aussage zu, sie wird aber auch von 28 Prozent abgelehnt.
Mitbestimmung bleibt ambivalent
Seit diesem Jahr gibt es die hessische Kinder- und Jugendrechte-Charta, um der Mitbestimmung von Kindern in Hessen mehr Bedeutung einzuräumen. Schließlich gehört sie zu den in der UN-Konvention verbrieften Rechten des Kindes. Knapp die Hälfte der hessischen Kinder gibt an, schon einmal von der UN-Konvention über die Rechte des Kindes gehört zu haben, was einen Anstieg im Vergleich zur vorigen Studie darstellt.
Interessant ist es, bei welchen Themen Kinder gerne mehr Mitsprache hätten: In der Familie wollen die Kinder bei den Themen Schulauswahl, Urlaubsauswahl und den geltenden Regeln mitbestimmen. In der Schule liegt ihr Augenmerk auf der Planung von Klassenfahrten und Ausflügen.
So sehr ein Interesse an Mitbestimmung im privaten Rahmen vorhanden ist, desto weniger gilt dies doch für die Mitbestimmung auf der kommunalen Ebene: Die meisten Kinder in Hessen (54 Prozent) wollen nicht an Entscheidungen in ihrer Stadt bzw. Gemeinde mitbeteiligt sein. Die Zahl ist in den vergangenen sechs Jahren deutlich gesunken.
Selbstkritisch fragte Verone Schöninger, die Landesvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes in Hessen: „Woran liegt es, dass sich in den Jahren von 2011 bis zur jetzigen Befragung der Wunsch auf Mitbestimmung hier um 18 Prozentpunkte verringert hat? Warum gelingt es uns nicht Kinder zu motivieren, ihr verbrieftes Recht auf Beteiligung einzufordern?“ Allerdings weiß auch nur etwas weniger als die Hälfte der befragten Kinder, an wen sie sich wenden müssen, wenn sie in ihrer Stadt oder Gemeinde etwas für Kinder verändern möchten. Dazu Schöninger: „Wir wollen die politischen Gremien auffordern, Kinder in ihren Kommunen mehr in die Entscheidungsfindung einzubinden und offen mit ihnen zu diskutieren. Kinder- und Jugendparlamente können ein wichtiger Schritt sein. Positive Beispiele dafür gibt es.“
Positiver Blick in die Zukunft
Mehrheitlich können hessischen Kinder sagen: „Ich habe alles, was ich brauche, um meine Ziele zu erreichen.“ Der Berufswunsch ist in diesem Alter noch nicht klar, weshalb auf die diesbezügliche Frage ein Fünftel mit „weiß nicht“ antwortete. Ist der Wunschberuf jedoch bekannt, möchten die Kinder am liebsten in einer Schule unterrichten oder zur Polizei gehen. Der Wunsch Lehrerin zu werden, ist bei den hessischen Mädchen deutlich stärker ausgeprägt, Jungen nennen hingegen häufiger die Polizei als Wunscharbeitsplatz.
Weitere informationen, auch zu den einzelnen Themenbereichen der Befragung stehen auf der Webseite der Hessenstiftung zur Verfügung.
Quelle: hessenstiftung – familie hat zukunft vom 28.08.2018
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