"Gewaltig pauschal" – Onlinemagazin mit Schwerpunkt zu Jugendbildern

Die Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik betrachtet die Pauschalisierung von Jugend(bildern) in der öffentlichen Debatte. Wenn junge Menschen in der Öffentlichkeit auffallen, werden rasch Stereotype bedient. Jedoch braucht es eine Politik, die Jugendinteressen nicht nur bei Problemanzeigen wahrnimmt, sondern Jugendpolitik als querschnittliches Politikfeld anerkennt und mit Leben füllt. Ein Überblick zu aktuellen Stellungnahmen verdeutlicht, dass eine grundlegende und differenzierte Betrachtung notwendig ist.

Neues von Bundesebene

Die Interministerielle Arbeitsgruppe "Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona" hat ihre Arbeit abgeschlossen und der Bundesregierung ihren Abschlussbericht vorgelegt. Daraus wird deutlich: die Folgen der Pandemie sind für junge Menschen noch immer spürbar, und es bestehe weiterhin großer Handlungsbedarf, um insbesondere die anhaltenden psychischen Belastungen von jungen Menschen abzumildern.

Das Kompetenzzentrum Jugend-Check ist nach zwei Förderperioden nun in eine langfristige Finanzierung durch das Bundesjugendministerium überführt worden. Eine entsprechende Grundsatzvereinbarung wurde unterzeichnet und sichert die weitere Überprüfung von Gesetzesvorhaben hinsichtlich ihrer Wirkungen auf junge Menschen. 

Als Leiter des Referats Jugendstrategie, Eigenständige Jugendpolitik war Rainer Wiebusch im Bundesjugendministerium zuständig für viele jugendpolitische Themen. Anlässlich seines Ruhestandes blickt er im Interview auf wichtige Meilensteine wie die JugendPolitikTage, die Einführung des Jugend-Checks und die Entwicklung der Jugendstrategie der Bundesregierung zurück.

Neues von Landesebene

Der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt hat, in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, das Jugendpolitische Portal eröffnet. Das Portal wird die zentrale Anlaufstelle für engagierte Jugendliche, um sich in die Landespolitik einzubringen und sich mit anderen jungen Menschen auszutauschen.

Ende Dezember 2022 veranstalteten der Hessische Jugendring und der Hessische Landtag den HOP! Landesjugendkongress, bei dem zahlreiche politische Forderungen, wie beispielsweise die Stärkung des ÖPVN oder auch die Überarbeitung des Klimagesetzentwurfs der Landesregierung, erarbeitet wurden. Ende Januar hat der Hessische Landtag diese Forderungen diskutiert. Nun soll der Landesjugendkongress als Beteiligungsformat im Land verstetigt werden. 

Bereits am 30. November kamen Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Fachöffentlichkeit und der Jugendarbeit aus Berlin und mehreren Bundesländern zum Austausch zusammen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie im Land Berlin eine Jugendstrategie erarbeitet werden kann. Dazu liegt nun die Veranstaltungsdokumentation vor. Die Umsetzung eines jugendpolitischen Programms hat im Land Berlin damit Fahrt aufgenommen und wurde bereits durch einen Beschluss des Landesjugendhilfeausschuss im Februar konkretisiert.

Neues aus der Zivilgesellschaft

Jugendgerechte Orte sind vielerorts Mangelware. Junge Menschen brauchen jedoch sowohl unverzweckte Orte, als auch solche zur Bildung und Beratung für die eigene Autonomieentwicklung. In diesem Beitrag beschreibt Christian Kurzke, Studienleiter für gesellschaftspolitische Jugendbildung an der Evangelischen Akademie Sachsen, die Situation von Jugendräumen und Beteiligung in Sachsen und fordert unter anderem die Einbindung von Jugendlichen in Entscheidungsprozesse.

Die umfassende Beteiligung von jungen Menschen an der Gestaltung ihrer Lebensumstände sollte in Demokratien selbstverständlich sein. Trotz deutlicher Fortschritte in Theorie und Praxis gibt es noch erhebliche Defizite in der Umsetzung dieser demokratischen Basisnorm. Warum Kinder- und Jugendbeteiligung für Kommunen unverzichtbar ist, beschreibt Prof. Dr. Roland Roth, Politikwissenschaftler und Bürgerrechtler, in diesem Fachbeitrag anhand von 18 Argumenten und erklärt, auf welche Ressourcen Kommunen zum Auf- und Ausbau von Beteiligungsmöglichkeiten zurückgreifen können. 

Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) begrüßt die Pläne der Bundesregierung, eine Ausbildungsgarantie einzuführen. Anlässlich des nun vorgelegten Referent*innenentwurfs des Bundesarbeitsministeriums stellt der DBJR erneut klar, dass aus Sicht junger Menschen eine Ausbildungsgarantie sicher umlagefinanziert sein muss und als Garantieleistung für junge Menschen im SGB III ausgestaltet werden sollte.

Wissen und Termine

Der Alltag von Jugendlichen wurde in den letzten Jahren durch Krisenerfahrungen stark beeinflusst. Seit 2020 hat die Corona-Pandemie Freizeit- und Medienaktivitäten verändert. Die JIM-Studie 2022 hat sich erneut mit der Mediennutzung von jungen Menschen auseinandergesetzt und zeigt unter anderem, dass Desinformation und Beleidigungen im Netz für viele Jugendliche zum digitalen Alltag gehören.

Die Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik blickt auf das Jahr 2022 zurück. Veranstaltet wurden Dialogtagungen in Frankfurt und Hamburg sowie Veranstaltungen in Berlin, um die Vernetzung von jugendpolitischen Akteur*innen verschiedener Ebenen zu befördern. Beim Parlamentarischen Abend zur Eigenständigen Jugendpolitik im September 2022 gab es einen Austausch mit Mitgliedern des Bundestages über jugendpolitische Themen. Neben ausführlichen Veranstaltungsdokumentationen ist 2022 auch der Film "Die Jugend von heute - in der Krise" entstanden.

Während der Corona-Pandemie hat die psychische Gesundheit von jungen Menschen sehr gelitten, die Auswirkungen sind auch in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit zu spüren. Der Bayerische Jugendring, die Aktion Jugendschutz und die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit haben eine Arbeitshilfe zum Umgang mit psychischen Belastungen bei jungen Menschen veröffentlicht und geben Fachkräften damit zielgerichtete Information an die Hand. Diese und weitere Materialien jetzt neu in der Werkzeugbox von jugendgerecht.de.

Quelle: jugendgerecht.de – Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik vom 1.3.2023

Bildnachweis: Maria Teneva / unsplash.com

Redaktion: Nils Rusche