Umfrage

Fast jeder zweite junge Mensch kann sich die Gründung eines Unternehmens vorstellen

Eine Umfrage zeigt, dass 40 Prozent der 14- bis 25-Jährigen in Deutschland eine Unternehmensgründung in Betracht ziehen. Tobias Bürger von der Bertelsmann Stiftung fordert die Förderung unternehmerischen Denkens in Schulen, stärkere Netzwerke, besonders in ländlichen Regionen, und die Vereinfachung von Verwaltungsprozessen sowie besseren Zugang zu Startkapital.

30.07.2024

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist für 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland vorstellbar. Das geht aus einer im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführten repräsentativen Umfrage von 14- bis 25-Jährigen hervor. Während 11 Prozent eine Gründung schon fest einplanen, sind sich 29 Prozent noch nicht ganz sicher. Ein Drittel der Befragten kann sich eine Rolle als Gründer*in momentan zwar eher nicht vorstellen, schließt die Möglichkeit aber auch nicht aus. Rund ein Viertel gibt an, dass die Gründung eines Unternehmens für sie keine Option darstellt.

Wie die Befragungsdaten zeigen, ist die Gründungsbereitschaft je nach Geschlecht, Wohnort und Alter unterschiedlich ausgeprägt. Männliche Jugendliche planen den Weg als Unternehmer eher ein als weibliche Jugendliche (14 Prozent gegenüber 9 Prozent). Bei Befragten aus Großstädten ist das Interesse an einer Gründung höher als bei denjenigen, die in Orten mit maximal 5.000 Einwohner*innen leben. Ältere Befragte schließen eine Gründung häufiger aus als jüngere.  

„Fast jeder zweite junge Mensch bringt Interesse an der Gründung eines Unternehmens mit. Das ist zunächst eine gute Nachricht. Allerdings gehen viel weniger von ihnen diesen Schritt und gründen auch tatsächlich“,

sagt Tobias Bürger, Experte der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft. Laut Global Entrepreneurship Monitor 2023 gründet in Deutschland nur knapp jede*r Sechste zwischen 18 und 24 Jahren ein Unternehmen. 

„Das Potenzial für junges Unternehmertum in Deutschland wird noch zu selten gehoben. Daher müssen wir die Hürden besser erkennen und abbauen, die junge Menschen am Gründen hindern,“

so Bürger weiter.

Bei Befragten, die sich nicht vorstellen können zu gründen, führt dies rund jede*r Vierte auf fehlendes Zutrauen in die eigenen Kompetenzen und eine damit verbundene Unsicherheit zurück. Jede*r Fünfte zweifelt daran, über das nötige Wissen zu verfügen. Etwa jede*r Sechste sorgt sich darum, dem mit einer Gründung einhergehenden Stress nicht gewachsen zu sein. Mangelndes Kapital oder fehlende Geschäftspartner*innen fallen für die gründungsinteressierten jungen Menschen hingegen kaum ins Gewicht.

Mehr Kompetenzen, bessere Kultur, effektivere Rahmenbedingungen

Ausgehend von diesen Erkenntnissen empfehlen die Expert*innen der Bertelsmann Stiftung folgende Maßnahmen: 

  • Erstens sollten schon während der Schulzeit unternehmerisches Denken und Handeln stärker gefördert sowie relevante Kompetenzen und Wissen für eine Gründung vermittelt werden. Dafür bieten sich bedarfsorientierte Bildungs- und Trainingsinhalte, zum Beispiel Workshops und Schüler*innenfirmen, außerhalb der Schule an. Spezielle Angebote zum Aufbau von Resilienz würden dabei helfen, junge Menschen im Umgang mit Stress zu stärken.
  • Zweitens braucht es eine gründungsfreundlichere Kultur. Hierbei kommt Netzwerken, vor allem solchen in ländlichen Regionen, für Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und gerade für junge Menschen, eine zentrale Rolle zu. Öffentlichkeit und Medien sollten die Vielfalt von Gründer*innen sichtbarer machen, um das Stereotyp des männlichen, weißen Gründers mittleren Alters aufzubrechen. Ebenso ist es hilfreich, mehr Beispiele für sozial und ökologisch verantwortungsvoll handelnde Unternehmen ins Bewusstsein zu rücken und damit ein positiveres Bild vom Unternehmertum zu erzeugen.
  • Drittens gilt es, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Beispielsweise sollten Verwaltungsprozesse beschleunigt und Bewerbungsverfahren für Förderprogramme vereinfacht werden. Zudem muss es gelingen, Informationsmaterialien übers Gründen zielgruppengerechter an junge Menschen zu bringen, vor allem über Social-Media-Kanäle. Auch ein leichterer Zugang zu Startkapital wäre hilfreich für Jungunternehmer*innen. Mehr Gründungsstipendien, günstigere Kredite sowie auf junge Menschen spezialisierte Gründerfonds können dazu beitragen.   

Weitere Informationen

Quelle: Bertelsmann Stiftung vom 11.07.2024

Redaktion: Lukas Morre

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