Fachkräftemangel

Fachkräftestrategie für Thüringen für die Jahre 2021 bis 2025 unterzeichnet

Mit der Fachkräftestrategie für Thüringen soll den aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt durch die Digitalisierung und den Strukturwandel, aber auch den Problemen durch die negative demografische Entwicklung und die aktuelle Corona-Pandemie, adäquat begegnet werden. Die neue Allianzvereinbarung umfasst dabei sechs Zielstellungen, zu deren Erreichung entsprechende Handlungsansätze festgelegt wurden.

26.01.2022

Durch die neue Vereinbarung zur Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung wird die gemeinsame Fachkräftestrategie der Landesregierung mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern sowie der Bundesagentur für Arbeit und der LIGA der Freien Wohlfahrtsverbände verankert.

Fachkräftesicherung Schlüsselaufgabe für eine weiter positive Entwicklung Thüringens

Neu sind zudem gemeinsam getragene Initiativen, die von den Partnern in unterschiedlicher Konstellation vorangetrieben und umgesetzt werden:

  1. das neu entwickelte Online-Portal Deine Ausbildung in Thüringen als landesweite Landing-Page für Fragen der Berufsorientierung und Ausbildungssuche,
  2. die Thüringer Vereinbarung zur Umsetzung der Bundesinitiative „Abschluss und Anschluss - Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss",
  3. die Entwicklung einer Thüringer Weiterbildungsagentur gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit zunächst als Pilotprojekt in der Region Südwestthüringen,
  4. die Unterstützung des „Thüringer Kompetenzverbundes Automotive" zur Bewältigung der Transformationsprozesse in der Automobilindustrie durch gezielte Weiterbildung und
  5. die Weiterentwicklung des Handlungsfeldes Qualifizierung und Kompetenzen für die Arbeitswelt 4.0 in der Thüringer Strategie für eine digitale Gesellschaft.

Vereinbart wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls, jedem jungen Mensch in Thüringen, der eine Berufsausbildung anstrebt, auch ein attraktives Ausbildungsangebot zu unterbreiten sowie verstärkt für eine Berufsausbildung in Thüringen zu werben. Auch die berufliche Orientierung soll noch praxisnäher gestaltet und vorrangig in Betrieben und Einrichtungen durchgeführt werden, um wieder mehr Jugendliche für eine Berufsausbildung zu gewinnen. Damit Jugendliche und Betriebe besser zusammenfinden, sollen die bestehenden und vielfältigen Förderprogramme weiter aufeinander abgestimmt und Unterstützungsmöglichkeiten besser kommuniziert werden.

Weiterhin soll lebensbegleitendes Lernen sowie die Vermittlung bzw. der Erwerb von digitalen Kompetenzen und Qualifikationen auf allen Ebenen des Aus- und Weiterbildungssystems mit entsprechend angepassten Beratungs- und Förderstrukturen weiter vorangetrieben werden.

Um zielgerichtet zu einer verstärkten Gewinnung von Fachkräften aus Europa sowie Drittstaaten beizutragen und die Zuwanderung junger Menschen in eine berufliche Ausbildung zu flankieren, werden die bestehenden Bemühungen zur Akquise von Fachkräften aus dem Ausland weiter intensiviert.

Dazu Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner: „Nach wie vor bildet die Fachkräftesicherung die Schlüsselaufgabe für die weitere positive Entwicklung unserer Wirtschaft und des Arbeitsmarktes hier in Thüringen. Die schwierige demografische Entwicklung, aber auch die Corona-Pandemie, die weiter zunehmende Digitalisierung und der voranschreitende Strukturwandel erfordern ein gemeinsames Handeln aller Beteiligten, um die Aus- und Weiterbildung in Thüringen weiter zu verbessern, aber auch, um externe Potenziale zur Fachkräftegewinnung noch besser zu nutzten. Ich freue mich daher, dass die Allianz, die bereits durch zahlreiche Maßnahmen und Projekte mit Leben erfüllt ist, in diesem Sinne weiterentwickelt und neu ausgerichtet werden konnte.“

Bildungsminister Helmut Holter ergänzte: „Eine frühe, praxisorientierte, individuelle Berufliche Orientierung (BO) ist für einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung, Studium und Beruf für alle Schülerinnen und Schüler von zentraler Bedeutung. Mit der aktualisierten „Landesstrategie zur beruflichen und arbeitsweltlichen Orientierung in Thüringen“ wird der Prozesscharakter der BO deutlicher als bisher hervorgehoben. Flächendeckend angebotene Praxismaßnahmen stehen im Fokus der Landesstrategie. Neu eingesetzte Praxiskoordinatoren sollen Jugendliche und Unternehmen besser zusammenbringen und so die Jugendlichen für eine Ausbildung in Thüringen begeistern.“

Die gemeinsame Strategie muss ständig weiterentwickelt werden, um die Aktivitäten der einzelnen Akteure zu bündeln. Nun gehe es darum, die vereinbarten Handlungsansätze schnell zu konkretisieren. Themen für das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium seien dabei vielfältig – von der Förderung der überbetrieblichen Aus- und Weiterbildungsstätten, über die Bemühungen, Studierende in Thüringen zu halten oder für Thüringen zu gewinnen, bis hin zu guten beruflichen Perspektiven in der dualen Ausbildung sowie in den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Diese müssen weiter bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte unterstützt werden. Auch das Landesmarketing richte sich deshalb seit Jahren an junge Fachkräfte, um diese auf die guten Arbeits- und Lebensbedingungen im Freistaat aufmerksam zu machen.

Markus Behrens, Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit erklärte dazu: „Der Arbeitsmarkt der Zukunft ist ein Markt der Vielfalt – Unternehmen suchen bereits heute händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften. Diese Suche wird perspektivisch immer schwieriger, weil auch in den kommenden Jahren mehr Beschäftigte altersbedingt aus dem Arbeitsleben ausscheiden als junge Menschen einsteigen. Weiterbildung und Zuwanderung sind für Thüringen deshalb zwei entscheidende Wachstumsfaktoren."

Stefan Werner, Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege und Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Thüringen: „Die gemeinsame Fachkräftestrategie macht einmal mehr deutlich, dass wir alle, wenn nicht immer in einem Boot sitzen, doch zumindest in demselben Teich schwimmen. Dem akuten Fachkräftemangel in allen Branchen, insbesondere in der Thüringer Sozialwirtschaft ist nur mit einem Bündel an Maßnahmen zu begegnen. Neben den Chancen die in der Digitalisierung liegen, sind die Chancen der Zuwanderung konsequent zu nutzen. Fachkräfte und Auszubildende durch verstärkte Anwerbung im Ausland zu gewinnen, bedeutet Anstrengungen auf allen Seiten. Zuwanderung muss sowohl für die aus dem Ausland kommenden Menschen, als auch für die aufnehmenden Unternehmen attraktiv sein. Neben schnellen und unkomplizierten Zugängen und Anerkennungsverfahren, braucht es auch die Unterstützung der Unternehmen durch den Freistaat. Daran gemeinsam zu arbeiten ist das erklärte Ziel, an dem wir unseren Erfolg messen lassen müssen.“

Hintergrund

Unter Federführung des TMASGFF und unter Beteiligung der zuständigen Ministerien für Bildung, Jugend und Sport sowie Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft wurde am 15.12.2021 eine gemeinsam mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern (DGB und VWT), den Industrie und Handels- sowie den Handwerkskammern, der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und der LIGA der freien Wohlfahrtspflege e.V. erarbeitete Allianz-Vereinbarung mit konkreten Zielstellungen, Handlungsempfehlungen und ersten Initiativen unterzeichnet.

Die Allianz verfolgt dabei sechs Teilziele:

  1. Herausforderungen der Corona-Krise meistern – Berufsausbildung stärken,
  2. Höhere Attraktivität und Qualität in der Erstausbildung – mehr Jugendliche für eine berufliche Ausbildung begeistern,
  3. Besseres Matching – Jugendliche und Betriebe besser zusammenbringen und erfolgreich in Ausbildung halten,
  4. Fit für die Zukunft – Weiterbildung und Qualifizierung als Antwort auf den Strukturwandel,
  5. Digitale Transformation gestalten – Möglichkeiten der Digitalisierung für die Fachkräfteentwicklung besser nutzen und
  6. Chancen der Zuwanderung – Fachkräfte und Auszubildende durch verstärkte Anwerbung im Ausland gewinnen.

Die von den Partnerinnen und Partnern der Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung bereits im Jahr 2016 unterzeichnete Vereinbarung war Ende 2020 formal ausgelaufen und bildete die veränderte Arbeits- und Ausbildungsmarktlage nicht mehr hinreichend ab. Die Partnerinnen und Partner setzten dementsprechend neue Schwerpunkte und entwickelten bestehende Ansätze weiter.

Quelle: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Freistaats Thüringen vom 19.01.2022

Redaktion: Pia Kamratzki

Back to Top