Familienpolitik

Experten diskutierten über Herausforderungen und Voraussetzungen für ein kinderreiches Deutschland

Am Abend des 28. September diskutierten Experten im Auditorium des G+J-Verlagshauses vor zahlreichen Zuschauern über Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten für eine wachsende deutsche Bevölkerung im Rahmen der Podiumsdiskussion "Deutschland braucht mehr Kinder! Was können wir tun?" der Zeitschrift ELTERN und ELTERN family.

30.09.2011

Deutschland ist immer noch Schlusslicht bei der Geburtenrate in Europa, obwohl die Deutschen einen ausgeprägten Kinderwunsch haben und gerade junge Deutsche Kindern und Familie durchaus positiv gegenüber stehen, wie die Ergebnisse der repräsentativen forsa-Umfrage "Warum kriegt ihr keine Kinder?" im Auftrag der Zeitschriften ELTERN und ELTERN family gezeigt haben. Der Baby-Boom bleibt dennoch aus. Daher galt es mit den renommierten Experten Prof. Ph.D. Norbert F. Schneider, Dr. Fabienne Becker-Stoll, Prof. Helmut Rainer und Dr. Johanna Graf sowie dem Staatsrat der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Hamburg Jan Pörksen über Wege aus der Geburtenkrise zu sprechen und folgende Fragen zu erörtern: Was kann die Politik tun, damit sich die Deutschen ihren Kinderwunsch leichter erfüllen können? Welche Faktoren spielen in der heutigen Gesellschaft eine Rolle? Welche Maßnahmen sollten dahin gehend ergriffen werden?

Die wichtigsten Meinungen der Experten im Überblick:

Jan Pörksen, Staatsrat der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Hamburg: "Wir wollen Hamburg zur familienfreundlichsten Stadt Deutschlands machen. Es geht darum, langfristig in eine gute Infrastruktur für Familien zu investieren, indem wir die Kinderbetreuung in den Kitas und Schulen weiter ausbauen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Kinder bereits ab zwei Jahren einen Rechtsanspruch auf Betreuung bekommen und dass alle Grundschulen in Hamburg zu Ganztagsschulen werden. Außerdem sorgen wir dafür, dass es in Hamburg mehr bezahlbare Wohnungen für Familien geben wird."

Prof. Norbert F. Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung: "Die neue Vielfalt der Familie erfordert eine neue Familienpolitik. Wer die moderne Familie fördern und unterstützen will, muss anerkennen, wie vielfältig sie heute ist. In letzter Konsequenz bedeutet das die Abkehr vom privilegierten Schutz der Institution Ehe. An ihre Stelle könnte eine am Einzelnen orientierte staatliche Absicherung und Förderung unabhängig vom Familienstand treten."

Dr. Fabienne Becker-Stoll, Leiterin des Staatsinstituts für Frühpädagogik: "Die Eltern brauchen Wahlfreiheit, die Ausweitung des Elterngeldes auf 18 Monate, hochwertige Kita-Plätze und Ganztagsschulen."

Prof. Helmut Rainer, Ph.D., Bereichsleiter Sozialpolitik und Arbeitsmärkte beim ifo Institut: "Familien verdienen ein gerechtes Steuer- und Rentenrecht: Trotz des Kindergeldes und der Freibeträge sind Familien gegenüber Kinderlosen im deutschen Steuerrecht benachteiligt: Das Ehegattensplitting sollte durch ein Familiensplitting französischer Art ersetzt werden. Das würde Familien steuerlich deutlich entlasten."

Dr. Johanna Graf, 42, ist Diplom-Psychologin an der Universität München: "Eltern brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit: finanzielle und berufliche Absicherung, Sicherheit in der Erziehung und bessere Kindergärten und Schulen."

Zur Podiumsdiskussion eingeladen hatten ELTERN und ELTERN family im Rahmen der "Zum Glück: Familie!"-Aktion, die im Laufe des Jahres durch vielfältige Aktionen auf die schönen Seiten des Kinderkriegens hinweisen, die Entscheidung erleichtern und selbstverständlicher machen. Den Auftakt der Aktion bildete die Vorstellung der Ergebnisse der repräsentativen forsa-Studie "Warum kriegt ihr keine Kinder?" im Februar in Berlin, gefolgt von einem Leserbesuch bei der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Artikeln in den Zeitschriften und auf der Website www.zum-glueck-familie.de. Beim Kreativwettbewerb mit der Münchner Design-Hochschule U 5 gestalteten Studenten Anzeigenmotive pro Familiengründung, außerdem begleitete ein eigener Song "Erwachsen werden" von Phil Vetter at the Pirate Bay die Aktion ebenso wie das von der internationalen Modemarke Oui entworfene T-Shirt.

"Unsere Aktion hat viel positive Resonanz hervorgerufen und gezeigt, dass das Thema Kinderkriegen Deutschland bewegt. Wir alle sollten dazu beitragen, dass aus Kinderwünschen auch wirklich Kinder werden," sagt Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin von ELTERN und ELTERN family. "Politik und Wirtschaft müssen Rahmenbedingungen schaffen, auf die man sich länger als eine Wahlperiode verlassen kann. Die Gesellschaft kann jungen Eltern täglich zeigen, dass sie und ihre Kinder erwünscht und eine Bereicherung für ein alterndes Land sind. Wir Eltern müssen die besten Botschafter dafür sein, dass Kinder eine tolle Lebensoption sind - statt uns und unseren Mit-Eltern durch überzogene Perfektionsansprüche das Leben schwer zu machen."

Weitere Informationen stehen unter <link http: www.zum-glueck-familie.de _blank external-link-new-window external link in new>www.zum-glueck-familie.de zur Verfügung.

Quelle: PM Gruner+Jahr, ELTERN & ELTERN family vom 29.09.2011

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