Studie
Depression betrifft die ganze Familie
45 Prozent der Bundesbürger*innen sind von Depression betroffen: entweder direkt aufgrund einer eigenen Erkrankung (24%) oder indirekt als Angehöriger (26%). Wobei 5 Prozent selbst betroffen und gleichzeitig Angehörige einer erkrankten Person sind. Die Familie ist für viele Betroffene eine wichtige Stütze auf dem Weg durch die Erkrankung. Rund drei Viertel der Angehörigen beschreibt die Depression jedoch auch als große Belastung für das Familienleben.
05.12.2024
Die Familie ist für viele Menschen mit Depression eine große Stütze auf dem Weg durch die Erkrankung. Vor allem gibt die Familie den Betroffenen das Gefühl, nicht alleine zu sein (46%). Bei 41 Prozent der Erkrankten haben Familienmitglieder*innen bemerkt, dass etwas nicht stimmt und den Erkrankten darauf angesprochen. 38 Prozent der Betroffenen wurden dann von Angehörigen ermutigt, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Oft ist die Familie auch eine wichtige Hilfe, um den Alltag zu meistern (34%) oder Aufgaben im Haushalt zu übernehmen (24%).
„Morgens aufstehen, den Geschirrspüler ausräumen oder einen Arzttermin vereinbaren – all diese Tätigkeiten können in der Depression die größte Herausforderung sein. Hoffnungslosigkeit und ein fehlender Antrieb sind Teil der Erkrankung und machen den Alltag schwer. Angehörige sollten sich gut über Depression informieren. So verstehen sie, dass ihr Familienmitglied sich nicht gehen lässt, sondern krankheitsbedingt selbst alltägliche Dinge zu einem großen Berg werden. In Krankheitsphasen können Angehörige deshalb eine wichtige Stütze sein, indem sie z.B. einen Arzttermin organisieren und den Erkrankten dorthin begleiten“,
erklärt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.
Familiäre Häufung der Erkrankung
Allerdings berichten auch 42 Prozent der befragten Menschen mit Depression, dass die Familie ihnen nicht helfen konnte, weil die Angehörigen selbst Probleme mit Depression oder anderen psychischen Erkrankungen hatten.
„Oft gibt es bei Depression familiäre Häufungen. Die Vererbung spielt eine wichtige Rolle dabei, ob jemand eine Veranlagung zu Depression hat oder nicht. Wer einen Elternteil mit Depression hat, hat selbst ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko zu erkranken“,
betont Hegerl.
Angehörige: Sorge um Erkrankte große Belastung für die ganze Familie
Gut drei Viertel der Angehörigen (77%) empfinden die Depressionserkrankung für das Familienleben als belastend oder sehr belastend. Vor allem die Sorge um den Erkrankten (81%) und dessen Antriebs- (73%) und Interessenslosigkeit (67%) wurden für die Familie als belastend erlebt. In 43 Prozent der Familien gab es während der Depression häufiger Streit als sonst. In jeder fünften Familie führte das sogar zu einem Kontaktabbruch (19%).
„An Depression erkrankte Menschen fühlen sich erschöpft und innerlich wie abgestorben. Sie ziehen sich oft von anderen Menschen zurück, weil ihnen alles zu viel wird. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen“,
so Hegerl weiter.
Familiäre Beziehungen durch schwere Zeit vertieft
Jede zweite Familie berichtet rückblickend jedoch auch von positiven Erfahrungen: Bei 55 Prozent der befragten Angehörigen hat sich das erkrankte Familienmitglied gegenüber der Familie mehr geöffnet, 47 Prozent beschreiben, dass sich durch die Depression die Beziehung zueinander vertieft oder gefestigt habe.
„Das gemeinsame Überstehen dieser leidvollen Erkrankung kann zu einem Zusammenrücken in der Familie und einer Vertiefung der Beziehungen führen“,
erläutert Hegerl.
Angehörige kaum in Behandlung eingebunden
Nur 16 Prozent der Betroffenen berichten jedoch, dass ihre Angehörigen von Ärzten informiert und in die Behandlung eingebunden wurden. Die Angehörigen selbst empfanden es als Belastung, nicht gut von den Behandler*innen informiert worden (41%) und nicht in die Behandlung integriert zu sein (39%).
„Depression betrifft die ganze Familie. Deshalb ist es sinnvoll, Angehörige in die Behandlung einzubeziehen, um ihnen beispielsweise Wissen über die Erkrankung und die Behandlung zu vermitteln. Familiäre Belastungen können so reduziert werden“,
betont Hegerl.
Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe vom 26.11.2024
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