Erhebung

Bundesweite Verbreitung von Jugendberufsagenturen

Im Sommer 2021 hat die Servicestelle Jugendberufsagenturen eine bundesweite, quantitative Erhebung zu den rechtskreisübergreifenden Kooperationsbündnissen am Übergang Schule – Beruf durchgeführt. Das Ziel war, durch die Ergebnisse sowohl eine Übersicht über den gesamten Bestand zu erhalten, als auch die Auswertung nach bestimmten Merkmalen zu ermöglichen.

26.08.2022

Als die Servicestelle Jugendberufsagenturen zu Beginn des Jahres 2020 ihre Arbeit aufgenommen hat, zeigte sich schnell der Bedarf nach einer aktuellen und umfassenden Datengrundlage hinsichtlich der bundesweiten Verbreitung von rechtskreisübergreifenden Kooperationsbündnissen. Aus diesem Grund hat die Servicestelle im Sommer 2021 eine quantitative Online-Erhebung durchgeführt, um für alle Kreise und kreisfreien Städte im Bundesgebiet herauszufinden, wo Jugendberufsagenturen bislang entstanden und wie sie organisiert sind. Die Daten, die auf Selbstauskünften der beteiligten Institutionen in den Kreisen und kreisfreien Städten beruhen, zeigen, dass Jugendberufsagenturen in Deutschland mittlerweile weit verbreitet sind. Dabei bestehen strukturelle Gemeinsamkeiten, vor allem aber wird die Vielfalt der bundesweiten Landschaft der Jugendberufsagenturen deutlich.

Wesentliche Ergebnisse in Kürze

  • Bundesweit bestehen 353 Jugendberufsagenturen. Sie verteilen sich auf 348 und damit 87 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte.
  • Die Zuständigkeitsgebiete sind unterschiedlich, für 89 Prozent der 353 Jugendberufsagenturen gilt: Ein Kreis beziehungsweise eine kreisfreie Stadt = eine Jugendberufsagentur.
  • Nahezu 99 Prozent der Jugendberufsagenturen arbeiten mit weiteren Akteuren zusammen. Am häufigsten kommen die Partner aus dem schulischen Kontext.
  • Rund 44 Prozent der Jugendberufsagenturen verfügen über gemeinsame Kontaktdaten. Der mit gut einem Drittel am häufigsten angegebene gemeinsame Kontaktkanal ist eine Website.
  • 83 Prozent der 353 Jugendberufsagenturen sind über mindestens eine physische Anlaufstelle persönlich erreichbar.
  • Gut 43 Prozent der Jugendberufsagenturen haben mindestens eine gemeinsame Anlaufstelle aller drei Sozialleistungsträger eingerichtet.
  • Fast 97 Prozent der Jugendberufsagenturen richten sich mindestens an junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren.
  • Knapp 93 Prozent der Jugendberufsagenturen richten sich an alle jungen Menschen und nicht nur an spezifische Teilgruppen junger Menschen.

Verbreitung, Erreichbarkeit und Kooperationspartner von Jugendberufsagenturen

Die Auswertung der Erhebungsdaten zu Jugendberufsagenturen im Bundesgebiet ermöglicht unter anderem Aussagen zum Bestand, den Gründungsjahren, zur Erreichbarkeit sowie der Zusammenarbeit mit Partnern. Die vollständigen Daten wurden in einer Publikation mit einer ausführlichen Auswertung zusammengefasst.  Im Folgenden ein Überblick über ausgewählte Ergebnisse.

Verbreitung von Jugendberufsagenturen in Deutschland

Bis Juli 2021 wurden nach Angaben der Befragten bundesweit insgesamt 353 Jugendberufsagenturen gegründet. Diese verteilen sich auf 348 Kreise und kreisfreie Städte. Somit besteht in 87 Prozent aller Kreise und kreisfreien Städte mindestens eine Jugendberufsagentur. Für weitere rund vier Prozent ist angegeben worden, dass die Gründung einer Jugendberufsagentur geplant ist.

Nach der Gründung der ersten Jugendberufsagentur im Jahr 2007 verlief die weitere Entwicklung zunächst verhalten, nahm aber ab 2015 deutlich an Fahrt auf. So wurden zwischen 2015 und 2018 knapp 70 Prozent der bis Juli 2021 erfassten 353 Jugendberufsagenturen gegründet. Seit 2019 schwächt sich die Dynamik ab. Insgesamt verläuft der bundesweite Prozess der Einrichtung von Jugendberufsagenturen inzwischen über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren und ist noch nicht abgeschlossen. Das verdeutlicht die zunehmende Bedeutung rechtskreisübergreifender Zusammenarbeit und lässt gleichzeitig darauf schließen, dass sich die einzelnen Jugendberufsagenturen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden.

Erreichbarkeit und Präsenz von Jugendberufsagenturen

Die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit der Sozialleistungsträger als Jugendberufsagentur zeigt sich in vielen Kreisen und kreisfreien Städten nicht nur durch den Austausch auf Arbeits- und Abstimmungsebene, sondern auch durch ihr Auftreten nach außen als zentrale Ansprechpartnerin für junge Menschen. So verfügen viele Jugendberufsagenturen über gemeinsame Kontaktdaten sowie Anlaufstellen. Die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und die Art der Ausgestaltung von Anlaufstellen können dabei sehr unterschiedlich sein. Es gibt Jugendberufsagenturen, in denen alle beteiligten Rechtskreise „unter einem Dach“ zusammenarbeiten. Daneben gibt es viele weitere mögliche Formen von Anlaufstellen, wie etwa die jeweiligen Geschäftsräume der an der Jugendberufsagentur beteiligten Kooperationspartner, Sprechstunden in Schulen oder Jugendzentren oder mobile Angebote. In anderen Fällen liegt der Fokus eher auf digitalen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. In der Erhebung wurde deshalb bezüglich gemeinsamer Kontaktdaten und Anlaufstellen genauer nachgefragt:

  • 43,9 Prozent der Jugendberufsagenturen geben an, mindestens einen eigens für die Jugendberufsagentur eingerichteten gemeinsamen Kontaktkanal wie eine gemeinsame Website, E-Mail-Adresse, Telefonnummer oder ein Social-Media-Profil zu nutzen. Die am häufigsten angegebenen Kontaktkanäle sind eine gemeinsame Website (34,3 Prozent) sowie eine gemeinsame E-Mail-Adresse (31,4 Prozent). Eine gemeinsame Telefonnummer haben rund 23 Prozent der Jugendberufsagenturen eingerichtet. Deutlich seltener verfügen Jugendberufsagenturen über ein Profil auf einer Social-Media-Plattform; knappe sieben Prozent sind auf mindestens einer der Plattformen Facebook, Instagram, Twitter und/oder YouTube vertreten.
  • Mit 83 Prozent sind zudem die meisten der 353 Jugendberufsagenturen über mindestens eine Anlaufstelle persönlich erreichbar, über die Hälfte der Kooperationsbündnisse verfügt über mehr als eine Anlaufstelle. Gut zehn Prozent haben weder gemeinsame Kontaktdaten noch Anlaufstellen angegeben.

Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren

Neben Jugendberufsagenturen gibt es viele weitere Akteure, die am Übergang von der Schule in den Beruf tätig sind und junge Menschen bei der Bewältigung unterschiedlichster Herausforderungen unterstützen. Gemeinsam bilden sie die lokale Angebotslandschaft. In vielen Fällen arbeiten Jugendberufsagenturen mit diesen Akteuren zusammen, wobei sich die Zusammenarbeit sehr unterschiedlich gestalten kann. Akteure können strategische Partner sein, die selbst zum Teil der Jugendberufsagentur werden, als Multiplikatoren den Kontakt zu Jugendlichen ermöglichen oder bedarfsweise in die Arbeit der Jugendberufsagentur eingebunden werden. Ähnlich vielfältig sind mögliche fachliche Kontexte der Partner. An gut 46 Prozent der 353 Jugendberufsagenturen ist neben den drei Sozialleistungsträgern mindestens ein weiterer Kooperationspartner beteiligt, der die strategische Ausrichtung der Jugendberufsagentur mitbestimmt und mit eigenen Ressourcen zur Erreichung ihrer Ziele beiträgt. Am häufigsten wurden an dieser Stelle Behörden der Schulverwaltung benannt, aber auch weitere kommunale Behörden, Schulen, Träger von Bildungs- und Beratungsangeboten sowie Bildungskoordinationsstellen.

Fast 96 Prozent der 353 Jugendberufsagenturen geben außerdem an, mit mindestens einem weiteren Netzwerkpartner zusammenzuarbeiten. Für die Erhebung wurden Netzwerkpartner als Akteure oder Institutionen definiert, die die Jugendberufsagentur bedarfsweise bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen. Im Unterschied zu den Kooperationspartnern bestimmen sie jedoch weder die strategische Ausrichtung einer Jugendberufsagentur mit, noch sind sie mit eigenen Ressourcen an dieser beteiligt. Die am häufigsten genannten Netzwerkpartner sind berufsbildende und allgemeinbildende Schulen, gefolgt von Bildungsträgern, freien Trägern der Jugendhilfe, Kammern und Innungen. Annähernd die Hälfte der Jugendberufsagenturen nutzte über die vorgegebenen Antwortoptionen hinaus die Möglichkeit, in einem Freitextfeld zusätzlich Akteure anzugeben. Dies verdeutlicht noch einmal das breite Spektrum der fachlichen Kontexte der Partner.

Insgesamt geben fast 99 Prozent und damit nahezu alle der 353 Jugendberufsagenturen mindestens einen weiteren Kooperationspartner oder Netzwerkpartner an. Damit wird die große Bedeutung der lokalen Vernetzung in der Arbeit von Jugendberufsagenturen deutlich. Die Ergebnisse unterstreichen außerdem die große Relevanz der Zusammenarbeit mit Schulen, zeigen jedoch gleichzeitig, dass jede Jugendberufsagentur in der Gestaltung der Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren ihre eigenen Schwerpunkte setzt.

Weitere Informationen

Quelle: Servicestelle Jugendberufsagenturen

Redaktion: Silja Indolfo

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