Ungleiche Bildungschancen

Bildungsbericht zeigt noch immer großen Reformbedarf

Der Bericht „Bildung in Deutschland 2022“ beklagt zum wiederholten Mal den starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Der katholische Fachverband IN VIA Deutschland und die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V kritisieren, dass es dem Schulsystem weiterhin nicht gelingt die Chancen auf eine gleichberechtigte soziale Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen zu verbessern. So bleibt auch die Vorbereitung auf eine selbstbestimmte Lebensführung für viele auf der Strecke.

04.07.2022

Jede:r vierte Schüler:in ist auch 2020 von mindestens einer der drei zentralen Risikolagen Armut, Arbeitslosigkeit und niedriger Bildung im Elternhaus betroffen. Bei diesen Kindern und Jugendlichen hat die Coronapandemie zu starken Belastungen und Leistungseinbußen geführt.

„Die Bildungspolitik muss endlich handeln und den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg durchbrechen. Dazu bedarf es in den Schulen neben einer Anerkennung von Diversität, einer individuellen Förderung und der Gewährleistung von Partizipation. Nur mit einer starken Schulsozialarbeit und im multiprofessionellen Team können inklusive Bildung und eine kinder- und jugendgerechte Schulentwicklung gelingen,“ mahnte Barbara Denz, Generalsekretärin von IN VIA Deutschland und stellvertretende Vorsitzende der BAG KJS.

Denz kritisierte auch die weiterhin fehlende systematische Kooperation von Schule und Jugendhilfe sowie die mangelnde Absicherung von Angeboten der schulbezogenen Jugendsozialarbeit und der Schulsozialarbeit:

„Mehr denn je brauchen junge Menschen jetzt verlässliche Ansprechpartner:innen, die sie individuell, vertrauensvoll und, mit sozialpädagogischer Expertise kontinuierlich im Schulalltag unterstützen. Unter prekären Rahmenbedingungen lässt sich in Zeiten des Fachkräftemangels wederqualitativ hochwertige Schulsoziarbeit absichern, geschweige denn ausbauen.“

Das Bundesbildungsministerium plant mit dem Startchancen-Programm zusätzlich 4.000 Stellen für Schulsozialarbeit in benachteiligten Regionen zu schaffen. BAG KJS und IN VIA vermissen allerdings die konkrete Umsetzung dieses Vorhabens.

„Bund und Länder müssen die Chance für eine zielgerichtete Zusammenarbeit für gemeinsame Angebote von Schule und Jugendhilfe endlich nutzen. Nur so kann mehr Bildungsgerechtigkeit gelingen“, erklärte Denz. „Immerhin ist die Schulsozialarbeit im neuen § 13 a im Kinder- und Jugendstärkungsgesetz verankert. Eine verbindliche Umsetzung ist jetzt erforderlich.“

Quelle: IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit – Deutschland e.V. vom 01.07.2022

Redaktion: Pia Kamratzki

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