Stellungnahme

Bildungsbarometer attestiert ungenügende Bildungspolitik

Der Blick auf das Schulwesen in Deutschland ist kritisch. Die Befragten des ifo Bildungsbarometers differenzieren jedoch zwischen der Performanz der Schulen, der Lehrkräfte und der der Bildungspolitik. Letztere wird insbesondere für ihren Sparkurs kritisiert. Der Verband Bildung und Erziehung nimmt Stellung zu den Ergebnissen.

19.09.2024

Laut dem heute vom ifo Institut veröffentlichten Bildungsbarometer bewerten die Befragten die Schulen in Deutschland als mittelmäßig. Sie wünschen sich unter anderem mehr Geld für Bildung und eine Stärkung der Basiskompetenzen. Insgesamt bewerten sie die Bildungspolitik aber nochmals schlechter als die Schulen. Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), schätzt die Ergebnisse folgendermaßen ein:

„Es ist zu erkennen, dass die Herausforderungen in den Schulen mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen und die Menschen erkennen, dass die verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte dafür verantwortlich ist. Die Bewertung „mittelmäßig“ kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Strukturen in der deutschen Bildungslandschaft teils desolat sind. Das wahrgenommene Mittelmaß, das das Bildungsbarometer abbildet, ist angesichts der fehlenden Gelingensbedingungen nur auf einen Umstand zurückzuführen: den unermüdlichen Einsatz der Lehrkräfte vor Ort. Sie geben Tag für Tag alles in ihrer Macht stehende, um die mangelhaften Voraussetzungen zu kompensieren und den Schüler*innen bestmögliche Bildung zukommen zu lassen, und setzen dabei teilweise sogar ihre eigene Gesundheit aufs Spiel.“

Zur Forderung nach einer besseren Finanzierung des Bildungssektors ergänzt Neckov

„Wir fordern schon seit geraumer Zeit, dass die Ausgaben für Bildung in unserem Land massiv steigen müssen. Kinder lernen heute in teilweise maroden und aus der Zeit gefallenen Schulen. Es ist zu hoffen, dass die Politik diese Forderung aus der Gesellschaft endlich aufnimmt und alles in die Wege leitet, was notwendig ist, um den Bildungsbereich in Deutschland wieder zu stärken.“

Die Reformansätze zur Verbesserung des Bildungssystems ordnet Neckov folgendermaßen ein: 

„Wir stehen den Vorschlägen zur Verbesserung des Bildungssystems inhaltlich grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings bleibt die Frage unbeantwortet, wer diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen soll. Wer soll qualifizierte Sprachtests durchführen? Woher kommt die Zeit für ein tägliches Lesetraining? Wer betreut die Kinder, die ab dem vierten Lebensjahr verpflichtend in die Kita gehen sollen? Das Personal an Kitas und Schulen, das den Laden mit Mühe und Not am Laufen hält, kann dies nicht noch zusätzlich schultern. Wir brauchen schlichtweg mehr Lehrkräfte in den Schulen und mehr Erzieher*innen in den Kitas, um überhaupt über derartige Vorschläge sprechen zu können.“

Quelle: Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) vom 10.09.2024

Redaktion: Zola Kappauf

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