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BESThealthCARE – Praxisbeispiel zur Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe

Wesentliche Ziele des Projektes BESThealthCARE des SOS-Kinderdorfs sind, Kinder, Jugendliche und deren Familien zu befähigen, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen sowie die gesundheitliche Chancengleichheit zu verbessern. Lesen Sie hier in der Reihe des Fachkräfteportals „Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe“ mehr zu den Projektinhalten, zur Finanzierung und zu weiteren notwendigen Umsetzungsressourcen. 

29.11.2021

Praxisbeispiel „BESThealthCARE“

Projekttitel

BESThealthCARE: Bildungschancen | Entstigmatisierung | Selbstwirksamkeit | Teilhabe | Chancengleichheit | Armutsprävention | Resilienz | Erhalt von Gesundheit

Träger und Handlungsfeld in der Kinder- und Jugendhilfe

SOS-Kinderdorf Verein mit dem Handlungsfeld ambulante, stationäre und offene Angebote der Kinder- und Jugendhilfe

Projektmitarbeitende: Anzahl, Umfang, Qualifikation, Kooperation

Die Projektkoordination wird übernommen von der Stabstelle Botschaft für Kinder & Referat Personalentwicklung bei SOS-Kinderdorf. Es besteht eine Kooperation zur Stiftung Kindergesundheit München.

An der Konzeption waren folgende Qualifikationen involviert:

  • Dipl. Sportwissenschaft
  • MA Elektronische Medien
  • Dipl. univ. Pädagogik
  • Systemische Berater
  • Erwachsenenbildung

In der Umsetzung des Projekts sind pädagogische Fachkräfte sowie Ökotrophologen beschäftigt

Projektziele

Problemlage bzw. Ausgangslage zur Projektentwicklung

Die Klammer für das Gesundheits-Bildungsprojekt BESThealthCARE ist die Botschaft für Kinder von SOS-Kinderdorf in Berlin, die sich mit dem Thema "Kinderseelen schützen" auf den Weg gemacht hat, dem Kinderrecht auf Gesundheit sowohl auf politischer als auch operativer Ebene Rückenwind zu geben. Kindergesundheit ist in fataler Weise mit dem Thema Kinderarmut verwoben, das wiederrum an geringere Bildungschancen und Stigmatisierung anschließt.

Corona wirkte auf diese bestehende Schieflage wie ein Brennglas. Dieses Thema, das SOS-Kinderdorf seit Jahren bewegt, war Ausgangspunkt für die Multiplikator*innen Ausbildung und wurde ursprünglich nicht als "Corona-Projekt" angelegt. Es zeigte sich jedoch, dass es eher "ausversehen" gleichzeitig mit dem Lockdown startete und sich in seinem Setting auch in der Pandemie bewährte. Im Resilienzgedanken holten die Multiplikatpr*innen des Projekts alle Möglichkeiten heraus, die sich trotz der Einschränkungen boten.

Ziele

Mit dem Gesundheits-Bildungsprojekt BESThealthCARE sollen vor allem diese Ziele umgesetzt werden:

  • Handlungsbefähigung: Soziale Zugehörigkeit / Selbstakzeptanz / Perspektivität
  • Fokus auf Entwicklung des Kohärenzsinns: Verstehbarkeit / Handhabbarkeit / Sinnhaftigkeit
  • Lebenswelten in Kindergärten, Jugendtreffs, offenen Angeboten, stationären Angeboten etc. gesundheitsfördernd gestalten
  • Personale und soziale Kompetenzen fördern
  • Kinder, Jugendliche und deren Familien befähigen, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen
  • Gesundheitliche Chancengleichheit erreichen
  • Bildungschancen verbessern

Zielgruppen des Projektes

Das strategische Ziel des SOS-Kinderdorf e.V. ist, benachteiligte junge Menschen zu unterstützen,damit sie ihr Leben eigenständig gestalten können. Mit dem Projekt erreichen wir Kinder, Jugendliche und deren Familien in Familienzentren, Schulsozialarbeit, Jugendtreffs, stationären Einrichtungen, Dorfgemeinschaften, Ausbildungsstätten sowie Kindertagesstätten.

Konzept und Ergebnisse

Konzeption des Projektes

Neben den praktischen Inhalten der Multiplikator*innen Schulung (Ernährung & Bewegungsverhalten, Bewusstsein für Wohlbefinden & Gesundheit, Stressmanagement & Achtsamkeit für Betreute und Betreuer im Alltag, Gewalt- & Suchtprävention) spielen die übergeordneten Themen von BESThealthCARE eine wesentliche Rolle in der Haltung: Orientierung an Gesundheit im umfassenden Verständnis, Orientierung an Ressourcen & Schutzfaktoren, Verständnis von Gesundheit als Kompetenz, das eigene Leben zu gestalten, Kenntnis von Gesundheitsbeeinflussende Faktoren, Partizipation zur Verstärkung der Idee "Handhabbarkeit" von Herausforderungen, Verbesserung der Ambiguität, Sensibilisierung des Kohärenzsinns, etc.

Die Ausbildung erfolgt über ein eigens dafür konzipiertes E-Learning bestehend aus fünf Modulen. Darüber hinaus treffen sich die Multiplikator*innen zu regelmäßigen Netzwerktreffen. Innerhalb der teilnehmenden Einrichtungen finden individuell auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmte Angebote statt. 

Beispiele sind hier:

  • Wohlfühltage
  • Wanderung in Begleitung mit Tieren (Hunde, Lama, u.a.)
  • Nachhaltigkeit und Ernährung
  • Handarbeits- und Werkprojekte
  • Pflanzprojekte wie z. b. Bepflanzung des Stadtteilgartens
  • Gründung von Jugend-Arbeitsgruppe wie z. b. Nachhaltigkeit bei uns im Dorf
  • Pädagogisches Kochen (Anleitung der Fachkräfte) & Kochbücher schreiben
  • Sportfeste
  • Elternkurse
  • Stadtteil-Veranstaltungen mit dem Fokus auf Gesundheit
  • Videoprojekte 

Welche Ergebnisse sind erzielt worden?

Da es keine Befragung der Kinder und Jugendlichen gibt, können Ergebnisse nur auf der Strukturebene beschrieben werden. Ziel des Projekts ist, dass in den Einrichtungen gesundheitsförderliche Maßnahmen im Alltag verankert sind und sich in der Haltung von Fachkräften wiederspiegeln. In diesem Sinne können beispielweise folgende Ergebnisse berichtet werden:

  • Verstärkte Einzelförderung zur Aktivierung der Ressourcen von Kindern und Jugendlichen
  • Implementierung von gesundheitsförderlichen Strukturen in den Einrichtungen: regelmäßige Kochgruppen, Alltagsbewegung, Emotionsregulationsübungen im Alltag, Achtsamkeitstraining und Stressprävention für Mitarbeitende, Einrichtung von Entspannungsräumen, Gestaltung von Stadtteilgärten, Stressbewältigung durch Achtsamkeits- und Entspannungsübungen.

Was sind die Maßnahmen zur Qualitätssicherung / zum Monitoring? 

Die teilnehmenden Einrichtungen schreiben ein halbjährliches Reporting über die Angebote und deren Wirkweisen sowie ihren Wirkkreis. Das Netzwerktreffen und das E-Learning sichert die Qualität der inhaltlichen Arbeit im kontinuierlichen Austausch ab. Ein externes Monitoring bzw. Evaluation gibt es aktuell nicht.

Finanzierung und Förderung

Wie ist das Projekt finanziert bzw. gefördert?

Das Projekt wird durch eine Spenden- Kooperation finanziert. Der Kooperationspartner trägt die Kosten für die Multiplikatori*innen-Stellen in den teilnehmenden Einrichtungen.

Gibt es eine Unterstützung durch die Komme oder durch ein kommunales Netzwerk?

Die Einrichtungen von SOS-Kinderdorf e.V. sind in der Region breit vernetzt, so dass kommunale Netzwerke im Rahmen des Projekts vertieft und erweitert werden können (z. B. Kooperationen mit Krankenkassen, Sportvereinen, u.a.)

Inwieweit wird das Projekt fortgeführt?

Die Projektförderung geht von 2019 - 2023. Wir sind in Verhandlungen, dass der Kooperationspartner die Förderung fortführt. Das E-Learning wird vom Referat Personalentwicklung von SOS-Kinderdorf gepflegt und nach 2023 allen Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt.

Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe

Wie hat sich die Arbeit durch die Pandemie verändert?

Entwicklung des E-Learnings statt Präsenzveranstaltungen Angebote waren auf die Bewältigung des Alltags unter der Pandemiebestimmungen ausgerichtet Kreative Ideen, um mit Kindern und Jugendlichen insbesondere in der offenen Arbeit in Kontakt zu bleiben Medialgestützte Projekte für Jugendliche in den Ausbildungs-Einrichtungen

Was bräuchten Einrichtungen, um Gesundheitsförderung als Bestandteil ihrer Arbeit zu etablieren?

In der Aus- und Weiterbildung müssen Pädagog*innen eine Haltung zum Thema ganzheitliche Gesundheit im Kontext sozialer Benachteiligung entwickeln. Ein besonderer Schwerpunkt muss sein, dass alltägliche Stigmatisierung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen nicht gebilligt wird. Gesundheitsförderung darf nicht auf Projektebene bleiben – Fachkräfte müssen die zugrunde liegende Themen verinnerlichen. Ergo: Gesellschaftliche Sensibilisierung / Schwerpunkt Verlagerung in der Ausbildung im Sinne der Salutogenese.

Redaktion: Iva Wagner

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