Übergang Schule – Beruf
Berufsabschluss gelingt zu oft erst nach vielen Umwegen
Der Übergang von der Schule in Ausbildung oder Studium funktioniert längst nicht so reibungslos, wie oftmals angenommen. Nicht einmal die Hälfte der Jugendlichen (43 Prozent) startet nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule direkt und dauerhaft in Ausbildungs- oder Studienkarrieren. Dies ergibt sich aus neuen Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) durch die Universität Göttingen und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg im Auftrag der Berstelsmann Stiftung. Analysiert wurden die nachschulischen Bildungswege von insgesamt 7.168 Personen.
09.11.2022
Ein Bachelorstudium oder eine Ausbildung dauern in der Regel drei Jahre. Doch selbst vier Jahre nach Verlassen der Schule hat weniger als die Hälfte (43 Prozent) der jungen Erwachsenen einen ersten Abschluss erworben. Für jeden siebten Jugendlichen ist die Situation sogar noch deutlich schwieriger. 15 Prozent haben nach vier Jahren noch nicht einmal den Einstieg geschafft oder sie haben eine Ausbildung nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Der Idealweg eines schnellen Übergangs von der Schule in Ausbildung oder Studium und in den Beruf ist also keineswegs der Normalfall. Das zeigt die Auswertung der Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS).
Übergang von Schule zu Ausbildung: Alarmierende Zahlen - KURZ GEFRAGT mit Claudia Burkard
Jedes Jahr laufen 100.000 junge Menschen Gefahr, ohne Berufsabschluss zu bleiben
Diese Erkenntnisse sind alarmierend, warnen die Fachleute. Die Ausbildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Claudia Burkard, sagt:
„(...) Diese Zahlen bedeuten, dass angesichts von rund 750.000 Schulabgänger:innen jährlich mehr als 100.000 junge Menschen das Risiko haben, langfristig ohne Berufsabschluss zu bleiben. (...) Ungelernte haben schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und damit geringe Einkommen, wenig Aufstiegschancen und später eine knappe Rente.“
Unter diesen Jugendlichen seien überdurchschnittlich viele Personen mit einem niedrigen Schulabschluss, aus benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund. Besonders kritisch sei die Situation für junge Erwachsene mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss. Die Daten zeigen, dass vier Jahre nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule 27 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer mit maximal Hauptschulabschluss nicht in einer regulären Ausbildung sind.
Instabile Ausbildungsverläufe auffällig hoch
Den direkten Übergang in Ausbildung ermöglichen
Jedem fünften jungen Menschen gelingt laut der Untersuchung der Übergang in eine Ausbildung oder ein Studium ungewollt erst mit einem oder zwei Jahren Verzögerung, aufgrund von Schwierigkeiten, im ersten Anlauf das richtige Studium oder die passende Ausbildung zu finden. Deshalb brauh es eine stärkere Berufsorientierung an allen Schulformen, um Verzögerungen in der Berufswahlentscheidung und späteren Abbrüchen vorzubeugen, heißt es seitens der Ausbildungsexpertin.
Maßnahmen an der Schnittstelle zwischen Schule und Ausbildung oder Studium würden nämlich längst nicht allen Jugendlichen helfen. Dies erkenne man insbesondere beim Blick auf junge Menschen, die mindestens eine Maßnahme im sogenannten Übergangssektor zur vermeintlichen Berufsvorbereitung absolviert haben: tatsächlich schaffen innerhalb von vier Jahren nur zwei Drittel den nächsten Schritt in eine Ausbildung. Der verzögerte Übergang erhöhe oftmals die Gefahr des Scheiterns. „Nicht zuletzt angesichts des herrschenden Fachkräftemangels müssen wir alles daransetzen, Jugendlichen den direkten Einstieg in Ausbildung oder Studium, also den sicheren Übergang zu ermöglichen.“ Dies könne eine staatliche Ausbildungsgarantie leisten, so Burkard weiter. „Sie schafft die rechtliche Grundlage dafür, dass jede:r ausbildungswillige Jugendliche ein Ausbildungsangebot bekommt.“
Quelle: Bertelsmann Stiftung vom 26.10.2022
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