Personal

Ausbaubedarf und Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe

In der aktuellen KomDat-Ausgabe Heft 3/22 werden in mehreren Beiträgen vertiefend Themen beleuchtet, die sich mit dem Personal in der Kinder- und Jugendhilfe beschäftigen. Neben den jüngsten Entwicklungen beim Personal in der gesamten Kinder- und Jugendhilfe wird in einem weiteren Beitrag speziell auf das Personal im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) in den Ländern geblickt sowie vorausschauend die neue Trägerstatistik vorgestellt. Kommentiert werden zudem die neuesten Daten zu den beiden größten Arbeitsfeldern Kita und HzE sowie den Eingliederungshilfen gemäß SGB VIII und IX.

08.02.2023

Weitere Expansion des Personals in der Kinder- und Jugendhilfe

Mehr als eine Million Personen sind mittlerweile in der Kinder- und Jugendhilfe beschäftigt. Das entspricht einem Wachstum von 77% in den letzten 15 Jahren, wobei die Kindertagesbetreuung als größtes Arbeitsfeld die treibende Kraft ist. Die Analysen zeigen aber auch, dass zahlenmäßig kleinere Arbeitsfelder, wie die Heimerziehung und die Jugendsozialarbeit, sich im gleichen Zeitraum sogar mehr als verdoppelt haben – Letzteres besonders aufgrund des Ausbaus der Schulsozialarbeit. Trotz der zahlenmäßig gewachsenen Bedeutung dieses personenbezogenen Dienstleistungssektors zeichnet sich die Kinder- und Jugendhilfe durch eine ausgesprochen starke Heterogenität der strukturellen Rahmenbedingungen in den Arbeitsfeldern aus. Das gilt besonders für das Qualifikationsniveau und den Beschäftigungsumfang.

Deutliche Länderunterschiede bei der Entwicklung des Personals im ASD

Der ASD gehört neben der Verwaltung zu dem größten Arbeitsbereich in den 557 kommunalen Jugendämtern Deutschlands. Allerdings gestaltet er sich je nach Kommunengröße in der Personalausstattung sehr heterogen. Auch auf Länderebene zeigen sich große Unterschiede bei den Personalressourcen im ASD, die sich zusätzlich in der Personalentwicklung bemerkbar machen. Während sich die Personalressourcen im ASD bundesweit im Jahr 2020 gegenüber 2018 nicht verändert hat, reichen die länderbezogenen Unterschiede von einem Zuwachs von 30% in Schleswig-Holstein bis zu einem Minus von 40% in Bremen. Die Länderergebnisse deuten darauf hin, dass je nach Region sehr unterschiedliche Herausforderungen mit Blick auf die Personalgewinnung und -bindung sowie den Wissenstransfer bestehen. Sie liefern hilfreiche Hinweise für die derzeit geführte Diskussion zum Fachkräftebedarf in den Jugendämtern und in der Kinder- und Jugendhilfe.

Eingliederungshilfen gem. SGB VIII und SGB IX im zweiten Coronajahr stark gestiegen

Der Beginn der Coronapandemie im Jahr 2020 und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkun-gen und Schulschließungen haben eindeutige Spuren in den unterschiedlichen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe hinterlassen. Das galt auch besonders für die Eingliederungshilfen bei einer (drohenden) seelischen Behinderung gem. § 35a SGB VIII, deren bisheriges Wachstum im Jahr 2020 erstmals gebremst wurde. Die aktuellen Analysen zeigen, dass im Jahr 2021 die Fälle wieder deutlich steigen. Auch bei den Eingliederungshilfen gemäß des SGB IX ist ein starker Anstieg in diesem Zeitraum zu beobachten, die seit 2020 in einer neuen Statistik erfasst werden. Womöglich deuten die aktuell steigenden Fallzahlen auch auf Reaktionen des Hilfesystems auf seelische Belastungen junger Menschen hin, die durch die Pandemie selbst ausgelöst wurden. Mit Blick auf die zukünftige inklusive Lösung wird deutlich, wie wichtig die regelmäßige Beobachtung der beiden Datengrundlagen ist.

Quelle: Technische Universität Dortmund vom 31.01.2023

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