Familienpolitik
Aktuelle Expertise des BMFSFJ im Rahmen des Unternehmensprogramms Erfolgsfaktor Familie
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat auf Grundlage von Datenmaterial der GfK und des Instituts für Demoskopie Allensbach eine neue Expertise mit dem Schwerpunkt "Digitalisierung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie" herausgegeben. Der Bedarf an neuen Arbeitsformen und digital-flexible Arbeitskonzepten ist groß.
14.09.2016
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist angesichts des demografischen Wandels, veränderter Geschlechterrollen und angesichts einer zunehmend vernetzten Arbeitswelt ein wichtiges Zukunftsthema. Insbesondere die jüngeren Generationen äußern den Wunsch, Arbeit und Familie partnerschaftlich vereinbaren zu können.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat hierzu auf Grundlage von Datenmaterial der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD Allensbach) eine interessante neue Expertise mit dem Schwerpunkt "Digitalisierung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie" herausgegeben.
Faktor Zeit für gelingende Vereinbarkeit von entscheidender Bedeutung
Die GfK befragte 2015 300 Unternehmen aller Branchen und Größen in Deutschland zur Thematik. Das IfD erhob im Rahmen seiner ebenfalls 2015 durchgeführten Studie die Sichtweise von 284 Eltern minderjähriger Kinder.
Laut Ergebnissen der Studie beziehen sich die Auswirkungen der Digitalisierung sowohl auf die Arbeitswelt als auch auf das private Lebensumfeld. Flexible Arbeitszeiten, alternierende Telearbeit und so genannte "Smart Homes" (z.B. vernetzte Kühlschränke) ermöglichen es Familien, Zeit zu gewinnen und diese effektiver nutzen zu können. Rund 6 Stunden bei überwiegender und 3 Stunden bei gelegentlicher Nutzung des Homeoffice pro Woche können Arbeitnehmer gewinnen. Wertvolle Zeit, die vier von fünf Eltern für zusätzliche familiäre Aktivitäten nutzen. 85 Prozent der Beschäftigen, die bereits von zu Hause aus arbeiten, haben den Eindruck, dass die Vereinbarkeit gut gelingt. Demgegenüber kommen nur 33 Prozent der Eltern, die diese Möglichkeiten nicht haben, zum selben Urteil.
Neue Arbeitsformen und digital-flexible Arbeitskonzepte
Entsprechend groß ist das Interesse an den neuen Arbeitsformen. Obwohl nur ein Viertel der Unternehmen gar keine Möglichkeit hierfür sieht, übersteigt der Bedarf in den Organisationen derzeit das Angebot. Tatsächlich arbeiten nur 6 Prozent aller berufstätigen Eltern minderjähriger Kinder im Homeoffice. Dem gegenüber könnten sich mit 25 Prozent deutlich mehr Beschäftigte eine Tätigkeit von zu Hause vorstellen. Für diese Diskrepanz gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze. Als zentrales Hindernis gilt mangelnde Information und Kommunikation über die Möglichkeiten des Homeoffice in den Betrieben. Darüber hinaus sind nach wie vor Vorbehalte und Vorurteile über die flexible Arbeit von zu Hause verbreitet und die Präsenzkultur spielt noch eine wichtige Rolle. In welchem Umfang digital-flexible Arbeitskonzepte angeboten werden, hängt laut den Ergebnissen der Studie sowohl vom regionalen Umfeld als auch von der Unternehmensgröße ab: In größeren Unternehmen in städtischen Räumen sind die Kontingente deutlich größer als in kleineren Unternehmen in eher ländlich geprägten Räumen.
Die Potenziale der Digitalisierung für die Vereinbarkeit noch besser nutzen
Die Beweggründe für Unternehmen, auf Homeoffice-Modelle zu setzen, haben sich in den vergangen Jahren stark gewandelt. Während 2008 für 59 Prozent der befragten Unternehmensvertreter Kosteneinsparungen der Hauptmotivator waren, sehen 2015 95 Prozent bessere Möglichkeiten zur Vereinbarung von Beruf und Familie als wichtigsten Grund, Homeoffice anzubieten.
Unternehmen wollen sich darüber hinaus auch für junge Frauen und potentiell werdende Mütter aber auch für junge Väter als attraktiver Arbeitgeber ins Spiel bringen. Durch Telearbeit ist ein früherer und umfänglicherer Wiedereinstieg in den Beruf nach Schwangerschaft und Elternzeit möglich. Telearbeit ist außerdem im Vergleich zur Teilzeit eine deutlich karrierefreundlichere Alternative.
Im europäischen Vergleich hat Deutschland mit einem Anteil von Beschäftigten im Homeoffice von 11 Prozent Nachholbedarf. Im Vergleich dazu profitieren in den westlichen Nachbarstaaten im Schnitt 17 Prozent von digital-flexiblen Arbeitsformen, während in den skandinavischen Ländern sogar rund 27 Prozent ihre Arbeiten vom heimischen Arbeitsplatz aus erledigen.
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Studie identifizieren die Verfasser sechs Hauptansatzpunkte, um die Potenziale der Digitalisierung für die Vereinbarkeit in Deutschland noch besser zu nutzen zu können:
- Vorbehalte gegenüber praktischer Machbarkeit abbauen
- Notwendigen Kulturwandel fördern
- Nachfrage Stärken
- Digital unterstützte mobile Arbeitsformen ausbauen
- Praktische Machbarkeit sicherstellen
- Verständigung auf "guten Umgang" mit mobilem Arbeiten.
<link http: www.kompetenzzentrum-bw.de external-link-new-window zum>Bericht "Digitalisierung - Chancen und Herausforderungen" (PDF, 1,1 MB) herunterladen
Quelle: FamilienForschung Baden-Württemberg / Statistisches Landesamt Baden-Württemberg vom 14.09.2016
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