MINT-Bildung

„Weder Dämon noch Retter“: Whitepaper räumt mit Mythen über digitale Medien auf

Das Whitepaper „Early STEM Education in the Digital Age“ beleuchtet, wie digitale Tools die frühe MINT-Bildung bereichern können. Es räumt mit Mythen auf und zeigt, dass der Erfolg digitaler Werkzeuge von ihrer gezielten, pädagogisch fundierten Nutzung abhängt. Praxisbeispiele und Forschung liefern klare Empfehlungen für Bildung und Politik.

26.11.2024

Das Whitepaper „Early STEM Education in the Digital Age” (Frühe MINT-Bildung im digitalen Zeitalter) zeigt, wie digitale Tools die MINT-Bildung für junge Lernende verbessern können (also Bildung im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Es präsentiert Forschungsergebnisse und Best-Practices von sechs weltweit führenden MINT-Bildungsorganisationen (die „IDoS-Peers”) und liefert klare Empfehlungen zur Abwägung der Vorteile und Risiken des Technologieeinsatzes in der frühen Bildung. Der International Dialogue on STEM Education (IDoS) ist ein internationales Netzwerk, das sich für die weltweite Förderung einer frühen MINT-Bildung einsetzt.

„Warum Dänemark die Digitalisierung in Schulen zurückdreht” (Stern) oder „Digitale Medien für Kita-Kinder? Dieser Plan sollte Eltern alarmieren” (WELT): Solche Schlagzeilen dominieren die Debatte beim Thema Digitalisierung im Bildungsbereich in den vergangenen Monaten. Aber auch Mythen und polarisierte Meinungen machen es Pädagog*innen und Entscheidungsträger*innen schwer, einzuschätzen, ob und wie digitale Technologien in die frühkindliche Bildung oder den Unterricht eingebunden werden sollten.

„Machen uns Technologien dümmer?“: Papier räumt mit Mythen über digitale Medien auf

Das Whitepaper enthält sechs Empfehlungen zur Umsetzung einer frühen MINT-Bildung mit digitalen Werkzeugen. Die Autorinnen und Autoren schlagen einen „pedagogy first”-Ansatz vor, bei dem die Lehrmethoden und Lernziele den Einsatz des Tools bestimmen und nicht umgekehrt. Jede Empfehlung wird durch praktische Beispiele aus den beteiligten Organisationen veranschaulicht.

„Wir wollten mit den vielen Mythen aufräumen, die digitale Werkzeuge entweder als ‚Dämon‘ oder als ‘Retter’ der Bildung darstellen”, sagt Dr. Elena Pasquinelli, Leiterin des Bereichs Forschung und Evaluation der französischen Stiftung La main à la pâte und Hauptautorin des Papiers. „In Wahrheit sind digitale Werkzeuge weder das eine noch das andere, wie unsere Forschung in diesem Bereich zeigt. Ihre Wirksamkeit hängt ganz davon ab, wie die Tools in Bildungssituationen eingesetzt werden.”

Sechs Empfehlungen zur MINT-Förderung mit digitalen Tools

  • Technologie gezielt einsetzen: Digitale Werkzeuge sollten klare Lernziele in der MINT-Bildung unterstützen.
  • Pädagogik vor Technik stellen: Die Wahl der Lehrmethoden sollte den Einsatz von Technologie in der MINT-Bildung leiten – nicht umgekehrt.
  • Ergänzen statt ersetzen: Digitale Tools sollten das Lernen in der realen Welt bereichern.
  • Gute Rahmenbedingungen schaffen: Der wirksame Einsatz digitaler Tools braucht gut ausgebildete pädagogische Fach- und Lehrkräfte und passende Infrastruktur.
  • Digitale Kompetenzen stärken: MINT-Bildung soll Orientierung in einer sich schnell verändernden Welt geben.
  • Forschung nutzen: Evidenzbasierte Ansätze können MINT-Bildung und die pädagogische Ausbildung verbessern.

Richtlinien für politische Entscheidungsträger und Pädagogen in Deutschland und weltweit

Die IDoS-Peers präsentieren Beispiele für den qualitativ hochwertigen Einsatz von Technologien beim forschenden Lernen in Kitas, Grundschulen und bei der Lehrkräftefortbildung, wodurch sie eine praktische Orientierungshilfe für politische Entscheidungsträger*innen und Akteur*innen im Bildungsbereich bieten.

„In Deutschland wird lang und breit diskutiert, wie sich die Digitalisierung an Schulen finanzieren und umsetzen lässt. Das Whitepaper liefert mit Blick auf die Forschung eine dringend benötigte Grundlage, auf der fundierte Entscheidungen darüber getroffen werden können, was sinnvoll ist und was nicht – und zwar nicht nur in Schulsettings, sondern auch für das Entdecken und Forschen im Bildungsort Kita, wo eine altersgerechte digitale Bildung durchaus bereichernd sein kann. Die praxisnahen Beispiele können Pädagoginnen und Pädagogen einen Anreiz geben, frühe Bildung mithilfe digitaler Werkzeuge nachhaltig zu verbessern.”, 

betont Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen

Im Papier beschreiben die IDoS-Peers außerdem, wie sie die Digitalisierung in ihren eigenen Organisationen umgesetzt und ihre MINT-Bildungsangebote digital weiterentwickelt haben.

Dr. Barbara Filtzinger, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Siemens Stiftung, sagt: 

„Unsere Erfahrungen in Europa, Afrika, Lateinamerika und jetzt auch in Indien zeigen, dass digitale Technologien tief in kulturelle Praktiken eingebettet sind und neue Möglichkeiten für gemeinsames Lernen und Wissensaustausch schaffen. Wir arbeiten mit Gemeinden, Lehrkräften und Eltern zusammen, um gemeinsam offene Bildungsmaterialien (OER) zu schaffen, die kostenlos sind und sich leicht an die Bedürfnisse und den Kontext von Schüler*innen in aller Welt anpassen lassen. In dem Papier stellen wir bewährte Verfahren vor, wie eine umfassende Lehrkräfteausbildung und der Zugang zu digitalen Lernmaterialien unsere nächste Generation darauf vorbereiten, in einer von der Digitalisierung geprägten Zukunft erfolgreich zu sein.”

Quelle: Stiftung Kinder forschen vom 12.11.2024

Redaktion: Lukas Morre

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