Kindertagesbetreuung

Stimmen zum aktuellen Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme

Vergangene Woche legte die Bertelsmann-Stiftung das aktuelle Ländermonitoring zum Frühkindlichen Bildungssystem vor. Darin wird ausgeführt, dass es im kommenden Jahr weder genügend Kita-Plätze, noch genügend Personal geben wird, um den vorhandenen Bedarf zu decken. Mehrere Verbände und Organisationen haben sich zu diesen Ergebnissen geäußert.

25.10.2022

Laut dem aktuellen Ländermonitoring der Bertelsmann-Stiftung werden im kommenden Jahr rund 383.600 Kita-Plätze fehlen. Dabei ist der Westen stärker betroffen, als der Osten. Gleichzeitig fehlt es dort aber häufig an der kindgerechten Personalausstattung.

Stimmen zu den Ergebnissen

ver.di – Kita-System steht vor dem Kollaps

Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle kritisiert in einer Pressemitteilung zum Ländermonitoring:

„Rechtsansprüche auf ein bedarfsgerechtes Angebot für Kinder vor der Schule und jetzt endlich auch während der Grundschulzeit zu schaffen, war äußerst sinnvoll. Um dem aber in der Praxis gerecht werden zu können, muss selbstverständlich auch Fachpersonal vorhanden sein. Den entsprechenden Ausbau des sozialpädagogischen Ausbildungssystems mit entsprechendem Fachpersonal haben die Länder und der Bund jedoch versäumt.“

Behle formuliert außerdem die Erwartung, dass Bund und Länder gemeinsam einen Stufenplan entwickeln und vorlegen, in dem sie Konsequenzen aus diesen Ergebnissen ziehen.

GEW – Es braucht eine finanzpolitische Offensive von Bund, Ländern und Kommunen

Auch die GEW fordert Lösungsansätze von Bund, Ländern und Kommunen. In einer Pressemitteilung führte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, aus:

„Wir brauchen eine finanzpolitische Offensive von Bund, Ländern und Kommunen. Mit den knapp 18 Milliarden Euro, die die Bertelsmann Stiftung veranschlagt, sind multiprofessionelle Teams, Qualifikation und Weiterbildung der Fachkräfte oder der Ganztag an Grundschulen noch nicht ausfinanziert.“

Es brauche Geld und Ressorucen für eine nachhaltige Finanzierung des Systems.

VBE – Platz- und Personalmangel manifestiert Bildungsungerechtigkeit

Der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) verweist in einer Pressemitteilung ebenfalls auf die Dringlichkeit der Lage. Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE, kommentiert:

„Die Personallage in den Kitas entspricht immer mehr einer Notversorgung. Individuelle Förderung zur Behebung von Bildungsungerechtigkeit ist kaum möglich. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Kinder derzeit von einem unterfinanzierten Teil des Bildungssystems, der Kita, in den nächsten unterfinanzierten Bereich, die Schule, weitergereicht werden. Das ist unverantwortlich, wie auch die jüngsten IQB-Zahlen unmissverständlich belegen“

Der VBE fordert darüber hinaus unter anderem Maßnahmen, wie etwa das Berufsbild der Erzieher:innen attraktiver zu gestalten.

Deutscher Städtetag - Höchste Zeit für eine wirkungsvolle Fachkräfte-Initiative

Auch der Deutsche Städtetag fordert eine Aufwertung des Berufsbilds und eine ausgeprägte Fachkräfte-Initiative. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, sagt in einer Pressemitteilung:

„Wir brauchen dringend mehr Plätze in den Fachschulen, und es muss in allen Ländern Ausbildungsgehälter für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher geben. Die Länder müssen die Ausbildungskapazitäten massiv ausbauen. Schon jetzt können manche Kitas freie Betreuungsplätze nicht anbieten, weil das Personal fehlt.“

Dedy bekräftigt einmal mehr die Forderung, dass Bund und Länder dauerhaft mehr zur Finanzierung der Frühkindlichen Bildungssysteme beitragen müssen.

Deutsches Kinderhilfswerk – Größere Kraftanstrengungen bei Kita-Plätzen, Fachkräftemangel und Kita-Qualität

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert von Bund, Ländern und Kommunen einen stärkeren Fokus und größere Kraftanstrengungen zur Verbesserung der Situation in den Kindertageseinrichtungen in Deutschland. Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, betont in einer Pressemitteilung:

„Wenn mehr als zwei Drittel aller Kita-Kinder in Gruppen betreut werden, deren Personalschlüssel nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen, ist das schlichtweg ein bildungspolitischer Skandal. Deutschland steuert damit sehenden Auges auf eine bildungspolitische Katastrophe zu. Schon mehrfach haben auch Kita-Fachkräfte Alarm geschlagen, da sie das Kindeswohl kaum gewährleisten können.“

Vor diesem Hintergrund sei es kaum verwunderlich, wenn elementare Rechte wie etwa Partizipation im Kita-Alltag kaum Berücksichtigung finden würden.

Quellen: Vereinte Dienstleistungsgesellschaft ver.di vom 20.10.2022, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vom 20.10.2022, Verband für Bildung und Erziehung (VBE) vom 20.10.2022, Deutscher Städtetag vom 20.10.2022, Deutsches Kinderhilfswerk vom 20.10.2022

Redaktion: Silja Indolfo

Back to Top