Kinderschutz

So viele Kindeswohlgefährdungen wie nie

Vernachlässigung ist der häufigtste Grund für Kindeswohlgefährdungen. Teilweise sind Kinder von weiteren Gefährdungsarten (psychische, physische und sexuelle Gewalt) betroffen. Insgesamt haben die Fälle in 2023 laut Statistischem Bundesamt zugenommen und werden den Jugendämtern in der Regel von Polizei und Justiz übermittelt.

16.09.2024

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen hat in Deutschland im Jahr 2023 erneut einen traurigen Rekord erreicht: Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurde bei mindestens 63.700 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung festgestellt. Das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie zuvor in Deutschland.*

Der tatsächliche Anstieg liegt allerdings noch deutlich höher: Einige Jugendämter konnten laut Statistischem Bundesamt ihre Zahlen für 2023 nicht melden. Werden für die fehlenden Meldungen die Ergebnisse des Vorjahres sowie der allgemeine Anstieg berücksichtigt, waren letztes Jahr sogar rund 67.300 Kinder und Jugendliche – und damit rund acht Prozent mehr als im Vorjahr – in ihrem Wohl gefährdet.

Die meisten Kinder werden vernachlässigt

Die Behörden werteten auch die Erscheinungsformen der Kindeswohlgefährdungen aus. Demnach wiesen 58 Prozent der gefährdeten Kinder und Jugendlichen Anzeichen von Vernachlässigung auf. In weiteren Fällen gab es Hinweise auf psychische (36 Prozent), körperliche (27 Prozent) und sexuelle (sechs Prozent) Gewalt. In knapp jedem vierten Fall mussten Betroffene mehrere der Gefährdungsarten – also Vernachlässigungen sowie psychische, körperliche und sexuelle Gewalt – gleichzeitig erleben.

Im Schnitt waren die betroffenen Kinder bei der Feststellung einer Gefährdung acht Jahre alt. Meistens lebten sie bei alleinerziehenden Elternteilen (39 Prozent) oder in Haushalten, in denen die vorrangig gesprochene Familiensprache nicht Deutsch war (31 Prozent).

Hinweise von Polizei und Justiz am häufigsten

Die meisten der insgesamt 211.700 Hinweise auf Kindeswohlgefährdungen wurden den Jugendämtern von Polizei und Justiz (31 Prozent) gemeldet. Nur etwa ein Zehntel der Hinweise stammte aus den Familien oder von den Betroffenen selbst. 

Weitere Informationen

SOS-Kinderdorf hilft, wenn Kinder akut in ihrem Wohl gefährdet sind, und unterstützt Familien präventiv, damit es erst gar nicht so weit kommt. Wir helfen Eltern und Familien mit niedrigschwelligen Angeboten wie Beratungen und begleiten überforderte Familien mit ambulanten Hilfen im Alltag. Muss ein Kind zu seinem Schutz aus seiner Familie genommen werden, versuchen wir gemeinsam mit der Familie, einen guten Weg für alle zu finden.

*Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr. 338 vom 6. September 2024

Quelle: SOS-Kinderdorf e.V. vom 10.09.2024

Redaktion: Zola Kappauf

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