Kinder- und Jugendmedizin
Schulgesundheitsfachkräfte flächendeckend etablieren – sie rechnen sich!
Die DGSPJ fordert bundesweit Schulgesundheitsfachkräfte (SGFK). Studien zeigen deutliche Verbesserungen der Kindergesundheit, der Unterrichtsbeteiligung und der Entlastung des Schulpersonals. SGFK fördern Gesundheitskompetenz, Prävention, schnelle Wiedereingliederung nach Krankheit und reduzieren Schulabsentismus.
12.11.2024
Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) fordert den spürbaren Ausbau der Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften (SGFK) in allen Bundesländern. Denn die bisherigen Erfahrungen aus den Modellprojekten sind ausgesprochen positiv, was inzwischen mehrfach auch wissenschaftlich belegt ist. Wie segensreich SGFK in Grundschulen wirken und wie stark sie das Schulpersonal, insbesondere die ohnehin extrem geforderten Lehrkräfte entlasten können, zeigen zum Beispiel wissenschaftliche Ergebnisse einer Studie an 24 Grundschulen in Rheinland-Pfalz, die jüngst beim bundesweiten Kongress für Kinder- und Jugendmedizin der wissenschaftlichen pädiatrischen Fachgesellschaften Deutschlands vorgestellt wurden. Dabei sind bei Lehrkräften und Schulleitern 2 Erhebungen durchgeführt worden: der gesundheitliche Status-Quo der Schüler*innen an den beteiligten Grundschulen 6 Monate nach Etablierung einer SGFK und nach 12 Monaten. Bei der 6-Monatserhebung flossen die Aussagen von 64 Lehrkräften in die Auswertung ein, bei der 12-Monatserhebung von 81. Dabei zeigte sich, dass
die Resultate bei der 12-Monatsauswertung – bezogen auf den Faktor Gesundheit – fast allesamt deutlich besser ausfielen als nach dem 6-monatigen Zeitraum.
So sahen
- 57 % des Schulpersonals nach 6 Monaten und 75 % nach 12 Monaten Verbesserungen bei der Gesundheitskompetenz der Kinder,
- 72 % des Schulpersonals nach 6 Monaten und 90 % nach 12 Monaten Fortschritte bei der Früherkennung gesundheitlicher Probleme,
- 82 % des Schulpersonals nach 6 Monaten und 88 % nach 12 Monaten bessere Resultate bei der Versorgung von chronisch kranken Kindern.
Über den gesundheitlichen Bereich hinaus zeigten sich außerdem weitere Verbesserungen: zum Beispiel bei der Unterrichtsteilhabe (64 % zu 74 %), bei der Entlastung im Schulalltag (unverändert 84 %) oder bei der Unterstützung von Elterngesprächen (57 % zu 70 %). Internationale Erfahrungen zeigen einen weiteren wesentlichen Aspekt: „School Attachement“ und damit die Bildungsbeteiligung von Schüler*innen lässt sich durch Kompetenz vor Ort, etwa durch Unterstützung einer SGFK, deutlich verbessern. Das heißt, dass nicht nur bei Kindern mit Unterstützungsbedarf Schulfehlzeiten geringgehalten werden können, sondern auch Kinder nach Krankenhausaufenthalten – etwa nach Unfällen und Operationen – viel schneller in den Schulalltag reintegriert werden können. Unzweifelhaft sind inzwischen auch die positiven Einflussnahme-Möglichkeiten der SGFK im Kontext von Schulabsentismus (8-10 % der Schüler*innen) mit seinen vielfältigen Ursachen. Für die Präsidentin der DGSPJ Prof. Heidrun Thaiss sind diese Ergebnisse ein eindeutiger Beleg dafür, dass eine flächendeckende Etablierung von SGKF nicht nur Lehrkräfte und Eltern spürbar entlasten und die gesundheitliche Versorgung akuter Notfälle und chronischer Erkrankungen an Schulen deutlich verbessern würde. Deren Ausbau und Verstetigung würde sich anhand vorliegender ökonomischer Analysen auch schon rasch – als effektive präventive Maßnahme im Kindesalter – finanziell amortisieren.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) e.V. vom 06.11.2024
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