mentale Gesundheit

Psychisch stark werden

Das Deutsche Jugendinstitut beleuchtet in seinem ersten Forschungsmagazin in 2024 Ursachen und Folgen von seelischen Belastungen im Kindes- und Jugendalter und zeigt Ansätze für eine bessere Gesundheitsförderung auf. Der Fokus der interdisziplinären Beiträge liegt dabei auf Kindern und Jugendlichen aus Risikogruppen.

30.07.2024

Psychische Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Studien zufolge ist etwa jeder sechste junge Mensch in Deutschland von Einschränkungen der psychischen Gesundheit betroffen. Ob solche Beeinträchtigungen zu vielfältigen Nachteilen führen und wie Betroffene psychische Krisen bewältigen, hängt von ihrer individuellen Lebenssituation sowie damit verbundenen Belastungen und Ressourcen ab. Dies zeigen erste Ergebnisse des Forschungsprojekts „Care Leaver Statistics“ (CLS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse veröffentlicht wurden.

Einsamkeit ist ein wesentliches Risiko für die psychische Gesundheit

Im Rahmen der „Care Leaver Statistics“-Studie, an der Forschende des Deutschen Jugendinstituts, der Universität Hildesheim, der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) und der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGFH) beteiligt sind, werden wiederholt bundesweit mehr als tausend 16- bis 19-Jährige befragt, die in Pflegefamilien, Heimen und anderen betreuten Wohnformen untergebracht sind. Das Ergebnis der ersten Befragung im Jahr 2023: 37 Prozent von ihnen gaben an, psychisch erkrankt zu sein. Doch nicht alle dieser Jugendlichen fühlen sich auch krank. Die Hälfte von ihnen beschreibt ihren Gesundheitszustand sogar als „ausgezeichnet“ oder „gut“. Das gilt insbesondere für jene, die bei Problemen immer vertraute Ansprechpersonen haben.

Der „Care Leaver Statistics“-Studie zufolge wird der subjektiv empfundene Gesundheitszustand auch vom Einsamkeitserleben stark beeinflusst: Jugendliche, die sich häufig einsam fühlen, schätzen die eigene Gesundheit erheblich schlechter ein als diejenigen, deren Bedürfnis nach Kontakt und Zugehörigkeit erfüllt ist. „Gerade mit Blick auf das Thema Einsamkeit ist es wichtig, jungen Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht allein sind mit ihren Erfahrungen“, folgern die Deutsches Jugendinstitut-Jugendforschenden Dr. Lisa Hasenbein und Dr. Mike Seckinger, der am Deutschen Jugendinstitut die „Care Leaver Statistics“-Studie leitet. Neben der professionellen Behandlung erkrankter Kinder und Jugendlicher seien deshalb Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen wichtig, die auch die Lebensumstände der jungen Menschen einbeziehen sowie deren soziale und psychologische Ressourcen stärken. Wertschätzende und diskriminierungsfreie Räume, beispielsweise in Jugendgruppen, könnten als Quellen der Anerkennung, Akzeptanz und Freude dienen. Insgesamt sei für die Gesundheitsförderung junger Menschen entscheidend, gesellschaftlich ungleich verteilte Risiken, Stressoren und Belastungen zu reduzieren.

Wie Barrieren ins Hilfesystem abgebaut werden können

Die wissenschaftlichen Analysen des neu erschienenen Forschungsmagazins DJI Impulse mit dem Titel „Psychisch stark werden – Wie sich die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fördern lässt“, beleuchten einerseits Ursachen und Folgen psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, andererseits benennen die Autor*innen Lösungsansätze für eine bessere Gesundheitsförderung. Auf Grundlage von vielfältigen Forschungsbefunden und Praxiserfahrungen analysieren Forschende des Deutschen Jugendinstituts sowie verschiedene Kooperationspartner*innen in zehn Beiträgen die Situation von jungen Menschen mit seelischen Belastungen und diskutieren Barrieren ins Hilfesystem. Im Mittelpunkt stehen dabei Risikogruppen wie Kinder und Jugendliche finanziell benachteiligter Familien, Kinder psychisch kranker Eltern sowie Minderjährige, die ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet sind. Aktuelle Ergebnisse zu einem neu entwickelten gestuften Versorgungsmodell für traumatisierte junge Geflüchtete schildert die Psychologin Prof. Dr. Rita Rosner, Leiterin des Forschungsprojekts „Better Care“. In dem Projekt arbeitetet das Deutschen Jugendinstitut mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und dem Universitätsklinikum Ulm zusammen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissenschaftliche Arbeit am Deutschen Jugendinstitut, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Forschende über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis. 

Weitere Informationen

Kontakt

Deutsches Jugendinstitut
Dr. Lisa Hasenbein
Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebensführung Jugendlicher“
089/62306-292
hasenbein@dji.de

Deutsches Jugendinstitut
Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-446
hofele@dji.de

Quelle: Deutsches Jugendinstitut im Juli 2024

Redaktion: Zola Kappauf

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