Förderung der Erziehung in der Familie

Mobbing in der Schule: Kinder-und Jugendärzte geben Eltern Tipps

Mobbing ist auch ein Thema bei den Jugendvorsorgeuntersuchungen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. veröffentlicht deshalb Tipps für Eltern zum Umgang mit Ausgrenzung und Mobbing in der Schule. Aufgeführt werden unter anderem Hinweise, wie Mobbing erkannt werden kann und was im weiteren Verlauf zu tun ist.

05.04.2019

Laut Pisa-Studie erlebt fast jeder sechste 15-Jährige seelische oder teils massive körperliche Misshandlung durch Mitschüler. „Mobbing ist auch immer das große Thema bei den Jugendvorsorgeuntersuchungen in unseren Praxen. Oft trauen sich dann die Jugendlichen im Zusammenhang mit Konzentrationsschwierigkeiten, Bauch- und Kopfschmerzen zum ersten Mal, das Thema offen anzusprechen. Oft wissen die Eltern nichts von der fortgesetzten Quälerei, weil die Kinder sich schämen oder ihre Eltern schonen wollen,“ so Dr. Josef Kahl, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. „Wir beraten die Jugendlichen, nennen ihnen Beratungsstellen und ermutigen sie, sich Eltern und Lehrern anzuvertrauen. Was die Jugendlichen uns bei den Vorsorgen berichten, unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Wir raten daher allen Eltern, selbst aufmerksam auf die Signale ihrer Kinder zu achten, die eventuell auf Mobbing hinweisen. Je früher sie erkennen, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, desto früher und wirksamer kann man eingreifen.“

Woran können Eltern erkennen, dass ihr Kind gemobbt wird?

  • Achten Sie auf Anzeichen von Kummer oder Schulunlust.
  • Klagt Ihr Kind häufig über Bauch- oder Kopfschmerzen?
  • Fehlen plötzlich persönliche Gegenstände oder Geld, ist die Kleidung plötzlich zerrissen, bemerken Sie blaue Flecken oder andere Verletzungen?

Was tun, wenn sich der Verdacht auf Mobbing bestätigt?

  • Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen und die Berichte Ihres Kindes: Was ist wo, wie und wann geschehen, wer war beteiligt?
  • Benachrichtigen Sie die Schule und bitten um einen Gesprächstermin mit dem Klassenlehrer oder Vertrauenslehrer.
  • Diskutieren Sie mit dem Lehrer, was Ihrem Kind in und außerhalb der Schule helfen könnte.
  • Falls Ihnen der Lehrer nicht helfen kann: Informieren Sie den Elternvertreter, im Notfall auch das Schulamt, sprechen Sie das Thema beim Elternabend an.
  • Wenn Ihr Kind außerhalb der Schule gemobbt wird, ziehen Sie einen Anwalt hinzu. Er kann einen Brief an die Eltern des Täters schicken, in dem er die möglichen rechtlichen Konsequenzen bei fortgesetztem Mobbing deutlich macht.
  • Machen Sie Ihrem Kind vor allem klar, dass Sie bedingungslos hinter ihm stehen, ihm glauben und signalisieren: Du bist nicht allein, wir sind für dich da.

Was Eltern nicht tun sollten

  • Dem Kind sagen, das werde schon wieder, es solle sich mal zusammenreißen.
  • Das Kind auffordern, zurückzuschlagen. Das könnte die Lage noch verschlimmern. Und es ist das falsche Signal: du wirst nur gemobbt, weil du ein Weichei bist.
  • Die Täter zur Rede stellen oder deren Eltern. Das könnte die Situation noch verschlimmern, etwa weil die Tätereltern ihr Kind in Schutz nehmen oder sich einfach nicht dafür interessieren.

Was tun, wenn das eigene Kind Täter ist?

Kinder oder Jugendliche, die Mitschüler bedrängen, brauchen Hilfe.

  • Versuchen Sie herauszufinden, warum Ihr Kind andere mobbt.
  • Sprechen Sie mit ihm über die Auswirkungen von Gewalttaten für das Opfer, aber auch für das Kind selbst.
  • Fördern Sie bei Ihrem Kind die Toleranz für andere Menschen, andere Kulturen.
  • Seien Sie Vorbild in der Familie, tolerieren Sie keine Gewalt, keine Abwertungen und Beleidigungen.

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) vom 04.04.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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