Künstliche Intelligenz

KI im Klassenzimmer: Warum kritisches Denken das A und O ist

Am Beispiel ChatGPT geht Medienpädagoge Lukas Flad auf die Möglichkeiten und Grenzen von KI in der Schule ein. ChatGPT ist ein KI-gestützter Chatbot, der keine menschlichen Eigenschaften besitzt. Flad betont die Bedeutung kritischen Denkens im Umgang mit KI. Schulen sollen Jugendliche befähigen, Informationen zu bewerten und KI reflektiert zu nutzen.

22.04.2025

Ob Gedichtinterpretation, Jobbewerbung oder Beziehungstipps: ChatGPT gibt Antworten auf diverse Themen. Manchmal könnte man denken, man hätte es mit einem menschlichen Gegenüber zu tun. Doch Vorsicht: Dem ist nicht so. ChatGPT ist ein Chatbot, der auf der Grundlage von maschinellem Lernen funktioniert. „Gerade, wenn wir mit jungen Menschen über ChatGPT sprechen, müssen wir verdeutlichen, dass es sich um Künstliche Intelligenz (KI) handelt, die keine menschlichen Denkeigenschaften besitzt“, betont Lukas Flad. Er ist Medienpädagoge, Lehrer an einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum im Raum Tübingen und hat das Projekt KI im Unterricht initiiert. 

Ich denke, also bin ich

Wie recherchiere ich richtig? Woran erkenne ich seriöse Quellen? Wie kann ich mit ChatGPT arbeiten? Lukas Flad sieht Schulen vor allem in der Pflicht, junge Menschen dabei zu unterstützen, Informationen zu erkennen und zu bewerten. „Die Schlüsselkompetenz ist das kritische Denken. Sie ist Voraussetzung für ein selbstbestimmtes und kompetentes Medienhandeln. Nur, wenn Schüler*innen lernen, wie sie Informationen recherchieren, bewerten und einordnen können, können sie Tools wie ChatGPT sinnvoll und gezielt nutzen.“ 

In der Schule mit KI auseinandersetzen

Mit dem Projekt KI im Unterricht möchte Lukas Flad Lehrkräfte dazu befähigen, sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz und den damit einhergehenden Chancen und Risiken intensiv auseinanderzusetzen. „Gerade, weil KI unseren Alltag prägt und viele junge Menschen KI-Systeme nutzen, ist es in der Schule und im außerschulischen Bildungsbereich wichtig, KI als Querschnittsthema zu implementieren.“ Das bedeutet, KI nicht nur im Informatik-Unterricht, sondern auch in anderen Fächern aufzugreifen. „Das muss nicht ständig passieren, sondern vor allem so, dass wir junge Menschen in ihrer Lebenswelt abholen und in einem direkten Austausch einen kritisch-reflektierten Umgang mit KI vermitteln.“

Voraussetzung dafür ist es, als Lehrkraft selbst ein fundiertes Wissen aufzubauen und eine Haltung zum Thema zu entwickeln. „Daher biete ich Workshops an, gebe Fortbildungen und berate Schulen, sodass pädagogische Fachkräfte generative KI-Systeme verstehen, effektiv nutzen und darüber reflektieren können.“

Chancen und Risiken von KI

Lukas Flad sieht in der Differenzierung eine große Chance von KI-Systemen: 

„Mithilfe textgenerativer KI-Systeme kann ich als Lehrkraft, noch individueller auf die Bedürfnisse von Schüler*innen eingehen und individuelles Lernen ermöglichen. Hat ein*e Schüler*in einen komplexen Sachverhalt beispielsweise noch nicht durchdrungen, können KI-generierte praxisnahe Beispiele weiterhelfen, um besser zu verstehen. Wichtig ist mir dabei, dass das nicht bedeutet, aufzuhören, selbst kritisch nachzudenken und selbst zu recherchieren, sondern, dass KI-Systeme als Impulsgeber*innen und Werkzeuge fungieren.“ 

Das Risiko abhängig von KI-Systemen zu sein, sieht der Medienpädagoge als große Herausforderung an: 

„Bedenklich ist es, wenn Schüler*innen verlernen, selbst zu formulieren und nicht mehr in der Lage sind, eigene Texte zu erstellen. Zudem sehe ich es als problematisch an, wenn junge Menschen nicht lernen, wie sie sich informieren können, um an Wissen zu gelangen und nicht wissen, wie sie recherchieren. Das Risiko, Desinformation Glauben zu schenken und einfach zu übernehmen, weil Informations- und Medienkompetenz nicht vorhanden sind, ist dann höher.“

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