Save the Children

Kinderrechte: Erfolge in 100 Jahren und aktuelle Gefahren

2024 ist das Jahr der Kinderrechte, doch Herausforderungen wie Konflikte, Klimawandel und Armut bleiben bestehen. Trotz Fortschritten bei Bildung und Gesundheit sind viele Kinder weiterhin betroffen. Es bleibt wichtig, die Rechte von Kindern stärker zu schützen und ihre Anliegen in politischen Entscheidungen zu berücksichtigen.

09.12.2024

2024 ist das Jahr der Kinderrechte – und zugleich eine Zeit, in der diese mehr denn je in Gefahr sind. Am 20. November wird die UN-Kinderrechtskonvention 35 Jahre alt. Bereits im September jährte sich die Genfer Erklärung über die Rechte des Kindes zum 100. Mal. Das Engagement der Gründerin von Save the Children, Eglantyne Jebb, führte zu dieser historischen Erklärung und legte damit den Grundstein für spätere Errungenschaften in der Geschichte der Kinderrechte. Vieles hat sich seither positiv verändert. Doch Kriege und Konflikte, die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise sowie zunehmende Armut und Diskriminierung untergraben gerade heute die Rechte der Kinder.

1. Kindersterblichkeit gesunken – Fortschritt verlangsamt 

Im Jahr 1924 starb ein Drittel aller Kinder vor ihrem fünften Geburtstag, 1950 noch jedes vierte Kind. Heute ist die Zahl weltweit auf weniger als vier Prozent gesunken. Der drastische Rückgang ist vor allem auf einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Nahrung, sauberem Wasser, Impfungen und Medikamenten sowie auf weniger Hungersnöte zurückzuführen. Save the Children engagiert sich seit langem dafür, dass Kinder gesund aufwachsen. In Nepal beispielsweise hat der Einsatz der Kinderrechtsorganisation zum „Public Health Service Act“ von 2018 beigetragen, der die Durchimpfungsrate erhöht und Kindern landesweit bessere Chancen auf einen gesunden Start ins Leben ermöglicht hat. Die Fortschritte bei der Senkung der Kindersterblichkeit haben sich jedoch verlangsamt, und Prognosen zufolge werden im Jahr 2030 immer noch 3,8 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag sterben. 

2. Zahl der Schulabschlüsse gestiegen – Bedrohung durch Konflikte und Klimakrise

88 Prozent aller Grundschulkinder und 59 Prozent aller Sekundarschüler*innen schließen die Schule ab. Im Vergleich dazu hatten 1924 weltweit mehr als sechs von zehn Menschen keine formale Schulbildung. Heute gilt der Zugang zu Bildung als Grundrecht und in vielen Ländern sind Regierungen gesetzlich verpflichtet, diesen zu gewährleisten. In Simbabwe trug Save the Childrens Arbeit 2020 zur Verabschiedung des „Education Amendment Act“ bei. Das Gesetz schreibt unter anderem fest, dass schwangere Schülerinnen nicht vom Unterricht ausgeschlossen werden dürfen und dass keinem Kind der Schulbesuch verwehrt werden darf, weil seine Familie die Schulgebühren nicht zahlen kann. In jüngster Zeit bedrohen jedoch Konflikte und die Klimakrise die erzielten Fortschritte. Durch den Krieg
im Gazastreifen sind beispielsweise alle Schulen geschlossen, was 625.000 Schulkindern den Zugang zu Bildung verwehrt. Zudem führen extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitzewellen dazu, dass Schulen rund um die Welt zeitweise schließen mussten. Hiervon waren seit 2022 mehr als 400 Millionen Schulkinder betroffen, wie aus einer aktuellen Analyse der Weltbank hervorgeht.

3. Ausbeutung verringert – Kampf gegen Kinderarbeit geht weiter

Vor 100 Jahren wurde von den meisten Kindern erwartet, dass sie zum Familieneinkommen beitrugen, indem sie zum Beispiel auf dem eigenen Hof, in einer Fabrik oder in einer Mine arbeiteten. Heute sind rund 90 Prozent aller Kinder weltweit nicht mehr von Kinderarbeit betroffen. Das heißt, sie müssen keiner Arbeit nachgehen, die ihre körperliche und geistige Entwicklung sowie den Schulbesuch
beeinträchtigt. Die Weltgemeinschaft hat sich mit der Agenda 2030 verpflichtet, bis zum Jahr 2025 alle Formen der Kinderarbeit zu beenden. Doch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass weltweit immer noch 160 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten gehen müssen – und diese Zahl wird voraussichtlich noch steigen.

4. Weniger Wachstumsstörungen – vermehrte Krisen schüren Hunger

In den letzten Jahrzehnten sind Wachstumsstörungen („Stunting“), eine Folge von chronischer Mangelernährung, drastisch zurückgegangen. Seit 1990 ist die Zahl der Fälle bei Kindern unter fünf Jahren weltweit von 40 Prozent auf 22 Prozent im Jahr 2022 gesunken – dies entspricht einer Halbierung in etwas mehr als 30 Jahren. Save the Children hat in den Philippinen beispielsweise dazu beigetragen, dass 2018 das „First 1,000 Days“-Gesetz eingeführt wurde, welches sicherstellt, dass Mütter und ihre Babys Zugang zu Gesundheits- und Ernährungsdiensten haben. Dennoch bleibt Hunger in vielen Teilen der Welt eine allgegenwärtige Gefahr, die durch Konflikte, wie derzeit im Sudan und im Gazastreifen, sowie durch die Klimakrise verschärft wird. Ohne schnellere Fortschritte wird bis 2030 mehr als jedes fünfte Baby aufgrund von Mangelernährung von Wachstumsstörungen betroffen sein. 

5. Kinder erheben ihre Stimme – hört die Weltgemeinschaft zu?

Die Forderungen von Kindern finden heute viel mehr Gehör als noch vor 100 Jahren. Die 16-jährige Rachel, Kinderaktivistin aus Malawi, ist eine von vielen, die sich dafür einsetzt, dass die Stimmen von Mädchen in Diskussionen zur Klimakrise stärker berücksichtigt werden: „Mädchen sind von Entscheidungsprozessen im Zusammenhang mit dem Klimawandel ausgeschlossen, obwohl sie am
stärksten betroffen sind“, sagt sie. Ein zentrales Anliegen von Save the Children ist es, dafür zu sorgen, dass die Stimmen von Kindern gehört werden. So wie die drei Jugendlichen aus Brasilien, die in diesem Jahr beim G20-Gipfel zum ersten Mal in dessen 25-jähriger Geschichte über 50.000 Kinder aus 60 Ländern vertreten. Dieser historische Moment für die Beteiligung von Kindern in der globalen Politik geht auf den Einsatz von Save the Children und weiterer Organisationen zurück.

Weitere Informationen

Quelle: Save the Children vom 19.11.2024

Redaktion: Lukas Morre

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