Jugendforschung

Kinder- und Jugendring Sachsen: Stabile Förderung der Jugendverbandsarbeit ist unerlässlich!

Die Kinder- und Jugendarbeit leidet nicht nur unter teilweise drastischen Mittelkürzungen, sondern auch unter mangelnder Wertschätzung. Insbesondere die Jugendverbände gelten häufig als Auslaufmodell. Der Kinder- und Jugendring Sachsen weist darauf hin, dass die Auswertungen der DJI-Jugendverbandserhebung ein anderes Bild zeichnen.

26.04.2010

Die Jugendverbände gelten in vielen Diskussionen zur Jugendarbeit als vermeintliches Auslaufmodell. Jugendliche hätten angeblich keine Lust mehr, sich an eine Wertegemeinschaft zu binden und verlässlich durch ihr bürgerschaftliches Engagement zum Erhalt der verbandlichen Strukturen beizutragen. Eine aktuelle DJI-Studie findet für diese These jedoch keine Belege.

Sachsen als deutschlandweites Negativ-Beispiel!

Dr. Mike Seckinger, Leiter des DJI-Projekts "Jugendhilfe und sozialer Wandel", sieht auch in der jüngsten der seit Jahren regelmäßig durchgeführten DJIJugendverbandserhebungen keine Hinweise auf eine generell zurückgehende

Nachfrage seitens der Jugendlichen. Vielmehr sei die Kürzung der bereitgestellten Mittel - zumindest in bestimmten Regionen - ein ernsthaftes Problem für die Jugendarbeit.

Gerade hat z.B. der Freistaat Sachsen einschneidende Kürzungen beschlossen, obwohl es nach dem Achten Sozialgesetzbuch (Kinder- und Jugendhilfegesetz) eine Pflichtaufgabe des Staates ist, die Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit zu sichern, wie auch Daniel Grein (Geschäftsführer Deutscher Bundesjugendring) gegenüber DJI Online betont.

Diese Entwicklungen stellen insbesondere ein Problem für die Sicherung des ehrenamtlichen Engagements der Zukunft dar. Auch hier ist, entgegen der oft geäußerten Meinung, keine abnehmende Tendenz zu erkennen. Viele junge Menschen engagieren sich in Jugendverbänden, wobei es in den ostdeutschen Verbänden signifikant häufiger arbeitslose Jugendliche seien, so die Erhebung. Gerade für diese Engagierten bedeutet die Weiterführung der eingeschlagenen Politik der Kürzungen - durch steigende eigene Ausgaben für Fort- und Weiterbildung oder sinkende finanzielle Anerkennungsmöglichkeiten der Tätigkeit durch die Verbände aufgrund deren wachsender prekärer Finanzausstattung - oft das Aus für ihre persönlich, aber auch gesellschaftlich bedeutsamen Tätigkeit. 

Vom Wert der Jugendverbandsarbeit für die Gesellschaft:

Die Jugendverbände repräsentieren nach wie vor ein sehr breites Spektrum an Überzeugungen und Weltanschauungen. Die Erhebung stellt die Bedeutung der Jugendarbeit als ergänzendes Setting des Aufwachsens neben Elternhaus und Schule heraus. Die besondere Leistung von Jugendverbänden besteht darin, dass sie Jugendlichen die Möglichkeiten zur Selbsterprobung und zur Verantwortungsübernahme eröffnen. Neben den bildungsorientierten Angeboten stehen die "traditionellen" Aktivitäten wie Fahrten, Freizeiten und Gruppenarbeit mit über 80 Prozent nach wie vor im Vordergrund der verbandlichen Jugendarbeit. Hierzu gehören auch die Ferienprogramme vieler Verbände, mit denen einerseits berufstätige Eltern entlastet und andererseits Jugendliche erreicht werden, die bisher nicht an verbandlichen Aktivitäten teilgenommen haben. Die Erhebung verdeutlicht in diesem Zusammenhang die hohe Bedeutung des informellen Charakters der Bildungsprozesse in und durch Jugendverbände. Die zunehmende Fokussierung aller kinder- und jugendrelevanter Bemühungen auf Bildung birgt  nach Aussage des DJI neben der Chance, Jugendliche für die Arbeit in Jugendverbänden zu gewinnen, auch das Risiko der zunehmenden Formalisierung der verbandlichen Angebote und damit des Verlusts eines der grundlegenden Wesensmerkmale der Jugendverbandsarbeit.

Ausgehend von der Bedeutung verbandlicher Arbeit für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen, aber auch der Entwicklung gesellschaftlicher Strukturen ist eine verlässliche und planbare Förderung der Arbeit der Verbände unerlässlich. Denn obwohl die Leistungen freier Träger der Jugendhilfe in den letzten 20 Jahren als überragend gelten können, haben diese angesichts der Fülle und Komplexität der Aufgabenstellung nicht dazu geführt - und realistischerweise in solch kurzer Zeit auch nicht führen können -, dass Jugendverbandsarbeit sich selbst trägt.

Mehr Informationen unter: http://www.jugendhilfeportal.de/wai1/showcontent.asp?ThemaID=6273

Herausgeber: Kinder- und Jugendring Sachsen e.V.

ik

 

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