Bildungsforschung

IQB-Ländervergleichsstudie 2012 veröffentlicht

Der Bericht der IQB-Ländervergleichsstudie 2012 wurde heute, am 11.10.2013, vorgestellt. Dieses Jahr lag der Fokus auf den mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächern in der Sekundarstufe I. Ein wesentlicher Befund macht deutlich: Ostdeutsche Länder erzielen im Vergleich zum Großteil ihrer westdeutschen Mitstreiter Spitzenergebnisse.

11.10.2013

Nach dem Ländervergleich 2009 zu den sprachlichen Kompetenzen stehen mit dem Bericht zum Ländervergleich 2012 erstmalig differenzierte Informationen über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler im Fach Mathematik und in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik am Ende der Sekundarstufe I zur Verfügung.

Zentrale Befunde

  • Im Fach Mathematik liegen die erreichten Kompetenzstände der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in den Ländern Bayern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen signifikant oberhalb des Mittelwerts für Deutschland.
  • Schülerinnen und Schüler in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erzielen in allen drei, in Bayern und Rheinland-Pfalz in zwei naturwissenschaftlichen Fächern Ergebnisse, die signifikant oberhalb des deutschen Gesamtdurchschnitts liegen.
  • Im Fach Mathematik erreichen bundesweit 44 Prozent aller Schülerinnen und Schüler bereits ein Jahr vor dem angestrebten Abschluss die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Regelstandards für den Mittleren Schulabschluss (MSA). 75 Prozent aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler erreichen die für den Hauptschulabschluss (HSA) festgelegten Regelstandards.
  • In den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik zeigt sich über alle Länder hinweg, dass die MSA-Regelstandards je nach fachlicher Domäne von 58 bis zu 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die mindestens einen MSA anstreben, bereits ein Jahr vor dem angestrebten Abschluss erreicht werden.
  • Der bisherige Befund, dass auf Länderebene eine hohe Gymnasialbeteiligungsquote mit durchschnittlich niedrigeren Leistungen der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten einhergeht, bestätigt sich im Ländervergleich 2012 nicht. Dies ist auf die Ergebnisse der Länder Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zurückzuführen, in denen trotz hoher Gymnasialbeteiligungsquote überdurchschnittliche Leistungen an den Gymnasien erzielt werden.

Leistungsunterschiede nach sozialer Herkunft, Zuwanderungshintergrund und Geschlecht

Der Bildungserfolg ist in allen Ländern signifikant an die soziale Herkunft und den Zuwanderungshintergrund gekoppelt.

  • Das Ausmaß der Kopplung zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund und der Leistung der Schülerinnen und Schüler unterscheidet sich zwischen den Ländern in der Regel nicht signifikant.
  • Bundesweit zeigen sich erhebliche Leistungsdifferenzen zwischen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund.
  • Wie in früheren Schulleistungsstudien erreichen Jungen auch im Ländervergleich 2012 in Mathematik signifikant höhere Werte als Mädchen. In den naturwissenschaftlichen Kompetenzbereichen hingegen erzielen Mädchen im Mittel höhere Werte als Jungen.
  • Geschlechterunterschiede im Selbstkonzept entsprechen nicht den Geschlechterunterschieden in den erreichten Leistungen. So unterschätzen Mädchen ihre Fähigkeiten deutlich, insbesondere in den Fächern Chemie und Physik.

Bildungspolitische Folgerungen aus den Ergebnissen des IQB-Ländervergleichs 2012

  • Die Ergebnisse in Mathematik und in den Naturwissenschaften im Ländervergleich 2012 verweisen auf die zentrale Bedeutung der fachlichen und fachdidaktischen Qualifikation der Lehrkräfte. Erfolgreiche Wissenserwerbsprozesse hängen von einem klar strukturierten kognitiv aktivierenden Unterricht ab, der von gut ausgebildeten Lehrkräften professionell gestaltet wird. Alle Länder werden daher ihre Anstrengungen in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften gezielt verstärken und dabei ihre Zusammenarbeit insbesondere bei der Implementation der Bildungsstandards intensivieren.
  • Die von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Standards für die Lehrerbildung sollen verstärkt implementiert werden, um deren Wirksamkeit weiter zu erhöhen.
  • Die bestehenden Ansätze zur geschlechtsspezifischen Förderung des Interesses und des fachbezogenen Selbstkonzepts für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer müssen fortgesetzt werden.
  • Es gilt, den Anteil leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler zu reduzieren und gleichzeitig den Anteil leistungsstärkerer Schülerinnen und Schüler zu erhöhen. Neben den 2001 beschlossenen sieben Handlungsfeldern der Kultusministerkonferenz bieten dafür die Initiativen und Beschlüsse der Kultusministerkonferenz für den Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bildung, z.B. die Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Stärkung der mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bildung, eine gute Grundlage.
  • Mit der Verabschiedung der „Gemeinsamen Erklärung der Kultusministerkonferenz und der Organisationen von Menschen mit Migrationshintergrund zur Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Schule und Eltern“ am 10.10.2013 hat die Kultusministerkonferenz einen weiteren Schritt getan, um schulische und außerschulische Fördermöglichkeiten von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungshintergrund systematisch zu verzahnen.

Die wissenschaftliche Gesamtverantwortung für den Ländervergleich liegt bei den Direktoren des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), Prof. Dr. Petra Stanat und Prof. Dr. Hans Anand Pant. Das IQB hat das IEA Data Processing and Research Center (kurz DPC) in Hamburg mit der praktischen Organisation der Untersuchung und der gesamten Datenverarbeitung beauftragt. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte durch das IQB.

Den Bericht und eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es unter www.iqb.hu-berlin.de/laendervergleich/lv2012/Bericht sowie weiterführende Informationen unter www.iqb.hu-berlin.de.

Die ausführliche Pressemitteilung ist auf den Seiten der Kultusministerkonferenz zu finden: tinyurl.com/nsd7pqu

Quelle: Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) vom 11.10.2013

Redaktion: Astrid Bache

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