Flucht und Migration
Integrationspreis der Evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg und ihrer Diakonie verliehen
Für 76 Prozent der deutschen Bevölkerung ist die Familie das wichtigste Lebensfeld. Grund genug für den Diözesan-Caritasverband Hildesheim, die 2. Auflage des Elisabethpreises (Premiere war 2007) unter das Motto „Familien den Rücken stärken“ zu stellen. Gestern wurden die Preisträger geehrt.
02.10.2009
Gewonnen haben Ehrenamtliche der evangelischen öffentlichen Bücherei Crailsheim, Mentoren für Grund- und Vorschulkinder in Bad Buchau, der Internationale Frauenchor „Coral Alegria“ in Schwäbisch Gmünd sowie Hannelore Kramer aus Wangen im Allgäu.
Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, bedankte sich bei den Initiativen, die „mit ihrer Einmischung mithelfen, dass sich an vielen Orten eine Kultur des Willkommens und der Vielfalt entwickeln kann“ und dadurch das Thema Integration und Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten auf der „politischen Agenda gehalten wird“. Für die Landeskirche betonte Kirchenrat Klaus Rieth, die Wichtigkeit, „die verschiedenen kulturellen und religiösen Traditionen und Überzeugungen gegenseitig wahrzunehmen, ernst zu nehmen und in ein gleichberechtigtes Miteinander zu bringen“. Großzügig unterstützt wird der Preis von der Kirchenbank Evangelische Kreditgenossenschaft mit Sitz in Kassel (EKK). Vorstandsmitglied Thomas Katzenmayer sagte, dass sich Werte nicht nur in Euro und Cent, sondern vor allem in Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung messen lassen. “Die Achtung vor anderen Menschen darf nicht unter ökonomischen Zielsetzungen leiden.“
Die Jury hielt das Team der evangelischen öffentlichen Bücherei Crailsheim für preiswürdig mit ihrem Projekt „Chancenfähigkeit durch Sprachfähigkeit“ für auszeichnungswert. Die engagierte Gruppe trage durch umfassendes Anregen der Sinne zur Integration bei, so die Jury. Lernen durch Hören, Sehen, Fühlen, Sprechen und aktives Tun beinhaltet das nachhaltig wirkende Konzept. Schul- und Vorschulkinder mit Migrationshintergrund, aber auch sozial benachteiligte deutsche Kinder sind die Zielgruppe.
Ein weiterer Preis geht nach Bad Buchau. Das Projekt „1+1 - Mentoren für Grundschulkinder und Vorschulkinder in Bad Buchau und Umgebung“ hilft durch verlässliche Kontaktpersonen zugezogene Migranten- und Aussiedlerfamilien, sich im neuen Lebensumfeld heimisch zu fühlen. Es trägt durch Sprachförderung und Kontaktvermittlung zu den örtlichen Vereinen dazu bei, die betreuten Kinder zu integrieren.
Auch der Internationale Frauenchor „Coral Alegria“ in Schwäbisch Gmünd erhält den Integrationspreis. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund treffen sich seit drei Jahren wöchentlich. Zusätzlich zur Freude am Singen lernen die Teilnehmer aus Russland, Kasachstan, Ungarn, Taiwan, Kroatien und Deutschland Sprache und Kultur des Landes kennen, aus dem das jeweilige Lied stammt. Der Chor hat eine wichtige soziale Funktion, die Proben bieten eine Plattform für Kontakte, Austausch und Bestätigung.
Für herausragende, persönliche Verdienste um das Thema Integration bekam Hannelore Kramer aus Wangen im Allgäu einen Sonderpreis verliehen. Sie hat durch ihren 30-jährigen und unermüdlichen Einsatz für Flüchtlinge überzeugt. Illegale Einwanderinnen suchen bei ihr Rat, ebenso Opfer von Menschenhandel und Genitalverstümmelung. Auch die Polizei weiß, dass sie rund um die Uhr bei ihr anrufen kann, wenn es zu Streit unter Flüchtlingen kommt, Flüchtlinge melden sich bei ihr, wenn sie abgeschoben werden sollen. Und das Ausländeramt sendet Teilnehmer für den von ihr entworfenen und kostenlos angebotenen Sprachkurs. Drei Anwälte unterstützen ihre Arbeit.
Initiativen oder engagierte Einzelpersonen aus ganz Baden-Württemberg haben sich für den Integrationspreis beworben, Es sind Menschen, die sich seit vielen Jahren für ein besseres Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten einsetzen.
Quelle: Diakonie Württemberg
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