Sozialforschung
Forschungsergebnis: Starke Kirchen hemmen Integration
Je stärker die staatliche Unterstützung für christliche Kirchen, desto verbreiteter sind Vorbehalte gegenüber muslimischen Migranten in der Bevölkerung. Das zeigt eine Studie der Politikwissenschaftler Marc Helbling und Richard Traunmüller.
13.03.2015
Dass die Forscher ihre Analysen auf Daten aus dem kleinen Land Schweiz gründen, tut der Aussagekraft keinen Abbruch. "Zwischen den 26 Kantonen variieren die religionspolitischen Regime ähnlich breit wie zwischen einzelnen westeuropäischen Ländern", erklärt Marc Helbling vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). "Die Schweiz kann daher in dieser Frage als eine Art Labor für ganz Europa gelten.“
Staatliche Religionspolitik beeinflusst Einstellungen gegenüber Muslimen
In Kantonen, die den christlichen Kirchen eine starke Stellung einräumen, neigen die Befragten eher zu Aussagen wie der, es gebe zu viele muslimische Einwanderer im Land. Sie vertreten auch eher die Ansicht, dass Angehörige der muslimischen Religion nicht das Recht haben sollten, Minarette zu bauen oder öffentlich ein Kopftuch zu tragen. "Besonders interessant war für uns, dass symbolisch-kulturelle Aspekte wie etwa die Aufnahme des christlichen Kreuzes in eine Kantonsflagge bedeutsamer zu sein scheinen als konkrete finanzielle Unterstützung der Kirchen", berichtet Marc Helbling. Offensichtlich würden in Gesellschaften, deren kollektive Identitäten und öffentliche Institutionen deutlich christlich geprägt sind, Muslime eher als Bedrohung wahrgenommen.
Methodische Herangehensweise
Um individuelle Einstellungen zu messen, haben die Forscher Daten der schweizerischen Wahlumfrage von 2011 benutzt, in der 2.500 Schweizer zu ihrer Haltung zum muslimischen Kopftuch und zum Bau von Minaretten befragt wurden. Diese Daten wurden in Beziehung gesetzt zu Auswertungen der politischen Regulierung von Religion auf kantonaler Ebene. In Anlehnung an den international vergleichenden Religion Support Index von Jonathan Fox wurde unter anderem gemessen, ob Kirchen und kirchliche Hilfsorganisationen finanziell unterstützt werden, ob Kirchensteuern eingezogen werden, ob religiöse Feiertage gesetzlich geschützt sind oder ob religiöse Symbole auf kantonalen Flaggen vorhanden sind.
Die Studie von Marc Helbling vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Richard Traunmüller von der Goethe-Universität Frankfurt am Main ist als <link http: papers.ssrn.com sol3 external-link-new-window zum download auf der social science research>Working Paper im <link http: papers.ssrn.com sol3 external-link-new-window zum download auf der social science research>Social Science Research Network online erschienen. Eine Kurzfassung findet sich im Märzheft der WZB-Mitteilungen unter dem Titel <link http: www.wzb.eu sites default files publikationen wzb_mitteilungen s14wm147helblingtraunmueller.pdf external-link-new-window der studie als>"Regeln – und was sie bewirken. Das Verhältnis von Staat und Religion prägt die Einstellung zu Muslimen".
Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) vom 10.03.2015
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