AGJ-Positionspapier
Fachkräfte am Limit?!
Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hat ein Positionspapier zu den Auswirkungen der multiplen Krisen in der Kinder- und Jugendhilfe auf die Fachkräfte veröffentlicht. Über die Problembetrachtung hinaus bietet das Papier auch Lösungsansätze zum Umgang mit Belastungssituationen im beruflichen Alltag.
18.11.2024
Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland weist in fast allen Arbeitsbereichen eine hohe Wachstumsdynamik auf, die durch einen enormen Personalaufwuchs bei gleichzeitig anhaltenden Personalbedarfen und eine große Anzahl an vakanten Stellen gekennzeichnet ist. Der Ausbau von Angeboten und Arbeitsfeldern aufgrund einer stetig steigenden Nachfrage an Leistungen, neuer gesetzlich festgeschriebener Aufgaben und Ansprüche der Adressat*innen sowie gestiegene Qualitätsanforderungen sind Ausdruck einer permanent wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung der Kinder und Jugendhilfe. Gleichzeitig stellen diese Entwicklung und der sich sukzessiv verschärfende Fachkräftemangel das System vor enorme Herausforderungen. Es wird zunehmend schwieriger, steigende Bedarfe zu decken, aber auch etablierte Standards in der Leistungserbringung aufrechtzuerhalten.
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in doppelter Hinsicht mit steigenden Belastungen konfrontiert sind: einerseits durch eine Selbst-betroffenheit durch aktuelle Krisen, andererseits durch komplexere Bedarfslagen der Adressat*innen bis hin zu zunehmenden gesellschaftlichen Konfliktlinien, die auch in die praktische Arbeit der Fachkräfte hineinreichen. Die als krisenhafte Entwicklung wahrgenommenen nationalen, internationalen und globalen Ereignisse, wie Kriege, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und sich verfestigende Armutslagen, erhöhen die Belastungen der Adressat*innen der Kinder- und Jugendhilfe und auch der Fachkräfte selbst.
Das Positionspapier macht zum einen sichtbar, wie sich die genannten Entwicklungen und multiplen Krisen auf die Arbeitsbedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe auswirken und zu einer neuen doppelten Belastung der Fachkräfte geführt haben. Zum anderen sollen Lösungsansätze aufgezeigt werden, die dazu beitragen, die Belastungssituationen im beruflichen Alltag zu verringern. Die AGJ sieht in der Initiierung und Stärkung gesundheitsfördernder Strategien einen wichtigen Baustein zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der daraus resultierenden Belastungen der Fachkräfte. Gesundheitsförderung wird hierbei als komplexer, breit angelegter und mehrdimensionaler Ansatz verstanden, der auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt. Ein besonderer Fokus wird dabei auf Strategien zur Stärkung der Resilienz auf individueller und organisationaler Ebene gelegt. Einerseits werden die Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit der Akteure auf diesen Ebenen adressiert. Andererseits werden auch Grenzen dieser Strategien kritisch benannt und auf die Notwendigkeit struktureller und systemischer Veränderungen hingewiesen.
Weitere Informationen
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ vom 15.11.2024