Tag der Wohnungslosen
Es ist #Zeitfürmehr Zukunftschancen!
Zum Tag der Wohnungslosen wies SOS-Kinderdorf auf die prekäre Lage junger Menschen ohne festen Wohnsitz hin und forderte: Es ist #Zeitfürmehr Zukunftschancen!
14.09.2021
SOS-Kinderdorf e.V. forderte zum Tag der Wohnungslosen am 11. September unter dem Hashtag #Zeitfürmehr junge Menschen ohne festen Wohnsitz nicht aus dem Blick zu verlieren und ihnen die Chance auf eine sichere Zukunft zu ermöglichen.
„Zukunftschancen heißt nicht für alle das Gleiche. Junge Menschen wachsen in vielfältigen Lebenssituationen auf und bringen unterschiedliche Potenziale, Herausforderungen und Belastungen mit. Wichtig ist, dass alle jungen Menschen ihre Chance erhalten. Das kann für Jugendliche ohne Wohnung bedeuten, erst einmal eine feste eigene Wohnung zu haben und von dort einen Einstieg in eine Ausbildung zu finden. Es braucht passgenaue und rechtskreisübergreifende Angebote, um diesen vielfältigen Lebenssituationen gerecht zu werden“, forderte Prof. Dr. Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende des SOS-Kinderdorfvereins.
Alle jungen Menschen in Deutschland verdienen die Chance auf eine gute Zukunft – so lautet eine zentrale Forderung des SOS-Kinderdorfvereins an die Politik im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl. Sie gilt umso mehr für besonders benachteiligte und belastete Jugendliche, wie wohnungslose junge Menschen, die über keine Lobby verfügen und deren Anliegen leicht aus dem Blick geraten.
Über 6.000 obdach- oder wohnungslose Minderjährige leben in Deutschland
Wohnungslose Jugendliche leben meist nicht auf der Straße, aber verfügen auch über keinen festen Wohnsitz; sie wohnen häufig tageweise bei Freund/-innen oder Bekannten oder schlagen sich mit Couchsurfing durch. Etwa 37.000 junge Menschen unter 27 Jahren waren laut Erhebungen des Deutschen Jugendinstituts zwischen 2015 und 2017 obdach- oder wohnungslos, über 6.000 davon waren minderjährig. Als hauptsächlicher Auslöser für Wohnungslosigkeit gelten familiäre Konflikte und der Wunsch, der belastenden häuslichen Situation zu entfliehen. Die Corona-Pandemie hat diese stark belasteten Jugendlichen noch mehr an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. Insbesondere entfielen viele unterstützende Angebote und psychische Belastungen bei den jungen Menschen nahmen weiter zu.
Expert/-innen befürchten, dass mehr junge Menschen das Leben auf der Straße wählen.
Christel Kohls ist Soziologin und pädagogische Mitarbeiterin im SOS-Kinderdorf Saarbrücken; sie betreut Angebote, die sich direkt an Jugendliche ohne festen Wohnsitz wenden. Kohls sagte: „Wohnungslose junge Menschen spielen in der gesellschaftlichen und politischen Debatte überhaupt keine Rolle. Dabei befürchten wir auf Grund der gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie noch einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen in den kommenden Jahren. Schon jetzt stellen wir fest, dass der Unterstützungsbedarf bei den von uns betreuten Jugendlichen seit Beginn der Pandemie deutlich gestiegen ist.“
Es braucht passgenaue Angebote, um Zukunftsperspektiven aufzuzeigen
Um aus der Wohnungslosigkeit zu finden und somit die Chance auf einen Neuanfang zu erhalten, benötigten die Jugendlichen passgenaue, individualisierte und niedrigschwellige Hilfsangebote, so die Expertin. Ohne professionelle Unterstützung sei es für sie kaum möglich, eine Wohnung zu finden, einen Ausbildungsplatz zu erhalten oder staatliche Gelder zu beantragen. Alles Hürden auf dem Weg in eine bessere, sichere Zukunft!
„Viel zu oft werden diese jungen Menschen zum Spielball der Institutionen. Es braucht eine bessere Kooperation zwischen den Stakeholdern, wie Jungendamt, Jobcenter und freie Träger. Denn der Zugang zu grundsichernden Leistungen und längerfristig angelegten Hilfen ist für viele der jungen Menschen schwer zugänglich, zu komplex und somit abschreckend“, so Kohls. Sie appellierte: „Es ist höchste Zeit, die Anliegen von wohnungslosen Jugendlichen in den Blick zu nehmen. Sie verdienen eine realistische Chance auf eine bessere Zukunft!“
Quelle: SOS-Kinderdorf am 10.09.2021
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