Positionspapier

Engagement braucht keine Pflicht – aber Freiwilligkeit braucht starke Strukturen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) spricht sich gegen einen sozialen Pflichtdienst und für ein starkes und nachhaltig gefördertes freiwilliges Engagement aus. In dem Positionspapier plädiert die bagf dafür Engagement in seiner Vielseitigkeit und in allen Bereichen der Gesellschaft langfristig und nachhaltig zu fördern.

05.12.2023

Die Einführung eines sozialen Pflichtdienst für junge Menschen wird in Deutschland immer wieder hitzig diskutiert. Für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) steht fest: Eine Pflicht kann nicht so stark wirken, wie die Selbstwirksamkeitserfahrungen des freiwilligen Engagements.

Deswegen spricht sich die bagfa in der fortlaufenden Debatte klar gegen einen sozialen Pflichtdienst aus und setzt sich stattdessen dafür ein, Engagement in seiner Vielseitigkeit und in allen Bereichen der Gesellschaft langfristig und nachhaltig zu fördern. Alle Menschen, die sich engagieren, übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft und fördern damit den Zusammenhalt. Entscheidend ist nicht, Pflichten durchzusetzen, sondern eine freiwillige Partizipation möglichst vieler Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft zu erreichen.

Die über 400 Freiwilligenagenturen in Deutschland nehmen hier bedeutende Rollen ein, sprechen unterschiedlichste Zielgruppen an, vermitteln in passende Tätigkeiten und setzen Projekte zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements um. Ziel muss sein, Bürger:innen eine freiwillige Selbstverpflichtung zum bürgerschaftlichen Engagement zu ermöglichen.

Handlungsempfehlungen

Die bagfa gibt daher sechs Handlungsempfehlungen ab, um die engagementfördernde Infrastruktur in Deutschland zu fördern und bürgerschaftliches Engagement stärker in der Gesellschaft zu verankern:

  • Bürgerschaftliches Engagement ernstnehmen und verankern: Engagement muss als Bestandteil einer lebendigen Demokratie anerkannt und geschätzt werden. Außerdem muss eine Selbstverpflichtung des Staates zur verlässlichen Engagementförderung das freiwillige Engagement von allen Bürger:innen zum Ziel haben.
  • Bisherige Engagementförderung ausbauen und Projekte umsetzen: Um freiwilliges Engagement breit in der Gesellschaft zu verankern, braucht es besser ausgestattete Einrichtungen der Engagementförderung. Freiwilligenagenturen können diese Rolle übernehmen. Denn hier besteht die Möglichkeit, mit zielgruppenspezifischen Projekten alle Teile der Gesellschaft (auch „stille“ Bevölkerungsgruppen) zu erreichen.
  • Rahmenbedingungen im Engagement und für Einsatzstellen verbessern: Entscheidend ist, auf die Bedürfnisse und Wünsche der Freiwilligen einzugehen und durch gute Rahmenbedingungen ein wirkungsvolles Engagement zu ermöglichen. Dazu gehören die Förderung von Stellen im Bereich des Freiwilligenmanagements und die gezielte Unterstützung für die Arbeit mit Engagierten. Vermittlungs- und Einsatzstellen sollten sich als Fördervoraussetzung zu Qualitätsstandards verpflichten. Dies gilt für alle Formen des Engagements, wie Kurzzeiteinsätze, langfristiges Engagement sowie Freiwilligendienste.
  • Frühzeitig Selbstwirksamkeit ermöglichen: Durch die Stärkung des „Service Learning“ an Schulen kann jungen Menschen Engagement nähergebracht werden. Schüler:innen lernen so gesellschaftliche Verantwortung, Selbstwirksamkeit und Empathie gegenüber anderen Menschen. Auch für ältere Menschen – besonders im Übergang zum Ruhestand – sollten Engagement-Einstiegsmöglichkeiten bereitgestellt werden.
  • Anreize für Kurzzeit-Engagements anstelle von langfristigem Pflichtdienst setzen: Viele Menschen möchten sich zeitlich flexibel, mit geringerem Zeitumfang in Projekten engagieren. Durch geeignete niedrigschwellige Kurzzeit-Angebote können für noch mehr Zielgruppen attraktive Einstiegsmöglichkeiten in ein bürgerschaftliches Engagement geschaffen werden.
  • Freiwilliges Engagement wertschätzen und zum Nachmachen einladen: Laut Freiwilligensurvey engagieren sich bereits fast 40 Prozent der Menschen und setzen sich für die Gesellschaft und Zusammenhalt ein. Statt einer Pflicht sollte durch Wertschätzung und öffentliche Aufmerksamkeit das Engagement aller Menschen gewürdigt und positive Beispiele zur Motivation genutzt werden. Zusätzliche Anreize können diese Motivation unterstützen.

Zum Positionspapier

Das vollständige Positionspapier "Engagement braucht keine Pflicht – aber Freiwilligkeit braucht starke Strukturen" (PDF: 263 KB) steht zum Download bereit.

Quelle: Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. vom 23.11.2023

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