Deutscher Verein

Empfehlungen zur Personalgewinnung, -einarbeitung und -bindung im ASD

Im September 2021 hat das Päsidium des Deutschen Vereins Empfehlungen zur Personalgewinnung, -einarbeitung und -bindung im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) verabschiedet. Sie beziehen sich auf die Aufgaben von Fachkräften des ASD sowie an Steuerungsverantwortliche in Jugend- und Personalämtern.

29.09.2021

Der ASD als kommunaler Basisdienst leistet einen großen Beitrag zur UNterstützung und Beratung von Kindern, Jugendlichen und Familien in schwierigen Lebenssituationen, leistet wertvolle Kooperationsarbeit mit mitbetreuenden Institutionen und ist der zentrale Akteur bei der Wahrnehmung des Kinderschutzauftrages. Verschärfter Fachkräftemangel, ansteigende Fallzahlen, der Zuwachs an Aufgaben durch die Reformierung des SGB VIII und die bereits vorhandene Komplexität der professionellen Anforderungen an die Fahckräfte bedeuten neben der fortschreitenden Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung große Herausforderungen für das Personalmanagement des ASD.

Um Situationen von dauerhafter Überlastung, Unzufriedenheit und unrealistischen Anforderungen an die Quantität und Qualität der zu bewältigenden Aufgaben und damit auch der Fluktuation von Fachkräften zu vermeiden, bedarf es einer Weiterentwicklung im ASD bezogen auf fachliche, personelle sowie räumliche und sächliche Ausstattung.

Von der Gewinnung geeigneter Fachkräfte bis hin zur dauerhaften Personalbindung

Die vorliegende Empfehlung soll einen Beitrag leisten zur konzeptionellen Verbesserung von der Gewinnung geeigneter Fachkräfte, über eine wirksame und nachhaltige Einarbeitung bis hin zu geeigneten Maßnahmen der dauerhaften Personalbindung. Der Deutsche Verein möchte mit seinen Empfehlungen dazu beitragen, dass der ASD und seine sich weiter entwickelnden Aufgaben- und Kompetenzprofile für angehende und erfahrende Fachkräfte attraktiver Arbeitgeber ist, welcher gute und quantitative Voraussetzungen bereithält, weiterhin professionell Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu unterstützen und zu beraten.

Aus dem Inhaltsverzeichnis

Gute Voraussetzungen schaffen

  • Vom ASD-Profil zum Kompetenz-Profil für Fachkräfte
  • Personalbedarfsbemessung und Personalplanung
  • Räumliche und sächliche Ausstattung

Personalgewinnung

  • Internetauftritt und Öffentlichkeitsarbeit zur Gewinnung von Fachkräften nutzen
  • Zusammenarbeit des Jugendamtes mit Hochschulen intensivieren
  • Ausschreibungen attraktiv gestalten
  • Auswahlprozesse professionell und kompetenzorientiert durchführen
  • Gewinnung erfahrener Fachkräfte aus anderen Tätigkeitsfeldern der Sozialen Arbeit
  • Zugang für fachlich affine Professionen ermöglichen

Einarbeitung

  • Erarbeitung und Anwendung von Einarbeitungskonzepten
  • Personelle Verantwortlichkeiten für die Einarbeitung festlegen

Personalbindung

  • Professionelle Strukturen schaffen
  • Beteiligung ermöglichen
  • Konstruktives Leitungshandeln etablieren
  • Kompetenzen und Fachwissen erfahrener Fachkräfte integrieren
  • Familienfreundliche Organisationskultur (weiter-)entwickeln

Fazit und Ausblick

Ein umfassendes und vorausschauendes Personalmanagement muss auf mehreren Ebenen ansetzen, um Fachkräfte für den ASD zu gewinnen, zu binden und zu halten:

  • Strukturen und Aufgaben im ASD sind dem gesetzlichen Auftrag gemäß SGB VIII entsprechend so zu konzipieren, dass Fachkräfte ihre Tätigkeit fachgerecht und sinnstiftend ausüben können.
  • Der Personalbedarf ist so zu ermitteln, dass örtliche Gegebenheiten berücksichtigt und Standards eingehalten werden können.
  • Ein an die örtlichen Gegebenheiten angepasstes Kompetenzprofil für Fachkräfte im ASD ist zu entwickeln und allen Aktivitäten im Bereich Personal zugrunde zu legen.
  • Die Strategien der Personalgewinnung sind an die Situation des verschärften Fachkräftemangels und die Bedürfnisse und Wünsche des Nachwuchses anzupassen.
  • Die Bindung der Fachkräfte an den ASD muss verbessert werden, insbesondere durch eine strukturierte und fachgerechte Einarbeitung, ein schützendes und förderndes Arbeitsumfeld und eine attraktive Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung.
  • Die Diversität von Interessen und Wünschen der unterschiedlichen Generationen und damit verbundenen Wertvorstellungen ist auch bei der Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen zu berücksichtigen.

Erfahrene Fachkräfte, die oft die Stützen eines Teams darstellen, sollten möglichst lange gehalten werden. All dies bringt besondere Aufgaben für die Leitungsverantwortlichen der ASD mit sich und erfordert eine intensive Weiterentwicklung bereits bestehender Konzepte zur Personalentwicklung, insbesondere zur Personalgewinnung, Einarbeitung und Personalbindung.

Bund und Länder haben die Aufgabe, die Träger der öffentlichen Jugendhilfe mit Daten und wissenschaftlichen Untersuchungen der Berufsbildungsforschung vor dem Hintergrund von Ausbildung, Rahmenbedingungen und Personalentwicklung und Qualität der Arbeit im Zusammenhang mit Personalgewinnung und Personalbindung zu unterstützen. Eine integrierte Berichterstattung zu Strukturen und Rahmenbedingungen des Jugendhilfehandelns der Jugendämter in den Städten und Landkreisen sollte nach Ansicht des Deutschen Vereins etabliert und der Austausch in kommunalen Vergleichsringen unterstützt werden. Auch angesichts eines im Zuge der SGB VIII-Reform erneut zu erwartenden Aufgabenzuwachses und der zunehmenden Aufgabenkomplexität im ASD sollte die Kinderund Jugendhilfeforschung gezielt auch die Arbeitsbedingungen in Jugendämtern in den Blick nehmen. Hieran sollten sich ASD-Dienste kooperativ beteiligen. In diesem Zusammenhang wird zu beobachten sein, ob und wie sich möglicherweise Aufgaben- und Kompetenzprofile des ASD in der Praxis verändern und weiterentwickeln werden.

Wenn es gelingt, diese Entwicklungen aufzugreifen und die vorangegangenen Empfehlungen in der Praxis zu berücksichtigen, wird der ASD auch zukünftig ein qualitativ und quantitativ gut ausgestatteter kommunaler Basisdienst sein, dessen Mitarbeiter/innen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien beratend, begleitend und schützend zur Seite stehen können.

Quelle: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.

Redaktion: Kerstin Boller

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