Hochwasser

Die Flut hat mehr zerstört als Klassenzimmer und Schulhöfe

Die Schäden der Julikatastrophe sind in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz immens. Etliche Schulen und Kindertagesstätten sind beschädigt oder zerstört, Kinder und Jugendliche traumatisiert. Erste Konzepte zeigen, wie junge Menschen in dieser Situation psychologisch unterstützt werden sollen und wie in einigen Tagen ein Schulstart gelingen kann – trotz Pandemie und trotz beschädigten Infrastrukturen.

13.08.2021

Bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz haben zahlreiche Menschen ihr Leben verloren, viele Menschen sind ihrer Häuser und Wohnungen beraubt worden. Auch Schulen in Rheinland-Pfalz, insbesondere natürlich im Landkreis Ahrweiler, aber auch in Trier, Mayen-Koblenz und im Schulaufsichtsbezirk Trier sind beschädigt oder zerstört. Diese schrecklichen Ereignisse und damit verbundenen Verluste sind für die betroffenen Schülerinnen und Schüler wie auch für die Lehrkräfte und die gesamte Schulgemeinschaft äußerst belastend. Aus diesem Grund hat Baden-Württemberg dem Nachbarland Hilfe zugesagt. Bei Bedarf unterstützt das Kultusministerium Baden-Württemberg bereits zum Schulstart in Rheinland-Pfalz am 30. August die schulpsychologische Krisennachsorge in Rheinland-Pfalz mit zehn Schulpsychologinnen und -psychologen aus Baden-Württemberg.

„Es ist für mich selbstverständlich, dass wir unser Nachbarland bei einer derartigen Katastrophe unterstützen. Die Unterstützung durch Schulpsychologinnen und -psychologen aus Baden-Württemberg ist ein kleiner Beitrag, der bei der Bewältigung der Nachwehen der Flutkatastrophe helfen soll. Die Psychologinnen und Psychologen können den Kindern, den Jugendlichen und den Lehrkräften dabei helfen, Wege aufzeigen und Methoden an die Hand geben, die Ereignisse als Schul- und Klassengemeinschaft zu thematisieren und zu verarbeiten“, sagt die Kultusministerin von Baden-Württemberg, Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen).

Auch das Saarland, Hessen und Schleswig-Holstein haben angeboten, die Schulpsychologie in Rheinland-Pfalz zu unterstützen, sodass Schulgemeinschaften das Erlebte zum Start des Schuljahrs gemeinsam thematisieren und verarbeiten können. Die Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Dr. Stefanie Hubig (SPD), bedankt sich für die Unterstützung:

„Wir sind für die Unterstützung in dieser schwierigen Situation sehr dankbar. Neben dem Wiederaufbau liegt unser Hauptaugenmerk auf den Kindern und Jugendlichen, die die schrecklichen Erlebnisse verarbeiten müssen. Deshalb ist es eine sehr gute Nachricht, dass Baden-Württemberg, das Saarland, Hessen und auch Schleswig-Holstein uns Schulpsychologinnen und Schulpsychologen für den Einsatz vor Ort zur Verfügung stellen.“ 

Vorbereitungen für Schulpsychologie laufen mit Hochdruck

Aktuell arbeitet die rheinland-pfälzische Schulaufsicht gemeinsam mit den Leitungen der betroffenen Schulen und den Schulträgern an schnellen und unbürokratischen Lösungen für die von der Flut stark beschädigten Schulen. Die Schulpsychologie muss deshalb ebenfalls flexibel agieren und auf die Bedarfe der Schulen hin passgenaue Unterstützungsangebote erarbeiten. Dazu soll eine zentrale Koordinierungsstelle im schulpsychologischen Beratungszentrum in Mayen eingerichtet werden.

Die Schulpsychologinnen und -psychologen aus Baden-Württemberg sind für die Unterstützung der Schulen vorgesehen, vor allem im Bereich der psychosozialen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften. Konkrete Maßnahmen und Einsätze werden aktuell auf Arbeitsebene bis zum Schuljahresbeginn in Rheinland-Pfalz abgeklärt.

Schulpsychologische Hilfe in Nordrhein-Westfalen bereits in den Ferien

Im nördlich angrenzenden Bundesland hat die Landesregierung dafür gesorgt, dass die schulpsychologischen Beratungsstellen vor Ort – auch kurzfristig und bereits während der Ferien – betroffenen Schulen sowie allen Schulangehörigen für Unterstützung zur Verfügung stehen. Beratungsthemen können hier sein: Persönlicher wie schulischer Umgang mit dem krisenhaften Ereignis, Ankommen in einer betroffenen Schule zu Schuljahresbeginn, Fragen zum Umgang mit Tod, Trauer und Verlust.

Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP): „Schon jetzt bieten wir betroffenen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern eine psychosoziale Beratung an, denn die Hochwasserkatastrophe hat mehr zerstört als Straßen und Häuser.“

Betroffene Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen können sich an das psychosoziale Beratungstelefon Sprech:ZEIT 24/7 und an die schulpsychologischen Beratungsstellen wenden.

Schulische Versorgung ganz überwiegend gewährleistet

Die zuständigen Ministerien in Nordrhein-Westfalen haben sich derweil ein erstes Lagebild zu den Schadensereignissen an den betroffenen Schulen und zu deren Ausmaßen verschafft:

Im Rahmen einer ersten vorläufigen Bestandsaufnahme haben die betroffenen Kommunen und Kreise folgende Zahlen gemeldet: 135 Schulen und zwei Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung sind durch kleinere bis große Schäden von der Hochwasserkatastrophe betroffen, wovon jedoch 73 Schulen uneingeschränkt und 46 Schulen voraussichtlich mit Einschränkungen zum Start des kommenden Schuljahres den Schulbetrieb aufnehmen werden können. Für die restlichen 16 Schulen wird mit Nachdruck geprüft, wie der Schulbetrieb zum Beginn des Schuljahrs aufgenommen werden kann.

Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer: „Die ersten vorläufigen Zahlen zeigen jedoch, dass die schulische Versorgung ganz überwiegend gewährleistet werden kann. Bei den stark betroffenen Schulen werden derzeit in Zusammenarbeit mit den Schulträgern Konzepte erarbeitet, mit denen sich der Schulbetrieb zu Beginn des Schuljahres 2021/22 organisieren lässt. Die Betroffenen können sich jedoch einer schnellen und umfänglichen Unterstützung der Landesregierung sicher sein.“

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Wir kommen jeden Tag große Schritte weiter. Einsatz- und Hilfsbereitschaft vor Ort sind enorm. Das Ausmaß der Zerstörung ist jedoch erschreckend. Neben den stark beschädigten privaten Gebäuden ist auch die öffentliche Infrastruktur wie beispielsweise Schulen massiv betroffen. [...] Mit dem Ende der Sommerferien vor Augen müssen wir vor allem Schulen und Kitas in den Blick nehmen. Deswegen haben wir am 19. Juli bereits eine Abfrage gestartet, inwieweit wir beispielsweise mobile Raumlösungen in den besonders betroffenen Gebieten anbieten müssen.”

Quellen: Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz vom 04.08.2021 und Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 28.07.2021

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