Bildungsforschung

DGB: Akademische Bildung ist ein vererbtes Privileg der höheren Schichten

Heute, am 26. Juni 2013, wurde die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) vorgestellt. "Weniger Studienunterbrechungen und bessere finanzielle Situation", heißt es darin. Zu den Ergebnissen gab Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, eine Erklärung ab.

26.06.2013

"Gute Hochschulbildung bleibt ein Privileg der höheren Schichten, Akademi-sche Abschlüsse werden weiterhin von Generation zu Generation vererbt, noch immer muss man Arbeiterkinder an den deutschen Hochschulen fast mit der Lupe suchen. Die aktuelle Sozialerhebung des Deutschen Studen-tenwerks untermauert diesen Befund. Von 100 Kindern, die nicht aus Aka-demiker-Familien stammen, schaffen es nur 23 an die Hochschule. Bei Kin-dern aus Akademiker-Familien sind es 77. Die soziale Öffnung bleibt Kern-aufgabe der deutschen Hochschulpolitik.

Gerade für junge Menschen aus einkommensschwachen Familien ist das BAföG eine unverzichtbare Voraussetzung, um sich ein Studium überhaupt leisten zu können. Zahlreiche Nullrunden sorgten dafür, dass Bedarfssätze und Freibeträge mit den steigenden Preisen nicht mehr Schritt hielten. Um frühere Nullrunden auszugleichen, sind in einem ersten Schritt Freibeträge und Bedarfssätze um mindestens zehn Prozent anzuheben. Denn noch im-mer nehmen zu viele junge Menschen kein Studium auf, weil das Einkom-men ihrer Eltern knapp über der Anrechnungsgrenze liegt, ihre Eltern das Studium aber nicht finanzieren können.

Angesichts der gestiegenen Studierendenzahlen muss auch die soziale Inf-rastruktur des Studiums stärker in den Blick genommen werden. Alle Jahre wieder müssen neu eingeschriebene Studierende in Turnhallen oder Contai-nern notdürftig untergebracht werden. Das sind unwürdige Zustände. Bund und Länder müssen den Hochschulpakt sozial flankieren. Notwendig ist ein Programm für mindestens 25.000 neue Wohnheimplätze.

Wer in Sonntagsreden die soziale Öffnung der Hochschulen fordert, muss werktags die Voraussetzungen dafür schaffen. Deshalb brauchen wir einen aktiven Staat. Höhere Investitionen in unser Bildungswesen lassen sich be-zahlen, wenn große Vermögen, hohe Erbschaften und Finanztransaktionen angemessen besteuert werden. Chancengleichheit im Bildungswesen gibt es eben nicht zum Nulltarif. Die Bundesländer alleine sind mit der Finanzierung eines zukunftsfähigen Hochschulsystems überfordert. Deshalb muss das unsinnige Kooperationsverbot für das gesamte Bildungssystem fallen."

Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund vom 26.06.2013

Redaktion: Kerstin Boller

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