Deutsches Schulbarometer 2024
Kriege, Leistungsdruck und Klimakrise
Die psychische Gesundheit von Schüler*innen in Deutschland ist alarmierend: Laut dem aktuellen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung bewerten 27 % ihre Lebensqualität als niedrig, 21 % fühlen sich psychisch belastet. Globale Krisen, Zukunftsängste und schulischer Druck verstärken die Belastung, besonders bei Kindern aus einkommensschwachen Familien.
28.11.2024
Die Kriege in der Welt, der Leistungsdruck in der Schule, die globale Klimakrise und die Ängste vor der eigenen Zukunft machen Schüler*innen in Deutschland aktuell oft Sorgen. Das geht aus dem heute veröffentlichten Deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervor. Laut der repräsentativen Studie, die in Kooperation mit der Universität Leipzig entstand, bewertet mehr als ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen (27 Prozent) die eigene Lebensqualität als niedrig. Ein Fünftel beschreibt sich selbst als psychisch belastet (21 Prozent, aus Familien mit niedrigem Einkommen 33 Prozent). Ebenso viele klagen über ein geringes schulisches Wohlbefinden (20 Prozent, aus Familien mit niedrigem Einkommen 30 Prozent).
„Es muss uns alarmieren, wenn ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Schule als druckvoll erlebt, die eigene Lebensqualität niedrig bewertet und angibt, unterschiedlichen existenziellen Ängsten ausgesetzt zu sei. Die meisten Kinder und Jugendlichen verbringen täglich acht Stunden in der Schule. Das ist vergleichbar mit dem Arbeitsplatz von Erwachsenen, dessen Bedeutung für die Gesundheit regelmäßig untersucht wird. Für die Situation der jungen Menschen in unserer Gesellschaft klafft hier allerdings eine große Forschungslücke, die wir unbedingt schließen müssen.“ ,
sagt Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung.
Die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen habe sich zwar seit der Corona-Pandemie kontinuierlich verbessert, liege aber immer noch deutlich unter dem präpandemischen Niveau.
Kritik an der Unterrichtsqualität: Schüler*innen vermissen individuelle Rückmeldungen und Unterstützung durch die Lehrkräfte
Für die aktuelle Ausgabe des Schulbarometers wurden erstmals Schüler*innen und ihre Eltern befragt. Ein Schwerpunkt der Studie: der Zusammenhang zwischen Unterricht und psychischer Gesundheit. Zentral für das schulische Wohlbefinden, so die Ergebnisse des Schulbarometers, sind die konstruktive Unterstützung durch die Lehrkräfte und eine gute Klassenführung. Doch gerade hier gibt es Luft nach oben: Viele Schüler:innen berichten von häufigen Unterrichtsstörungen (83 Prozent) und dass die Mehrheit der Lehrkräfte nicht nachfragt, was man schon verstanden hat und was noch nicht (41 Prozent). Häufig erhalten die Schüler*innen keinerlei Rückmeldung, was sie noch lernen müssen (37 Prozent) oder wie sie es besser machen können (28 Prozent). Ein Drittel (35 Prozent) hat zudem nur selten die Möglichkeit, Probleme im Klassenverbund mit der Lehrkraft zu besprechen.
„Schüler*innen brauchen kontinuierliche und regelmäßige Rückmeldungen“, „Lehrkräfte sollten ihnen Mut machen, dass sie auch schwierige Aufgaben und Herausforderungen meistern können. Für eine individuelle Förderkultur braucht es ein neues Unterrichtsverständnis, das den Lernprozess in den Mittelpunkt stellt. Dazu sind neben datengestützter Diagnostik auch alternative Prüfungsformate und -zeiten notwendig, um die individuelle Lernentwicklung als neuen Standard zu etablieren.“,
sagt Wolf.
Lücken in der Versorgungsstruktur: Ein Teil der Eltern erhält keine Hilfe bei psychischen Problemen ihrer Kinder
Die Studie beleuchtet auch, wie die Erziehungsberechtigten mit dem Thema psychische Gesundheit umgehen und welche Hilfsangebote sie für ihr Kind in Anspruch nehmen. Dabei zeigt sich, dass bis zu einem Drittel der Eltern die Hilfestrukturen an der Schule ihrer Kinder nicht kennen. Wird Hilfe innerhalb der Schule gesucht, ist in den meisten Fällen die Klassenlehrkraft die erste Anlaufstelle (70 Prozent). Ein Viertel der hilfesuchenden Eltern hat in der Schule allerdings keine Unterstützung erhalten (23 Prozent). Bemerkenswert: Bis zum Beginn einer regulären Therapie warten Kinder und Jugendliche im Durchschnitt fünf Monate.
Weitere Informationen
Quelle: Robert Bosch Stiftung vom 20.11.2024
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