Hilfen zur Erziehung

BW will unabhängiges Ombudssystem in der Kinder- und Jugendhilfe

Um junge Menschen und deren Familien besser zu unterstützen, will die Landesregierung Baden-Württemberg ein landesweites und unabhängiges Ombudssystem schaffen. Ziel dieses Systems ist es, Kinder und Jugendliche sowie deren Sorgeberechtigten stärker an Prozessen innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe zu beteiligen. Hierzu finden vier regionale Beteiligungskonferenzen statt.

01.04.2019

Nicht immer läuft in Familie und Kindererziehung alles rund. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben. In jedem Fall ist es wichtig, bei Schwierigkeiten und Problemen Hilfe zu bekommen. Um junge Menschen und deren Familien besser zu unterstützen, plant die Landesregierung von 2020 an, ein landesweites und unabhängiges Ombudssystem einzuführen. Ziel dieses Systems ist es, Kinder und Jugendliche sowie deren Sorgeberechtigten stärker an Prozessen innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe zu beteiligen.

„Wir wollen allen Kindern und Jugendlichen ein gesundes und gutes Aufwachsen ermöglichen. Dazu müssen wir ihnen in erster Linie zuhören, sie beteiligen und ihre Belange ernst nehmen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha anlässlich der ersten von vier regionalen Beteiligungskonferenzen in Stuttgart.

Dialog zwischen Hilfesuchenden und Fachkräften weiter fördern

Allein im Jahr 2017 gab es in Baden-Württemberg mehr als 129.000 Hilfen zur Erziehung. Diese reichten von Erziehungsberatungen bis hin zur stationären Unterbringung von Kindern und Jugendlichen. Die Hilfen werden immer dann notwendig, wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist. Das zukünftige Ombudssystem soll junge Menschen und deren Familien in diesen Situationen unterstützen.

Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha sagte dazu: „Oftmals sind es ganz banale, für die Betroffenen allerdings entscheidende Fragen, die – solange sie unbeantwortet bleiben – einem guten Miteinander in der Familie entgegenstehen wie beispielsweise:

  • Warum habe ich noch keine Rückmeldung zu meinem Antrag?
  • An wen kann ich mich wenden, wenn ich mich in meiner Einrichtung nicht gut betreut fühle?“

Durch ombudschaftliche Beratung soll nun der Dialog zwischen Hilfesuchenden und Fachkräften weiter gefördert und bei möglichen Streitigkeiten zu einer einvernehmlichen Lösung gelangt werden. Die Landesregierung knüpft damit an die Erfahrungen vergangener Projekte an wie „Habakuk“ oder dem durch die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg geförderten Projekt „Ombudschaft Jugendhilfe“ der Liga der freien Wohlfahrtspflege.

Das Aufgabenspektrum der neuen Ombudsstelle soll allerdings weiterreichen. In der Ombudsstelle sollen alle Kinder und Jugendlichen und deren Familien im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe Ansprechpartner für ihre Probleme finden. „Wichtig ist uns insbesondere, möglichst niedrigschwellige Zugänge und eine unabhängige Struktur zu schaffen“, betonte Lucha.

Regionale Veranstaltungen laden zur Beteiligung ein

Um ein System zu entwickeln, das sowohl die Rechte von jungen Menschen und ihren Familien stärkt, aber auch die Fachkräfte der Kinder und Jugendhilfe bei ihrer Arbeit unterstützt, werden die Pläne des Ministeriums für Soziales und Integration in vier regionalen Beteiligungsveranstaltungen vorgestellt. Gemeinsam mit der Fachöffentlichkeit und der im Bereich Kinder- und Jugendhilfe engagierten Zivilgesellschaft sollen die künftigen Strukturen eines Ombudssystems diskutiert und entwickelt werden.

Aufsuchende Beratungsmöglichkeiten in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

Anknüpfend an die Erfahrungen bei der Aufarbeitung der Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren sollen mit Hilfe des Ombudssystems auch aufsuchende Beratungsmöglichkeiten in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen werden. „Wir wollen möglichen Missständen präventiv entgegentreten und junge Menschen in stationären Einrichtungen dazu anregen, ihre Sorgen und Nöte frühzeitig zu kommunizieren. Auch ehemalige Heimkinder sollen in Zukunft weiterhin Unterstützung erfahren. Wir haben uns daher entschlossen, für sie eine gesonderte Anlaufstelle innerhalb des Ombudssystems einzurichten“, so Minister Lucha abschließend. Details und die konkrete Ausgestaltung des künftigen Ombudssystems werden bis Mitte April auf vier regionalen Beteiligungsveranstaltungen diskutiert.

Termine der regionalen Beteiligungsveranstaltungen

  • Region Nordwürttemberg: 28. März 2019 in Stuttgart
  • Region Südbaden: 29. März 2019 in Freiburg
  • Region Nordbaden: 11. April 2019 in Heidelberg
  • Region Südwürttemberg: 12. April 2019 in Tübingen

Weitere Informationen, auch zur Anmeldung, sind auf den Seiten des Ministerium für Soziales und Integration zu finden.

Quelle: Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg vom 28.03.2019

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