Fachkraft-Kind-Schlüssel
Fachkräfteverbände fordern mehr Personal in Kindertagesstätten
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Mit einem offenen Brief wenden sich die Kita-Fachkräfteverbände Deutschlands mit ihrem Anliegen an Bundesfamilienministerin Paus. Alle Verbände fordern, dass es endlich um Qualität statt um Quantität gehen müsse. Sie erwarten, dass der Fachkraft-Kind-Schlüssel endlich den wissenschaftlichen Mindestanforderungen entspricht. Kein Bundesland habe trotz der Gelder aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ die vom Bund festgelegten Schwellenwerte für den Fachkraft-Kind-Schlüssel flächendeckend umgesetzt.
26.08.2022
„Als Fachkräfteverbände setzen wir uns schon lange dafür ein, dass sich die Arbeits- und Rahmenbedingungen signifikant verbessern,“ unterstreicht Anja Braekow. 1. Vorsitzende des Verbandes aus Baden-Württemberg das Anliegen.
Betreuungsschlüssel in Kitas liegen weit unterhalb der Richtwerte
Im Vertrag zum „Gute-Kita-Gesetz“ der Bundesländer mit dem Bund (Seite 7 Anlage 2 Handlungsfeld 2 – Fachkraft-Kind-Schlüssel) werden Schwellenwerte für altersspezifische Fachkraft-Kind-Schlüssel hergeleitet, unterhalb derer die Gefahr besteht, dass die pädagogische Qualität leidet und die Bedürfnisse der Kinder nicht mehr angemessen berücksichtigt werden können.
Kein Bundesland habe, so geben die Verbände es bekannt, trotz der Gelder aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ die Schwellenwerte für den Fachkraft-Kind-Schlüssel flächendeckend umgesetzt. In den meisten Bundesländern würden Kita-Kinder mit Betreuungsschlüsseln betreut, die weit unterhalb dieser Werte liegen. Auch im Hinblick auf die Schulkindbetreuung in Schülerhorten wären verbindliche Mindeststandards bezüglich kindgerechter Personalschlüssel und Räumlichkeiten wichtig: „Kindertagesbetreuung ende nicht mit dem Schuleintritt.“
Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung
Das Kita-System sei überlastet, heißt es weiter. Schlechte Arbeits- und Rahmenbedingungen verschärften seit Jahren den immer weiter zunehmenden Fachkräftemangel. „Es finden sich nicht genug junge Leute, die in der Kita arbeiten wollen und altgediente Kräfte verlassen resigniert das Arbeitsfeld,“ unterstreicht Claudia Theobald, 1. Vorsitzende aus Rheinland-Pfalz die Missstände. Für kindgerechte Bedingungen sei deutlich mehr Personal nötig als aktuell gegeben. Gute frühkindliche Bildung und bedürfnisorientierte Betreuung seien unter diesen Bedingungen nur eingeschränkt leistbar.
Die Kita-Fachkräfte aus ganz Deutschland zeigen sich anlässlich des Entwurfs zur Fortsetzung des „Gute-KiTa-Gesetzes“ erleichtert, dass weiterhin in Kitas investiert werden soll. „Jetzt kommt es darauf an, die Prioritäten richtig zu setzen. Dies bedeutet kindgerechte Betreuungsschlüssel deutschlandweit zu etablieren,“ äußert sich Melanie Krause, 1. Vorsitzende des Kita-Fachkräfte Verbands Niedersachsen-Bremen dazu.
Forderung – kindgerechte Pädagogik braucht andere Rahmenbedingungen
Kinder im Kleinkind- und Kindergartenalter lernen im Kontext von Beziehung. Gute Frühpädagogik brauche Zeit, mit den Kindern die Welt zu entdecken, ihre Fragen und Interessen aufzugreifen und daraus mit den Kindern spannende Angebote und Projekte zu entwickeln. Auch Sprachförderung gelinge dann am besten, wenn Fachkräfte sich den Kindern zuwenden können, Zeit zum Zuhören haben und die Tätigkeiten der Kinder sprachlich begleiten können. Die Kita-Fachkräfteverbände plädieren dafür, dass die Länder erst dann für weitere Handlungsfelder Geld bekommen, wenn sie die Schwellenwerte einer kindgerechten Personalisierung umsetzen. Ist dieses Ziel erreicht, seien zur Verbesserung der pädagogischen Qualität insbesondere auch die Handlungsfelder Gewinnung und Sicherung qualifizierter Fachkräfte, Stärkung der Leitung und Verbesserung der räumlichen Gestaltung wichtig.
„Genügend Personal ist nicht alles, aber ohne ausreichend Personal ist alles nichts,“ stellt Claudia Theobald abschließend fest.
Der offene Brief zum Download
Der Offene Brief der Kita-Fachkräfteverbände an Frau Paus vom 24.08.2022 steht in gesamter Länge zum Download (PDF: 288 KB) zur Verfügung.
Quelle: Offener Brief der Kita-Fachkräfteverbände an Frau Paus vom 24.08.2022
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