Sachsen-Anhalt
Aktualisierter Handlungsleitfaden unterstreicht zentrale Rolle von Schulen für demokratische Kultur


Demokratie will gelernt sein – und Schulen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Mit dem aktualisierten Handlungsleitfaden zur Demokratiebildung unterstreicht Sachsen-Anhalt die Bedeutung demokratischer Werte im Schulalltag. Die praxisnahe Handreichung unterstützt Lehrkräfte dabei, junge Menschen zu aktiver Teilhabe und Verantwortung zu befähigen.
17.04.2025
Das Ministerium für Bildung Sachsen-Anhalt hat eine aktualisierte Fassung des Handlungsleitfadens „Demokratiebildung in der Schule – Herausforderungen, Handlungsoptionen und Material für die pädagogische Praxis“ veröffentlicht.
Die überarbeitete Handreichung dient nicht nur als praxisnahes Instrument für Pädagog*innen, sondern betont einmal mehr: Demokratiebildung ist eine zentrale und verbindliche Aufgabe schulischer Bildungsarbeit in Sachsen-Anhalt.
Bildungsministerin Eva Feußner:
„Demokratie will gelernt, gelebt und gestaltet werden – sie ist keine Selbstverständlichkeit. Unsere Schulen sind Orte, an denen junge Menschen erfahren, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und die Gesellschaft mitzugestalten – auf der Grundlage der Werte unseres Grundgesetzes. Ich danke all den Lehrer*innen, die das jeden Tag mit Überzeugung und Herzblut vermitteln. Sie sind ein Fundament unserer Demokratie. In einer Zeit, in der auch in unseren Schulen zunehmend Spannungen und Herausforderungen im Umgang mit unterschiedlichen Weltanschauungen auftreten, reagieren unsere Lehrkräfte mit Sensibilität und Engagement, um das demokratische Miteinander zu stärken, den Grundwerten der Demokratie gerecht zu werden und Schüler*innen zu einem demokratischen Werteverständnis hinzuführen.“
Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe – bereits ab der Primarstufe
Die gesetzliche Grundlage liefert das Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (§ 1), das alle Schulen zur Vermittlung demokratischer Grundwerte und politischer Bildung verpflichtet. Diese Maßgabe gilt verbindlich für alle Schulen und Lehrkräfte.
In den Lehrplänen ist Politische Bildung bzw. Demokratiebildung als fächerübergreifendes und handlungsorientiertes Prinzip demokratischer Schul- und Unterrichtskultur mit dem Ziel verankert, bei den Schüler*innen neben dem Wissen um gesellschaftliche Zusammenhänge, politische Beteiligungsrechte und demokratische Strukturen Kompetenzen für deren Gebrauch zu vermitteln, um damit demokratisches Engagement und aktive Teilhabe erfahr- und erlebbar zu machen. Für die lebenswelt- und schüler*innenorientierte Vermittlung von Demokratiebildung im Unterricht bieten die Fachlehrpläne aller Schulformen vielfältige Anknüpfungspunkte, sowohl fächerübergreifend als auch fächerkonkret, wie z. B. in Sozialkunde, Geschichte oder den werteorientierenden Fächern Ethik- und Religionsunterricht.
Lehrkräftequalifizierung: Demokratiebildung braucht starke pädagogische Fachkräfte
Eine wirksame und nachhaltige Demokratiebildung setzt qualifizierte und reflektierte Lehrkräfte voraus. Das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) bietet deshalb ein breites und thematisch differenziertes Fortbildungsangebot an, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. Ziel ist es, Lehrkräfte aller Schulformen zu befähigen, politische und gesellschaftliche Themen kompetent, altersgerecht und methodisch vielfältig im Unterricht umzusetzen.
Die Themen reichen von Grundlagen der politischen Bildung und Methoden der Demokratiepädagogik bis hin zu fachspezifischen Angeboten für die Fächer Geschichte, Sozialkunde, Ethik und Religion. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Erinnerungskultur, insbesondere der Vermittlung der NS-Geschichte und der DDR-Vergangenheit.
Die Landeszentrale für politische Bildung ergänzt das Angebot mit eigenen Fortbildungsformaten für Lehrer*innen – etwa zu den Themen Antisemitismus und Rechtsextremismusprävention.
Starke Partnerin für politische Bildung: Die Landeszentrale für politische Bildung
Eine zentrale Akteurin für die Umsetzung politischer Bildung und Demokratieerziehung in Sachsen-Anhalt ist die Landeszentrale für politische Bildung (LpB). Sie unterstützt Schulen mit einem breiten Spektrum an Angeboten – von der Organisation und Finanzierung von Gedenkstättenfahrten bis hin zu Planspielen, Argumentationstrainings, Workshops und der Bereitstellung didaktischer Materialien. Besonderes Gewicht hat das stetig wachsende Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das von der Landeszentrale betreut wird. Mehr als 170 Schulen im Land gehören bereits dazu. Damit ist Sachsen-Anhalt gemessen an der Anzahl der Einwohner*innen bundesweit auf dem ersten Platz.
Mit niedrigschwelligen, zugleich anspruchsvollen Formaten wie der Juniorwahl oder dem jährlich veranstalteten Tag der politischen Bildung bringt die Landeszentrale politische Themen in die Schulen und fördert eine aktive, informierte Teilhabe junger Menschen an demokratischen Prozessen. Dabei versteht sie sich als verlässliche Partnerin im schulischen Alltag – beratend, fördernd und stets nah an der Praxis.
Diese Projekte fördern nicht nur das Demokratieverständnis, sondern ermöglichen Schüler*innen und Schülern direkte, erfahrbare Teilhabe und Auseinandersetzung mit demokratischen Prozessen.
Außerschulische Lernorte und Gedenkstättenfahrten: Demokratie erfahrbar machen
Ein zentrales Element historisch-politischer Bildung und gelebter Demokratievermittlung ist die Einbindung außerschulischer Lernorte in den Schulalltag. Gedenkstätten, Erinnerungsorte, Archive, Parlamente und Museen bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Geschichte und Gegenwart auf eine besonders eindrückliche Weise zu erfahren. Sie fördern die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, schärfen den Blick für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und stärken demokratische Haltungen. Die Einbindung außerschulischer Lernorte ist fest in die pädagogische Arbeit der Schulen des Landes integriert.
Insbesondere Gedenkstättenfahrten sind zu einem bewährten und stetig wachsenden Baustein schulischer Demokratiebildung geworden. Die Landeszentrale für politische Bildung unterstützt diese Fahrten durch ein umfangreiches Förderprogramm – im Land Sachsen-Anhalt sogar mit einer vollständigen Übernahme der Fahrtkosten. Zusätzlich werden Studienfahrten zu Gedenkorten im europäischen Ausland, etwa nach Polen, Lettland, der Ukraine oder Tschechien, durch Bundes- und Landesmittel gefördert.
Mitwirkung im schulischen Raum: Demokratie im Alltag erleben und gestalten
Demokratiebildung an Schulen bedeutet nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch gelebte Teilhabe. Schüler*innen sollen Demokratie nicht nur verstehen, sondern auch aktiv erleben und mitgestalten können. Deshalb sind Mitwirkung, Beteiligung und Verantwortungsübernahme fester Bestandteil des schulischen Lebens in Sachsen-Anhalt, etwa durch Klassensprecherwahlen, Schüler*innenvertretungen, Schüler*innenräte sowie die Mitwirkung in Klassen- und Schulkonferenzen. Auf Gemeinde-, Kreis- und Landesebene sind Schüler*innen durch gewählte Vertreter*innen in der Lage, ihre Interessen wirksam zu artikulieren – bis hin zur Mitwirkung im Landesschulbeirat.
Neue Handreichung als Impulsgeber und Praxishilfe
Die jetzt erschienene aktualisierte Handreichung zur Demokratiebildung ist ein zentraler Baustein dieser Gesamtstrategie. Sie versteht sich als praxisnahes Arbeitsinstrument für schulische und außerschulische Bildungskontexte, mit konkreten Materialien, rechtlichen Grundlagen, Handlungsempfehlungen und Netzwerkinformationen.
Die Handreichung ist online abrufbar.
Quelle: Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt vom 10.04.2025
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