Europa
Studie untersucht Übergänge Jugendlicher in Arbeit oder Ausbildung
Die Jugendarbeitslosigkeit ist seit der Finanz- und Wirtschaftskrise in der Europäischen Union noch einmal deutlich gestiegen – und mit ihr die Aussicht auf einen frühen Übergang ins Erwerbsleben gesunken.
09.10.2014
Hohe Kosten von Arbeitslosigkeit und Nichtteilhabe
Obwohl die Menschen in allen Mitgliedstaaten generell stark von der Wirtschaftskrise betroffen sind, haben junge Menschen in punkto Lebens- und Beschäftigungsaussichten am stärksten gelitten. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die im Auftrag der Europäischen Kommission von der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Abreisbedingungen erstellt wurde. Im Sommer 2013 stieg die Arbeitslosenquote für die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen in der EU28 auf über 23%, eine der höchsten jemals von Eurostat verzeichneten Quoten.
Trotz beträchtlicher Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bei den Arbeitslosenzahlen haben 18 Länder die höchste Jungendarbeitslosigkeit seit Beginn der Krise verzeichnet. Und die ist nicht nur bitter für die Betroffenen, sondern auch teuer für alle: Die Tatsache, dass 15,9% der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 29 Jahren im Jahr 2012 weder eine Arbeit hatten, noch in einer allgemeinen oder beruflichen Ausbildung waren, bedeutete für die europäischen Volkswirtschaften einen Verlust von geschätzten 162 Milliarden Euro – das ist im Vergleich zu 2011 ein Anstieg um fast 10 Milliarden Euro.
Unterschiede beim Übergang von der Schule ins Berufsleben
So richtig verstehen kann man das Ausmaß der individuellen Auswirkungen erst, wenn man sich die Situation der Jugendlichen zwischen Schule und Ausbildung oder Erwerbsleben betrachtet. Während in einigen Ländern junge Leute relativ früh den Schritt ins Erwachsenenleben unternehmen können, weil sie wirtschaftlich unabhängig vom Elternhaus werden, müssen viele andere in einer Art persönlichem Niemandsland verharren. Die Forscherinnen und Forscher unterscheiden in ihrer Studie dafür sieben Typen des Übergangs. An dem einen Ende des Spektrums stehen die Typen, die sie als „nordisch“ und „Lehrlingsausbildung“ (Österreich und Deutschland) bezeichnen, und die durch einen rascheren Übergang ins Erwachsenenleben und einen schnelleren Übergang von der Schule ins Erwerbsleben gekennzeichnet sind. Am anderen Ende des Spektrums, in den „osteuropäischen“ und „mediterranen“ Modellen, sind schwierige und problematische Übergänge von der Schule ins Erwerbsleben mit sehr langsamen und späten Übergängen in Unabhängigkeit und Selbständigkeit verbunden. Allgemein kann die Formel gelten: Je höher die Integration von Schule und Berufsleben (zum Beispiel durch Programme für Auszubildende oder die Kombination von betrieblicher Ausbildung und Schule wie im Dualen System Deutschlands), umso reibungsloser und rascher gelingt der Übergang von der Schule ins Erwerbsleben.
Politische Strategien
Die Mitgliedstaaten setzen in letzter Zeit politische Maßnahmen ein, mit denen alle jungen Menschen beim Übergang von der Schule ins Erwerbsleben unterstützt werden sollen. Obwohl eine Bewertung dieser Bemühungen häufig aufgrund eines fehlenden systematischen Monitorings schwierig ist, wurden für den vorliegenden Bericht anhand von Fallstudien eine Reihe von Schlüsselfaktoren für deren Wirksamkeit ermittelt:
- Junge Menschen sind eine sehr vielschichtige Gruppe mit unterschiedlichen Merkmalen und häufig vielfältigen Bedürfnissen. Politische Strategien sollten daher unterschiedliche Ansätze bieten und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sein. Ein erfolgreiches Instrument dafür ist eine individuelle Unterstützung durch persönliche Berater, die versuchen, für den Einzelnen die optimale Maßnahme zu finden.
- Eine umfassende Koordinierung aller an dem Übergang von der Schule ins Erwerbsleben Beteiligten ist einer der entscheidenden Faktoren für erfolgreiche Programme. Allerdings scheitert die Koordinierung häufig an verschiedenen Zuständigkeiten und förderpolitischen Bedingungen.
Eines aber könnte auch solche Maßnahme nicht verhindern: Geht es der Wirtschaft schlecht und fehlen Arbeitsplätze, dann steigt auch der Wettbewerb unter Arbeits- und Ausbildungssuchenden – alles in allem sind das für viele Jugendliche düstere Aussichten.
<link https: www.jugendpolitikineuropa.de downloads ef1392en.pdf _blank external-link-new-window external link in new>Die Studie (in englischer Sprache)
Quelle: JUGEND für Europa vom 09.10.2014
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