Inklusion

Gleichberechtigt und selbstbestimmt am „Lernort Jugendherberge“

Jugendherbergen in Bayern setzen sich aktiv für Inklusion ein, indem sie Menschen mit Beeinträchtigungen barrierefreien Zugang und passende Angebote bieten. Präsident Klaus Umbach fordert staatliche Investitionen, um bauliche Barrieren in historischen Gebäuden zu überwinden. Inklusion wird als zentrales Menschenrecht betont.

13.12.2024

„Inklusion bedeutet auch, dass Menschen mit körperlichen, kognitiven oder sozial-emotionalen Beeinträchtigungen ganz selbstverständlich Jugendherbergen nutzen können. Eine Behinderung darf kein Grund sein, dass die betroffenen Menschen nicht am sozialen und kulturellen Leben teilhaben können. Jugendherbergen sind seit jeher offene Orte für alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft und ob sie eine Beeinträchtigung haben oder nicht“, 

so Klaus Umbach, Präsident des Landesverbands Bayern, anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung.

Jugendherbergen sind seit ihrer Gründung Orte inklusiven Zusammenlebens. In der Satzung ist dazu formuliert, dass Menschen mit Beeinträchtigungen selbstverständlich die Angebote von Jugendherbergen nutzen können. Das umfasst sowohl den möglichst barrierearmen Zugang zu den Häusern und die Verfügbarkeit von behindertengerechten Zimmern als auch pädagogische Bausteine und Mehrtagesprogramme, die sich an den Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen orientieren. Schließlich will das Jugendherbergswerk Bayern ein attraktiver Arbeitgeber für diese Menschen sein; in der Inklusions-Jugendherberge Bayreuth haben beispielsweise 40 Prozent der Mitarbeiter*innen eine Behinderung.

Investitionen des Staates zwingend notwendig

Umbach: 

„Die baulichen Voraussetzungen unserer 48 Jugendherbergen in Bayern sind herausfordernd in punkto Barrierearmut. Wir betreiben u.a. historische Immobilien und Burgen. Um dort den räumlichen Zugang zu ermöglichen und in immer mehr Häusern Angebote für Seh- bzw. Hörgeschädigte oder Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen machen zu können, sind in den kommenden Jahren massive Investitionen erforderlich. Aus dem derzeit zur Verfügung stehenden Haushaltstitel im Jugendprogramm der Bayerischen Staatsregierung ist das nicht leistbar. Hier bedarf es eines engen finanziellen Schulterschlusses zwischen Freistaat und Jugendherbergswerk.“

Inhaltlich arbeitet das Jugendherbergswerk seit vielen Jahrzehnten am Thema Inklusion und hat dazu bereits 2014 ein Positionspapier verabschiedet. In Anbetracht eines erweiterten Verständnisses von Inklusion entwickelt der „Arbeitskreis Inklusion“ im DJH – gemeinsam mit Expert*innen – derzeit einen Themen- und Aktionsplan für die kommenden Jahre. Das neue Papier soll im Sommer 2025 verabschiedet werden.

„In Zeiten, in denen Menschen mit Behinderung noch immer nicht im größtmöglichen Umfang an der Gesellschaft partizipieren können und in denen diese Menschen sogar wieder vermehrt herabgewürdigt bzw. bewusst von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden, ist die Herausforderung für uns noch größer: Wir zeigen, dass ‚Reisen für Alle‘ und ‚Bayern barrierefrei‘ wirkungsvolle Qualitätskriterien sind, die das Reisen für Menschen mit Behinderungen wesentlich erleichtert. Alle Jugendherbergen in Bayern sind nach dem bundesweit gültigen Label ‚Reisen für Alle‘ – bereits vier Jugendherbergen wurden nach dem Kriterienkatalog ‚Bayern barrierefrei‘ zertifiziert; weitere werden folgen. Darüber hinaus beweisen wir in all unseren Häusern, dass Menschen mit Behinderungen sehr wohl ihren gleichberechtigten (Arbeits-)Platz im DJH finden können. Wir weisen an diesem Tag nachdrücklich darauf hin, dass die Berücksichtigung der Belange von Menschen mit Behinderung ein zentrales Menschenrecht ist, das immer und überall umgesetzt werden muss. Die Jugendherbergen in Bayern sind Räume, in denen das gemeinsame soziale Lernen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gelingen kann – wir sind Orte gelebter Inklusion“, 

so Umbach.

Über den Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH)

Der Landesverband Bayern im DJH ist als gemeinnütziger Verein Betreiber und Partner von derzeit 48 Jugendherbergen (35 Häuser in Eigenregie, 13 Häuser durch Partner betrieben, z.B. Kommunen) und verfolgt unmittelbar gemeinwohlorientierte Aufgaben. Seit Gründung des DJH steht ein wesentlicher Gedanke im Vordergrund: Junge Menschen sollen unabhängig von Herkunft und sozio-ökonomischem Status die Welt entdecken, Gemeinschaft erleben und ihren Horizont erweitern. Die Jugendherbergen sind ein vielseitiger Lern- und Erlebnisort mit abwechslungsreichen und lebensweltorientierten Programmangeboten für Schulklassen, Gruppen und Familien in den Bereichen Soziales Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Kultur und Sport. Im Jugendherbergswerk sind ca. 2,4 Mio. Menschen organisiert.

Quelle: Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V. vom 02.12.2024

Redaktion: Zola Kappauf

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